Letzte Rache: Thriller (German Edition)
beginnt nächste Woche, und wir könnten durchaus zur Abwechslung mal ein paar anständige Fälle behandeln.«
»Ich werde tun, was ich kann«, sagte Carlyle und lächelte. »Machen Sie sich keine Gedanken wegen der Show – das ist nicht mein Ding.«
»Herrgott!« Sie schaute zur Decke hoch, und er nahm zur Kenntnis, wie ihre Brüste in ihrer Bluse anschwollen. »Sie müssen der einzige Cop in London sein, der nicht im Fernsehen auftreten will.«
Er verzog das Gesicht ein wenig und zwang sich, ihr wieder in die Augen zu sehen. »So wie ich es sehe, ist es ein Eingeständnis, versagt zu haben, wenn man in Ihrer Sendung – eigentlich in jeder Sendung – auftreten muss.«
»Das ist nicht richtig.« Rosanna hob ihren Pfefferminztee halbwegs bis zu ihrem Mund und setzte ihn dann behutsam wieder auf dem Tisch ab. »Sie versuchen nur, das Medium zu Ihrem Vorteil zu nutzen.«
»Aber wie oft erzielen Sie damit Ergebnisse?«
Diesmal ließ ihre Antwort auf sich warten. »Nun ja …«
Er fragte sich, ob sie jemals zuvor darüber nachgedacht hatte. Es war einfach etwas billige Unterhaltung. Wen interessierte es also, ob tatsächlich irgendwelche Verbrecher festgenommen wurden? Aber er schob diese Gedanken beiseite; er war nicht hier, um sie in Verlegenheit zu bringen. »Ich bin ein bisschen in den Fall Jake Hagger verwickelt«, sagte er. »Es ist keiner von meinen, aber ich kenne die Mutter.«
»Ach ja.« Sie nickte. »Der kleine Junge, der von seinem Vater aus dem Kindergarten entführt wurde.«
»Haben Sie darüber berichtet?«
»Nein. Aber wir könnten ihn in der nächsten Folge behandeln, wenn Sie das möchten.«
»Ich glaube, dafür ist es zu spät.«
»Warum?« Sie schaute ihn bedächtig an, nicht unglücklich darüber, dass sie inzwischen über die Probleme von jemand anders sprachen. »Glauben Sie, dass er tot ist?«
Carlyle schnaubte. »Manchmal frage ich mich, ob ich nicht hoffe, dass er tot ist.«
»Aber …« Allmählich breitete sich der Ausdruck von Verständnis auf ihrem Gesicht aus. »Mein Gott, das ist ja schrecklich.«
Carlyle zuckte mit den Achseln.
»Vielleicht denken Sie zu negativ«, sagte Rosanna. »Schließlich ist Kinderschutz eigentlich nicht unsere Sache. Eine Menge Kinder werden gefunden. Man nimmt an, dass in Großbritannien jedes Jahr ungefähr fünfhundert Kinder entführt werden. Fast alle werden von einem unzufriedenen Elternteil mitgenommen, der das Sorgerecht will. Das ist nicht nett, aber was ganz anderes als das, woran Sie denken.«
Carlyle schaute hinunter auf seine leere Tasse. »Ich bin kein Experte, aber glauben Sie mir, das Letzte, was Michael Hagger will, ist das Sorgerecht für seinen Jungen. Er hat entweder versucht, ihn zu verkaufen, oder er hat ihn auf andere Weise bei einer seiner geschäftlichen Transaktionen be-
nutzt.«
»Würg!« Sie steckte einen Finger in ihren kalten Tee und rührte ihn damit um. »Gemessen daran sieht mein Problem ein bisschen armselig aus, nicht wahr?«
Ja, ganz recht, dachte Carlyle. »Ganz und gar nicht«, sagte er. »Aber alles, was mit Kindern zu tun hat, ist einfach das Schlimmste.« Er lächelte. »Wenn Sie zur Mutter werden, begreifen Sie das.«
Ein schmerzlicher Ausdruck wanderte über Rosannas Gesicht. »Josh würde Zustände kriegen, wenn er hören könnte, wie Sie darüber reden, dass ich Kinder bekommen soll.«
»Na ja«, sagte Carlyle, der sich etwas unbehaglich dabei fühlte, die Vater-Perspektive einzunehmen, »falls ich je mit Josh darüber reden würde, müsste ich ihm sagen, dass er sich, wenn es so weit ist, nur darüber Gedanken machen sollte, dass er tut, was man ihm sagt, sich der Herausforderung stellt und ihr gerecht wird.«
Sie errötete. »Inspector!«
»Das stimmt«, sagte er und grinste, zufrieden darüber, dass er sie wenigstens ein bisschen aufgemuntert hatte.
»Er wäre alles andere als glücklich«, protestierte sie.
Carlyle suchte die Straße draußen ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Anderenfalls könnte ich ihm zwei Typen mit Baseballschlägern auf den Hals schicken – die drohen, ihm die Beine zu brechen.«
Sie lachte. »Ich nehme an, Sie kennen eine Menge solcher Leute.«
»Das stimmt«, sagte er, wobei er versuchte, nicht zu erfreut darüber zu klingen.
Einen Moment lang saßen sie in ungezwungenem Schweigen da. Dann fragte sie: »Glauben Sie, es besteht eine Chance, Jake Hagger zu finden?«
Denk dran, sie ist Journalistin , meldete sich eine leise Stimme im Kopf des
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