Letzte Rache: Thriller (German Edition)
Agustín Arturo Prat Chacón war, als er hörte, dass Commander Simpson wieder den Raum betrat.
Sie lächelte schmallippig, während sie erneut hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm. »Also, wo waren wir stehen geblieben?«, fragte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.
»Sandra Groves«, sagte Carlyle liebenswürdig. »Nachdem sie mich attackiert hatte, haben wir sie und ihren Freund festgenommen …«
Nach einer weiteren Minute seines fortgesetzten Monologs hielt Simpson ihre Hand hoch. Sie hatte genug gehört. Carlyle konnte für England argumentieren, der enervierende kleine Mistkerl konnte in der Tat für eine Weltauswahl argumentieren, und sie wusste, dass er nicht so dämlich war, sich bei einer solchen Sache erwischen zu lassen. Auf ein solches Glück konnte sie lange hoffen. »Okay, Inspector«, sagte sie erschöpft. »Ich verstehe, worauf das hinausläuft. Ich bin sicher, falls diese Beschwerde je so weit kommt, wird die Polizeigewerkschaft Hackfleisch daraus machen. Aber versuchen Sie doch bitte beim nächsten Mal etwas mehr Zurückhaltung zu zeigen.«
»Ich bin die Zurückhaltung in Person«, sagte Carlyle freundlich.
»Ja, nun …« Selbst Simpson musste angesichts seiner Dreistigkeit ein Grinsen unterdrücken. »Diese Mills-Geschichte haben Sie übrigens gut hingekriegt.«
»Vielen Dank«, sagte Carlyle.
»Hübsch und sauber«, sagte sie, wobei sie der Versuchung widerstand, »ausnahmsweise« hinzuzufügen.
»Sieht ganz so aus«, stimmte Carlyle zu, »aber es sind noch ein oder zwei Dinge nicht geklärt.«
Simpson stöhnte auf. »Was denn?« Wie konnte ihr Gegenüber selbst den simpelsten Mordfall des Jahres in ein Problem verwandeln?
»Mrs Mills, das Opfer, hat sich ein paar Feinde gemacht.«
»Darunter ihr Ehemann.«
»Vielleicht.«
»Er ist tot, oder nicht?« Simpson stieß genervt die Luft aus. »Sie wissen genauso gut wie ich, dass es in Fällen von häuslicher Gewalt wie diesem hier für gewöhnlich ein ziemlich deutliches Schuldbekenntnis ist, wenn man sich umbringt. Akzeptieren Sie den Sieg und ziehen Sie weiter.«
»Wird gemacht.« Er beschloss, sein Glück nicht überzustrapazieren, und stand auf.
»Gut«, sagte Simpson steif und sammelte die Papiere auf ihrem Schreibtisch zusammen. »Sie kennen ja den Weg nach draußen.«
Siebzehn
Ein einsamer junger Mann saß an einem Tisch auf dem Bürgersteig vor dem Café La Marquise an der Edgware Road. Er hielt ein Stück Würfelzucker so über seinen starken, sirupartigen türkischen Kaffee, dass er gerade die Oberfläche berührte, und sah zu, wie er braun wurde, bevor er ihn in die Mokkatasse fallen ließ. Er nahm den Teelöffel in die Hand und begann, den Kaffee umzurühren, wobei er die kleine Gruppe Demonstranten musterte, die gegen den Krieg marschierten.
Was für ein Gesindel, dachte er. Es nahmen vielleicht höchstens siebzig Leute an der Demonstration teil, und sie wurden von fast genauso vielen Polizisten begleitet. Im Grunde hielten sie nur den Verkehr auf und hinderten normale, gesetzestreue Bürger daran, ihren Geschäften nachzugehen, während sie langsam auf der Mitte der Straße in Richtung Hyde Park und einer Kundgebung an der Speakers’ Corner zogen. All die üblichen Spruchbänder, mit denen er in letzter Zeit Bekanntschaft geschlossen hatte, waren vertreten: Socialist Worker, Stop the War Coalition, Students for
Justice und so weiter und so fort, getragen von bleichen, kränklich aussehenden Leuten, angesichts deren man die Stra-
ßenseite wechseln würde, wenn sie einem entgegenkämen; alles in allem nicht mehr als ein Haufen erbärmlicher, desorganisierter, egozentrischer, unzurechnungsfähiger Verlierer.
Er nahm einen Schluck Kaffee und ließ sich von der Süße besänftigen. Am hinteren Ende der Demonstration sah er das Spruchband, auf das er gewartet hatte, und die drei Frauen darunter, von denen zwei die Stangen hielten und die dritte Broschüren verteilte, während sie dann und wann einen Sprechgesang anstimmten, der unweigerlich fast genauso schnell wieder verklang, wie er begonnen hatte.
»Was wollen wir?«
»Truppen raus!«
»Wann wollen wir das?«
» JETZT !«
Die Gespräche an den Tischen waren verstummt, während die anderen Gäste den Demonstranten zuschauten. Diese Briten und ihre Passionen! Für Ausländer, die in London lebten, waren sie eine fortwährende Quelle des Vergnügens. Er machte einen gaffenden Kellner auf sich aufmerksam und bestellte noch einen Kaffee,
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