Letzte Rache: Thriller (German Edition)
nicht das Gleiche.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Ihnen gefällt es einfach, Ärger zu verursachen, Inspector.« Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Jedenfalls muss ich jetzt gehen. Vielen Dank für unser Gespräch.«
»Ich werde wirklich tun, was ich kann, um Ihnen mit Ihrem Stalker zu helfen«, versprach Carlyle. »Ich werde mit Singleton reden, und dann sehen wir, was wir unternehmen können. Wenn Sie Ihren Kerl das nächste Mal sehen, rufen Sie mich sofort an.«
»Er ist nicht mein Kerl!«, entrüstete sie sich.
Er hob beschwichtigend die Hände. »Sie wissen schon, was ich meine. Rufen Sie mich einfach an.«
»Das werde ich machen.«
»Die eine Sache, die für mich nützlich wäre, ist ein Nachname. Vielleicht ist er bei der Fürsorge gemeldet oder hat eine Krankengeschichte. Vielleicht nimmt er seine Medikamente nicht. Vielleicht braucht er einfach Hilfe.«
»Mmmm …« Sie klang nicht voll überzeugt. Schließlich sollte es hier um ihre Bedürfnisse gehen, nicht um die des Mannes, der ihr nachstellte.
»Sollte es irgendwelche neuen Überlegungen hierzu oder andere Entwicklungen geben, melden Sie sich bei mir.« Er schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und stand auf, wobei er sich ein paar Krümel von der Hose abwischte. »Aber wenden Sie sich nicht direkt an ihn. Wahren Sie Abstand und gehen Sie kein Risiko ein!«
»Ja, Sir!« Sie salutierte zackig, und er sah erfreut, dass wieder etwas von dem alten Funkeln in ihre Augen zurückgekehrt war. Sie stand auf, hängte sich die Tasche über die Schulter und setzte sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange. »Vielen Dank für alles. Das ist wirklich nett von Ihnen. Allein zu wissen, dass Sie an dem Fall beteiligt sind, ist eine große Hilfe.«
An dem Fall? Carlyle spürte, dass er ein wenig rot wurde. »Das w-wird schon w-wieder«, haspelte er, als sie sich zur Tür umwandte. »Wir bleiben in Verbindung.«
Zwölf
Eine Nacht in der Zelle hatte Henry Mills nicht dazu bewogen, seine Geschichte zu ändern. Er blieb hartnäckig bei seiner Version, dass er fest geschlafen habe, während seine Frau in der Küche ihrer Wohnung erschlagen worden sei. Carlyle, der von seiner Antwort weder enttäuscht noch besonders überrascht war, beschuldigte ihn offiziell des Mordes und ging zurück nach oben, um sich um den Papierkram zu kümmern. In zwei Stunden wäre der Fall Mills von seinem Schreibtisch verschwunden und würde das Problem von jemand anders werden.
Er wartete darauf, dass sein Computer hochfuhr, als Joe Szyszkowski mit einem blauen DIN -A4-Aktenordner unter dem Arm vorbeikam.
»Was hast du zu bieten«, fragte Carlyle ohne große Vorrede.
Joe hockte sich auf die Schreibtischkante, öffnete den Ordner und blätterte einige Papiere durch. »Es sieht so aus, als hätte er über diese chilenische Geschichte die Wahrheit gesagt.«
»Tatsächlich?«, sagte Carlyle, der auf die sich überschlagende Sanduhr auf seinem Computerbildschirm starrte und nicht mehr wirklich an der Sache interessiert war.
»Agatha Mills hatte einen Bruder«, fuhr Joe fort, den das Desinteresse seines Chefs nicht weiter beeindruckte, »mit Namen William Pettigrew. Sie hatten einen chilenischen Vater und eine englische Mutter.«
»Pettigrew? Klingt in meinen Ohren nicht sehr chilenisch.«
»Es existiert da irgendwo ein schottischer Urgroßvater oder sogar Ururgroßvater«, erklärte Joe. »In Chile gab es offenbar einen starken keltischen Einfluss. Ein ganzer Pulk schottischer Bauern ist in den Vierziger- und Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts dorthin ausgewandert. Und die chilenische Marine wurde von einem Schotten aufgebaut, einem Lord Cochrane, als die Chilenen gegen ihre spanischen Kolonialherren um die Unabhängigkeit kämpften.«
»Interessant«, sagte Carlyle beeindruckt.
»Wikipedia ist eine tolle Einrichtung.« Joe zuckte mit den Achseln. »Wir haben offenbar immer enge Beziehungen mit den Chilenen unterhalten. Einige von ihnen haben sogar im Irak gekämpft.«
»Herr im Himmel!« Carlyle schüttelte den Kopf. »Was haben die denn damit am Hut?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls wurde William in Valparaíso, einer Küstenstadt nördlich von Santiago, katholischer Priester. Er ist 1973 während des Militärputschs verschwunden, als die Armee die Regierung stürzte.«
»Das passiert immer wieder bei einem Militärputsch«, sagte Carlyle, ohne eine Miene zu verziehen.
Joe ließ sich nicht
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