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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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Dank verdienen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu dumm, um zu begreifen, wer sie sind.
    Ich will nicht mehr Geld für andere Leute verwalten. Ich habe selbst genug. Ich bin mehr als glücklich mit der Entlohnung, die ich für die zehn wichtigsten Jahre meines Lebens erhalten habe. Meine Botschaft an den Rest von euch lautet: Werft euer BlackBerry weg und genießt das Leben.
    Lebt wohl und viel Glück.
    Carole Simpson hatte keine Ahnung, wo dieser ganze Zorn herkam. Es schien ihm überhaupt nicht ähnlich zu sehen. Der Beschluss, sich mit einer unanständigen Menge Geld aus der City zu verabschieden, war eine Sache. Es allen anderen unter die Nase zu reiben, war eine ganz andere. Besonders wenn man bedachte, dass Joshua immer noch seine politischen Ambitionen hatte. Sie schienen sogar noch zuzunehmen. Sie machte sich Sorgen, dass dieser Abschiedsgruß noch ein Nachspiel für ihn haben würde. Es war kindisch. In die Hand zu beißen, die einen füttert, ist nie eine gute Idee.
    Der Brief musste noch an Investoren geschickt beziehungsweise auf der Website von McGowan Capital veröffentlicht werden, also konnte sie es ihm vielleicht auf dem Empfang an diesem Abend ausreden. Es gab Drinks und danach ein Abendessen. Ein weiterer verlorener Abend, weil sie die pflichtbewusste Ehefrau spielte – als ob sie nicht auch einen Beruf hätte. Die Einladung aus schwerem Karton lag auf ihrem Schreibtisch. Simpson warf einen Blick darauf und kalkulierte, dass sie in etwa fünfzehn Minuten aufbrechen müsste. Das wäre mehr als genug Zeit.
    Sie nahm den Telefonhörer in die Hand, drückte auf einen Knopf und wartete darauf, dass ihre persönliche Assistentin im Zimmer nebenan abnahm. »Schicken Sie ihn rein«, sagte sie knapp und legte sofort wieder auf, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Die Tür zu ihrem Büro ging auf. Simpson beobachtete, wie Carlyle hereinkam und vor ihrem Schreibtisch stehen blieb. Noch ein Mann, der mir das Leben unnötig schwer macht, dachte sie. Während sie ihn dort ein paar Sekunden warten ließ, musterte sie ihn für den unwahrscheinlichen Fall von oben bis unten, dass sie irgendeine neue Erkenntnis über ihren – sein Potenzial nicht ausnutzenden, wenn auch mitunter beeindruckenden – Kollegen gewinnen könnte. Aber da gab es nichts zu gewinnen.
    Während sie ein paar Notizen auf einen Block kritzelte, wies sie ihn mit einer kurzen Handbewegung an, sich zu setzen. »Wie geht es Ihnen, Inspector?«, fragte sie schließlich.
    »Gut.« Carlyle saß aufrecht auf seinem Stuhl, als wäre er wieder im Büro des Direktors in der Henry Compton Sekundarschule vor dreißig Jahren und wartete auf seine Bestrafung für irgendein unwichtiges Vergehen. Da er nicht bereit war, sich am Austausch irgendwelcher falschen Höflichkeiten zu beteiligen, beschränkte er seine Antwort auf dieses eine Wort und ließ seinen Blick wandern. Seit seinem letzten Besuch schien sich hier nichts geändert zu haben. Von der Grundausstattung abgesehen, war das Büro leer, auf dem Schreibtisch befand sich praktisch nichts außer einem Notizblock und dem Foto eines selbstzufriedenen Mannes im mittleren Alter, der aus dem Leim gegangen war. Carlyle vermutete, dass es sich um Simpsons Mann handelte.
    Der Inspector war bei seiner Chefin immer auf der Hut. Sie waren sehr verschieden, und beide wussten es. Commander Simpson war fünf oder sechs Jahre jünger als Carlyle und konnte sich immer noch berechtigte Hoffnungen darauf machen, vor dem Ende ihrer Dienstzeit weitere Stufen auf der Karriereleiter zu erklimmen. Er kannte Simpson inzwischen seit fast zwölf Jahren, weil er nicht lange nach seiner Versetzung nach Charing Cross ihrer Leitung unterstellt worden war. Er musste zugeben, dass sie eine verteufelt gute Strippenzieherin war – sie schaute immer nur nach oben –, und sie hatte an ihrer Managementrolle Gefallen gefunden wie eine Ente am Wasser. Sie konnte auch charmant sein – wenn man ein Mann in einem bestimmten Alter war, das heißt zwischen zehn und fünfzehn Jahren älter als sie, und sie was von einem wollte.
    Simpson wollte selten irgendwas von Inspector John Carlyle. Der Inspector wusste, dass sie enttäuscht davon war, was sie als seine Weigerung verstand, das Spiel mitzuspielen. Mindestens genauso wichtig war seine Unfähigkeit, seine Gefühle ihr gegenüber zu verbergen. Simpson ließ Carlyle kalt. Er hasste das Gefühl, für ihre Mission, den eigenen Ruhm zu mehren, vereinnahmt worden zu sein. Irgendwie

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