Letzte Rache: Thriller (German Edition)
dass Sie gekommen sind.« Carlyle machte einen Schritt zurück und sah zu, wie der Stadtstreicher sich aufrappelte und zur Tür schlurfte. »Nicht schlecht für einen Toten«, sagte er und grinste.
»Was?« Hartson warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Nichts. Gehen wir zum Plaudern nach oben.«
Ausnahmsweise funktionierte die Klimaanlage. Das Konferenzzimmer im vierten Stock war ausgesprochen kühl, genau so, wie er es mochte. Hartson lehnte eine Tasse Kaffee ab, holte eine kleine Flasche Wasser aus ihrer Schultertasche und nippte geziert daran.
Carlyle spielte mit seiner Espressotasse, nahm aber keinen Schluck. »Also«, sagte er beiläufig, »erzählen Sie mir Ihre Geschichte.«
Darüber dachte sie einen Augenblick nach, bevor sie ihn verlegen ansah. »Wo soll ich anfangen?«
»Woher kennen Sie Matias Gori?«, fragte er.
»Ich kenne ihn nicht«, sagte sie bedächtig, »aber ich weiß über ihn Bescheid.«
Großartig, dachte Carlyle, eine pedantische Fanatikerin, genau das, was ich brauche. »Okay, warum sind Sie an ihm interessiert?«
Noch einmal dachte sie darüber nach, wo sie anfangen sollte. Normalerweise, dachte Carlyle, bedeutet das, sie bereiten sich darauf vor, dich zu belügen. Aber im Fall von Monica Hartson war er überzeugt, dass sie nur versuchte, genau zu sein. »Wir haben eine Kampagne …«
»Die Töchter des Dismas?«
»Ja. Wir haben gegen die Verwendung von Söldnern in Ländern wie dem Irak protestiert.« Sie wühlte in ihrer Tasche herum und zog zwei Broschüren heraus, die sie über den Tisch schob.
Carlyle ließ sie dort liegen. »Erzählen Sie es mir zuerst in Ihren eigenen Worten.«
»Nun ja, wir haben diese Kampagne … wir konzentrieren uns besondersauf Söldner, die von britischen Steuergeldern finanziert werden.«
» LA … soundso …«
» LAHC , ja.« Sie schien sich ein wenig zu entspannen, beseelt von der Hoffnung, dass der Polizist zumindest ein bisschen informiert sein könnte. »Die Initialen stammen von Luis Alberto Hurtado Cruchaga. Pater Hurtado war ein Jesuit, der vor ein paar Jahren vom Papst heiliggesprochen wurde.«
»Dann haben diese Leute«, sagte Carlyle, der es sich nicht verkneifen konnte, sie ein wenig aufzuziehen, »einen religiösen Hintergrund, genau wie Sie?«
»Nicht richtig«, sagte sie gleichmütig, ohne anzubeißen. » LAHC hat nichts mit der Kirche zu tun, und sie haben definitiv nichts mit Sozialreformen zu tun. Es ist ein in den USA registriertes Unternehmen, aber sie gehört im Wesentlichen einer Gruppe reicher Chilenen mit Verbindungen zum Militär und wird von ihnen auch betrieben. Sie stellen frühere Kommandosoldaten und andere Spezialeinsatzkräfte ein und nehmen britische Hilfsgelder, um ihre Löhne zu bezahlen.«
»Und so sind Sie auf Gori gestoßen?«
»Ja. Gori gehörte zu den chilenischen Spezialeinsatzkräften, zur dreizehnten Kommandogruppe, die als Skorpione bekannt sind. Sein Onkel ist außerdem der Gründer der LAHC . Nach den Skorpionen wurde Matias«, sie hob die Finger in die Luft, um Anführungszeichen anzudeuten, »›Diplomat‹. Aber ihn verbinden sehr enge Bande mit den Söldnern, weil er mit einigen von ihnen zusammen in der Armee gedient hat.«
Sie warf Carlyle einen Blick zu, der ihr ein Zeichen gab fortzufahren. »Er hat sie sogar auf Missionen begleitet. Eine dieser Missionen zu einer Stadt namens Ishaqi nördlich von Bagdad endete mit der Massakrierung von mehr als fünfzig Männern, Frauen und Kindern. Zeugenberichten zufolge hat Matias Gori ein Dutzend von ihnen eigenhändig umgebracht. Als wir herausfanden, dass er in London arbeitete, haben wir versucht, ihn verhaften zu lassen, damit ihm entweder hier oder im Irak oder vielleicht auf dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag der Prozess gemacht würde.«
Carlyle nahm einen kleinen Schluck von seinem Espresso. »Und?«
Hartson sah wütend aus. »Unsere Anwälte sagen, wir bräuchten mehr Beweise. Deshalb haben wir versucht, ihn direkt zur Rede zu stellen.«
Oh, oh, dachte Carlyle, das Women’s Institute nimmt es mit Rambo auf. Ausgezeichnete Idee. »Wann war das?«
»Am Anfang dieses Monats hat es eine Demonstration gegeben. Wir sind zu der Botschaft marschiert und haben dem Botschafter eine Petition überreicht, in der wir darum bitten, dass Gori zum Zweck einer Vernehmung der Polizei ausgeliefert wird.«
»Und was hat der Botschafter gesagt?«
»Wir warten noch auf eine Antwort.«
»Und inzwischen sind zwei von Ihnen tot.«
Sie schaute ihn
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