Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Motorgeräuschen ein. Reifen quietschten auf Asphalt, Stiefel knirschten auf Kies, man hörte wütendes Rufen und angsterfüllte Schreie. Als sie schließlich vor dem Haus stehen blieben, spürte Pettigrew, wie ihn eine Welle der Gelassenheit erfasste. »Es hat keinen Sinn«, murmelte er vor sich hin, »sich unter dem Bett zu verstecken, wenn ein Mann mit einer Maschinenpistole um zwei Uhr morgens an deine Tür klopft. Stattdessen machst du ihm auf.«
Ein Soldat lief mit erhobenem Gewehr auf ihn zu. Er sah fast noch wie ein Junge aus – siebzehn, höchstens achtzehn. Als Pettigrew ihm in die Augen sah, erkannte er das sadistische Funkeln darin, diefast pantomimische Bedrohung in seiner Stimme. Er bekam ein Bouquet aus Körpergeruch und Bohnenmus, gemischt mit Torobayo-Bier, in die Nase.
Der Junge ließ das Gewehr sinken, sprang vor den Priester und spuckte ihm ins Gesicht. Pettigrew zuckte zusammen, wischte sich das Gesicht aber nicht ab.
Der erste Schlag schickte ihn zu Boden. Er versuchte, langsam durch den Mund zu atmen und den Feueralarm, der in seinem Gehirn losging, und das Feuer in seinem Schritt zu ignorieren, während der Schmerz auf einer Woge von Adrenalin durch seinen Körper raste.
Im Schatten lachte jemand auf. Eine kaltschnäuzige Stimme ertönte: »Das muss wehtun!«
»Bienvenido a la Caravana de la Muerte«, sagte der junge Soldat grimmig. Ein weiterer Schleimklumpen spritzte auf den Boden vor Pettigrews Gesicht. Er schaute nach oben. Das schlaffe Grinsen auf dem Gesicht des Soldaten sprach Bände.
Willkommen bei der Todeskarawane.
Genießen Sie die Fahrt.
Pettigrew nahm die Schultern nach hinten und stellte sich aufrecht vor die neue Inquisition.
Durch sein Studium an der Katholischen Universität in Santiago wusste er, dass in diesem Teil der Welt die erste Päpstliche Inquisition offiziell erst 1834 beendet war. Sie hatte mehr als sechshundert Jahre gedauert.
Jetzt war sie zurück.
»Für mich ist die Zeit zum Sterben gekommen.«
Der Tod ist allerdings kein spezifischer Augenblick. Er ist ein Prozess, der beginnt, wenn das Herz aufhört zu schlagen, die Lunge aufhört zu pumpen und das Gehirn den Dienst einstellt. In diesem Fall, das wusste er, würde es ein langer, quälend langsamer Prozess sein. Er hatte die Anmaßung und die Unverschämtheit des Häretikers an den Tag gelegt, und jetzt würden seine falschen Entwürfe vernichtet werden. Der Prophet, der Träumer musste umgebracht und die Abscheulichkeit seiner falschen Lehren musste eliminiert werden.
Er besaß weder die apostolische Demut noch die Strenge oder die Heiligkeit, die für irgendetwas, das einer Erlösung auch nur entfernt nahekam, erforderlich war.
Es war zu spät für eine begeisterte Predigt.
Es war zu spät für freiwillige Beichten.
Jetzt gab es nichts anderes zu tun, als den Schmerz zu begrüßen.
Instinktiv wussten die Soldaten in ihrer Seele, dass kein Mann sich so weit erniedrigen durfte, irgendwelchen Ketzern gegenüber Toleranz zu zeigen. Pettigrew machte sich innerlich auf einen weiteren Tritt gefasst. Er rutschte auf den Knien nach vorn, versuchte, so nahe wie möglich an die Stiefel des Jungen heranzukommen, ohne es zu offensichtlich zu machen. Wenn der Junge nicht groß Schwung holen konnte, würde hinter seiner nächsten Attacke nicht allzu viel Kraft stecken, und vielleicht würde er nur von dem Tritt gestreift. Während er sich sacht auf den Knien wiegte, konnte er die Schuhcreme riechen. Sie war über die Spitzen seiner abgewetzten Stiefel geschmiert worden wie Make-up auf einer Leiche. Wenn er sich die Mühe gemacht hätte, sie richtig zu putzen, dachte Pettigrew, hätte ich vielleicht mein Gesicht sich darin spiegeln sehen. Stattdessen war da nur Schwärze.
Die Stiefel machten einen Schritt zurück. Er schloss die Augen, holte tief Luft und wartete.
Der Tritt kam nicht.
Nach ein paar Sekunden trat der Soldat beiseite und drehte sich zu einem jaulenden Geräusch um, das irgendwo auf seiner rechten Seite begonnen hatte. Es klang wie ein Hund, den ein Auto angefahren hatte, aber Pettigrew wusste, dass es kein Hund war. Fluchend und schreiend wurde eine Frau, die er nicht kannte, an den Haaren durch die Straße gezerrt. Der junge Soldat sprang vor und traf sie, ohne einen Zwischenschritt machen zu müssen, mit einem lässigen Tritt wie ein Kind, das auf der Straße gegen einen Stein kickt. Sein rechter Stiefel landete irgendwo in der Nähe ihres Mundes, und Pettigrew sah ihr Gesicht in einem
Weitere Kostenlose Bücher