Letzte Rache: Thriller (German Edition)
geben. Selbst wenn Sie ihn schließlich erwischen, wenn Sie Matias Gori vor Gericht bringen, wird es das wert gewesen sein?«
»Ja.«
»Trotz des Todes Ihrer Freundinnen?«
»Der springende Punkt ist, dass sie nicht hätten sterben müssen, genauso wenig wie die armen Menschen in Ishaqi nicht hätten sterben müssen.« Sie schaute ihn mit einer Grimmigkeit in den Augen an, die vorher nicht da gewesen war. »Wenn dies ein anständiges Land wäre, wäre schon längst etwas gegen Gori unternommen worden. Wir hätten uns gar nicht erst einschalten müssen – falls die Polizei ihren Job anständig gemacht hätte.«
Sie wartete auf eine Antwort, aber Carlyle sagte nichts.
»Aber weil niemand etwas davon wissen wollte«, fuhr Hartson fort, »beschlossen wir, den Kampf aufzunehmen. Alles, was wir tun wollten, war: einen Mann – einen Mörder – zur Rechenschaft zu ziehen. Wir haben gedacht, das sei mit Sicherheit machbar – ein kleiner Sieg für die Anständigkeit. Sie haben recht, viele Leute kommen mit schrecklichen Sachen ungestraft davon, aber das ist kein Grund aufzugeben. Wenn jeder Ihren Standpunkt einnähme, wäre die Welt sogar in einem noch schlimmeren Zustand, als sie ohnehin ist.«
Zerknirscht hob Carlyle eine Hand hoch. »Ich hab nicht gesagt, das wäre mein Standpunkt …« Aber es war zu spät. Sie hatte sich ihre Tasche über die Schulter geschwungen und fädelte sich bereits durch die kleinen Grüppchen von Bittstellern in dem Warteraum und war fast an der Tür, als er die Worte herausgebracht hatte.
Als sie gegangen war, ging der Inspector durch, was sie hatten. Es war vermutlich nicht genug, um Hartson Polizeischutz zu besorgen, und bestimmt nicht genug, um Gori zu verhaften. Aber Carlyle sollte jetzt zumindest in der Lage sein, Commander Simpson davon zu überzeugen, dass sie ihn diese Geschichte durchziehen ließ. Jedenfalls hoffte er das. Simpsons Ehemann war vielleicht immer noch ein Nachrichtenthema, aber sie war nach wie vor an ihrem Arbeitsplatz. Er rief in ihrem Büro an und hinterließ eine Nachricht bei ihrer Assistentin, die ihm versprach, sie würde Simpson veranlassen, ihn so schnell wie möglich zurückzurufen.
Carlyle beendete das Gespräch und schaute sich um. Was sollte er als Nächstes tun? Während er sich am Kopf kratzte, kam er schließlich zu einer Entscheidung; er würde sich nicht länger davor drücken, sondern endlich in der Jubilee Hall ins Schwitzen kommen.
Dreiunddreißig
Matias Gori stand im Schatten der Einfahrt des seit Langem geschlossenen Hochkommissariats von Simbabwe unter einem Plakat, das Ausflüge zu den Victoriafällen anpries, und beobachtete Monica Hartson, wie sie die Eingangsstufen der Polizeistation Charing Cross hinunterging. Die Hauptverkehrszeit näherte sich, und die Straßen waren überfüllt, sodass sie nur langsam vorankam und Gori in ihrer Nähe bleiben konnte, ohne dass er Gefahr lief, entdeckt zu werden.
Hartson verließ die A4, griff sich eine kostenlose Zeitung und tauchte in den Bahnhof Charing Cross ein. Gori ließ sich etwas zurückfallen und sah zu, wie sie sich einen Kaffee kaufte, bevor sie hinunter zur U-Bahn ging. Als ihm klar wurde, dass er keinen Fahrschein hatte, folgte er ihr die Rolltreppe hinunter und lief zum nächsten Automaten. Er zog eine Handvoll Münzen aus der Tasche seines Jacketts, schob sich vor eine Gruppe chinesischer Touristen und warf genug Geld in den Schlitz, um ein normales Einzelticket zu bekommen. Er passierte die Schranken gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Kopf Hartsons eine andere Rolltreppe hinunter verschwand, wo es zur Northern Line ging. Während er in die Tiefen der U-Bahn-Station eilte, sah er, dass sie sich am Fuß der Rolltreppe nach rechts wandte und auf den Bahnsteig trat, der für Züge in nördlicher Richtung gedacht war. Er zählte langsam bis fünf und folgte ihr.
Der Bahnsteig war voll mit verschwitzten, müde und frustriert aussehenden Fahrgästen, aber nicht brechend voll. Über Lautsprecher kam eine Entschuldigung, dass es durch Probleme mit der Signalanlage zu Verzögerungen käme,und die elektronische Anzeigetafel verkündete eine Wartezeit von vier Minuten für den nächsten Zug. Umgeben von einem Meer ausdrucksloser Gesichter bewegte sich Gori vorsichtig über den Bahnsteig, ohne einmal stehen zu bleiben oder Blickkontakt herzustellen. Er entdeckte sie nach etwa drei Vierteln der Wegstrecke, wo sie unmittelbar hinter der gelben Linie stand, an ihrem Kaffee nippte und auf
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