Letzte Rache: Thriller (German Edition)
– was entscheidend war – deutlich innerhalb des Zielbereichs der Leistungsvorgaben.
Während die Diskussion immer weiter abschweifte, erinnerte Simpson sich mit einiger Befriedigung daran, wie sie persönlich die Ermittlungen bei vier der fraglichen Mordfälle überwacht hatte. Ihre Untergebenen waren in den Genuss einer hundertprozentigen Erfolgsquote gekommen. Und jetzt machte sie von all diesem Aufwand guten Gebrauch. Obwohl sie eigentlich nicht zum SCD gehörten, hatte sie dafür gesorgt, dass diese Fälle Teil des Berichts wurden, um die umfassende Aufklärungsquote zu erhöhen. Schließlich machte auch Kleinvieh Mist, wenn man sich in einer endlosen Schlacht mit Politikern um Geld und Ressourcen befand.
Da sie den Fehler begangen hatte, in ein Käsesandwich zu beißen, das nicht mehr gut war, spülte sie es schnell mit einem Mundvoll Kaffee hinunter, während sie jemandem zuhörte, der das Thema der kürzlichvorgeschlagenen Änderungen in den Mordparagrafen des Strafrechts zur Sprache brachte. Geplant war, den existierenden mildernden Umstand der »Provokation« durch den der »Furcht vor einer Gewalttat« zu ersetzen oder wenn der Täter, in Ausnahmesituationen, »schweres Unrecht erlitten« hatte. Nach Simpsons Ansicht war keiner der beiden auch nur annähernd eine Rechtfertigung dafür, einen anderen Menschen zu töten. Die dauernden Versuche, das Strafgesetzbuch zu manipulieren, machten sie nervös. Großbritannien war ein sicheres Land; London war eine sichere Stadt. Die meisten Menschen waren gute Staatsbürger oder achteten zumindest die Gesetze. Das Strafgesetzbuch funktionierte – man sollte die Finger davon lassen.
Wie jeder anständige Polizist glaubte Commander Simpson im Grunde, dass die einzige erfolgreiche Rechtfertigung für eine schwerwiegende Beschuldigung lauten sollte: »Ich habe es nicht getan.« Eine Menge Leute dachten, ihnen wäre auf die eine oder andere Weise »schweres Unrecht« widerfahren. Ihrer Meinung nach war das keine Entschuldigung für einen Mord.
»Was halten Sie davon, Commander?«, fragte jemand.
Das war eine Frage, die mit keiner Antwort rechnete und keine verdiente. »Ich halte es für einen interessanten Vorschlag«, antwortete sie und ließ ihren Blick gelassen um den ganzen Tisch herum schweifen. »Ich bin jedoch sicher, dass wir, egal, was passiert, unseren ausgezeichneten Leistungsnachweis auf diesem Gebiet aufrechterhalten und noch verbessern werden.«
Sechs
Zum ersten Mal begann Carlyle sich zu fragen, ob sie es mit jemandem zu tun hatten, der nicht alle Tassen im Schrank hatte.
»Welche Feinde?«, fragte er.
Henry Mills schaute ihn an, als versuche er, zu einem Entschluss zu kommen. »Die Geheimpolizei«, sagte er schließlich.
Joe setzte sich aufrecht hin. » Wir sind die Polizei, Mr Mills.«
»Nicht ihr«, sagte Mills scharf. »Die Geheimpolizei .«
»Welche Geheimpolizei ?«, fragte Carlyle. » MI 5?« Gelangweilt und frustriert verabschiedete er sich innerlich von diesem Gespräch. Im Geiste war er schon wieder im Revier, wenn nicht ein gutes Stück auf dem Heimweg zu seinem Abendessen. Er fragte sich sogar, ob es wohl heute Abend irgendwas Gutes im Fernsehen gab, bevor er sich wieder der Gegenwart zuwandte. »Wen meinen Sie?«
Mills starrte ihn verständnislos an.
» MI 6?«, versuchte Carlyle es wieder.
»Nein, nein, nein!« Mills zeigte auf das Plakat über dem offenen Kamin. »Nicht unsere Bande. Sind Sie schwer von Begriff?«
Joe kicherte. Carlyle biss die Zähne zusammen.
Henry Mills wedelte theatralisch mit den Armen. »Ich rede von den verdammten Chilenen.«
»Chilenen?« Carlyle schaute auf das Plakat über dem Kamin. Er steckte die Hände tief in die Taschen.
»1973. Der von der CIA gestützte faschistische Staatsstreich.« Mills gestikulierte in Richtung des Plakats. »Der Sturz der Regierung des Präsidenten Salvador Allende. Hat man Ihnen in der Schule nichts davon erzählt?«
»Ich bin nicht daran interessiert, was 1973 passiert ist«, sagte Carlyle zu ihm. »Ich bin daran interessiert, was letzte Nacht passiert ist – hier, in dieser Wohnung.«
Jetzt war Mills an der Reihe, verärgert zu sein. »Aber ich versuche, Ihnen zu erklären …«
Der Inspector, der eine ausgedehnte Geschichtsstunde befürchtete, hielt eine Hand hoch. Er überlegte, ob Henry Mills am Ende nicht doch einen Rechtsanwalt haben sollte. Der Anwalt könnte versuchen, seinen Mandanten zur Vernunft zu bringen. »Warum sollte jemand aus Chile Mrs Mills
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