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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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Er hatte sich noch nie damit aufgehalten, sich über die Probleme internationaler Waffenhändler Gedanken zu machen, aber er verstand, was der Botschafter meinte.
    »Und dann gibt es das Problem des Interessenkonflikts«, fuhr der Botschafter fort. »Ich habe geglaubt, dass ihr Briten euch immer ziemlich … anständig benehmt, wenn es um solche Dinge geht.«
    »Welcher Interessenkonflikt?«, fragte Carlyle, der sich darum bemühte, nicht zu interessiert zu klingen.
    »Christian Holyrod ist Aufsichtsratsmitglied der Gesellschaft Pierrepoint Aerospace.«
    Carlyle zuckte mit den Achseln, so klug wie zuvor.
    »›Aerospace‹«, sagte Orb, »ist heutzutage ein weit verbreiteter Euphemismus für ›Waffenfabrikant‹, Inspector. Hoch entwickelte Waffen, das stimmt, aber töten tun sie immer noch – wenn sie funktionieren, heißt das. Holyrod ist damit beschäftigt, Aufträge für seine Firma an Land zu ziehen – und ohne Zweifel Provisionen für sich –, während er sich eigentlich um das Wohlergehen dieser Stadt kümmern sollte.«
    Carlyle verzog das Gesicht. »Ich dachte, dass man solche Posten aufgeben muss, wenn man ein öffentliches Amt antritt.«
    »Offenbar nicht.«
    »Und das halten Sie für falsch?«
    »Es ist nicht mein Land.« Orb hob abwehrend die Hand. »Und es ist nicht meine Sache. Es wäre falsch, wenn ich mich dazu äußern würde. Aber ich habe in meinem Leben viel schlimmere Dinge gesehen.«
    Carlyle lächelte. »Davon bin ich überzeugt.«
    »Ich bin nur ein amüsierter Beobachter.«
    Carlyle beobachtete ein Vergnügungsboot, das flussaufwärts fuhr, und dachte darüber nach, was der Botschafter gesagt hatte. »Sprechen wir hier von Bestechung?«, fragte er schließlich.
    Ein Windstoß vom Fluss fegte über die Terrasse, und Orb zitterte. »Das ist so ein vager Begriff«, sagte er. »Sie sollten es so sehen: Es besteht nicht die Gefahr, dass er ins Gefängnis muss. Ich will damit nur sagen, dass ich schon lange Zeit dabei bin, und es gibt bestimmte Methoden, Geschäfte zu machen. Niemand hat es gerne mit jemandem zu tun, der zu aufdringlich wird.«
    »Ist das nicht genau die moderne Welt im Kleinen?«, fragte Carlyle.
    »Sie haben völlig recht«, sagte Orb und lachte. »Egal«, fuhr er fort, nahm die Hände vom Geländer und breitete die Arme aus, »Sie sind nicht hierhergekommen, Inspector, um mir dabei zuzuhören, undiplomatisch zu sein. Ich bin sicher, Sie werden meine Taktlosigkeit nicht zur Kenntnis nehmen.«
    Carlyle nickte. »Natürlich.«
    »Das Ende meiner beruflichen Laufbahn zeichnet sich ab«, sagte Orb ernst. »Ich muss mir nicht mehr solche Gedanken um jede meiner Äußerungen machen, aber trotzdem …«
    »Ich habe kein Interesse daran, Ihnen irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten, Sir«, sagte Carlyle. »Schließlich ist es ja nicht das, wozu ich Ihre Meinung hören wollte.«
    »Gut.« Der Botschafter nickte. »Vielen Dank. Also … was ist es, worüber Sie reden möchten?«
    »Nun ja«, sagte Carlyle und blickte auf seine Schuhe hinab, die geputzt werden mussten. »Ich führe gerade eine Ermittlung durch, die vielleicht einen chilenischen Aspekt hat, und ich hab mir gedacht, dass Sie mir möglicherweise einen Rat geben können.«
    Der Botschafter hörte aufmerksam zu, als Carlyle ihm den Fall Mills und die Geschichte von William Pettigrew mit dem verspäteten Versuch erklärte, seine Mörder vor Gericht zu bringen. Als der Inspector fertig war, überlegte er eine Weile.
    »Es klingt so, als hätten Sie schon gute Arbeit geleistet, Inspector«, sagte Orb schließlich. »Was kann ich noch für Sie tun?«
    »Ich habe mich gefragt, ob man Henry Mills’ Behauptung, dass seine Frau in Chile Feinde gehabt hätte, Glauben schenken müsste.«
    Orb bemerkte: »Wir haben alle Feinde.«
    »Feinde, die sie gerne tot sehen würden«, verdeutlichte Carlyle.
    Orb runzelte die Stirn, was ihn älter wirken ließ. »Aber ich dachte, der Fall sei abgeschlossen. Sie haben gegen den Ehemann Anklage erhoben.«
    »Ja.«
    Orb sah ihn bedächtig an. »Glauben Sie nicht, dass er es gewesen ist?«
    Carlyle wollte seine persönlichen Bedenken hinsichtlich der Ermittlungen nicht einem Mann mitteilen, den er gerade erst kennengelernt hatte. »Ich bin nur dabei, ein paar offene Probleme zu klären«, sagte er so beiläufig wie möglich. »Dies ist ein sehr schwerwiegender Fall, und ich möchte mir nicht von einem zynischen Verteidiger vorwerfen lassen, wir wären nicht gründlich genug

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