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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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Aber die Allianz begann Verschleißerscheinungen zu zeigen. In Westminster hatte man Christian Holyrod schnell als Edgar Carltons offensichtlichen Nachfolger und daher auch als seinen faktischen Rivalen identifiziert.
    Während ihm dies alles durch den Kopf ging, spürte Carlyle, wie die vertrauten Gefühle von Wut und Enttäuschung in ihm hochstiegen, die sich einstellten, wenn er an Fälle dachte,bei denen zu vieles unerledigt geblieben war. Er war immer noch äußerst unzufrieden damit, wie die Sache abgelaufen war, und der Gedanke nagte an ihm, dass er besser hätte damit umgehen können. Vor allem ärgerte er sich darüber, dass er den Fall nicht richtig hatte abschließen, alle Fakten auf den Tisch legen und alle Hauptfiguren für ihre Hand-
lungen geradestehen lassen können. Als die Untersuchung zu ihrem Abschluss kam, hatte Carlyle den Versuch unternommen, Holyrod zumindest dazu zu bewegen, dass er bestätigte, was vorgefallen war. Aber der Bürgermeister war nicht bereit gewesen, sich von einem unbedeutenden Polizisten einschüchtern zu lassen, und hatte nicht nachgegeben.
    Ein unbedeutender Polizist.
    Das war es wohl, was ihm am meisten zu schaffen machte. Von oben herab behandelt zu werden. Ein Gamma-Männchen, das in eine Alpha-Welt gestolpert war.
    Einer von den kleinen Leuten.
    Nun ja, jetzt hatten sich ihre Wege wieder gekreuzt. Vielleicht bekäme er nachträglich eine Chance, die Rechnung zu begleichen.
    Mit gerunzelter Stirn beugte sich der Inspector über die Brüstung und schaute auf die kleine Menge hinab. Holyrod sprach nach Notizen, die auf Karteikarten geschrieben waren: »Großbritannien und Chile sind zwei Nationen, die beide an Fairness, Demokratie und Freiheit glauben …« Er machte eine Pause, um auf vereinzelten höflichen Beifall zu warten, der sich prompt einstellte.
    Carlyle gähnte und schaute auf die Uhr.
    An diesem Abend entschied sich Holyrod dankenswerterweise dafür, sich kurzzufassen. Nach knapp zwei Minuten schloss er mit einem Hinweis auf »unsere langjährigen politischen, gesellschaftlichen und militärischen Verbindungen mit Chile« und lud seine Gäste ein, im September an einer Konferenz mit Namen TEMPO in London teilzunehmen. Er nahm den erneuten Applaus zur Kenntnis und reichte das Mikrofon an den Botschafter weiter.
    Da Claudio Orb eher Diplomat als Politiker war, waren seine Bemerkungen noch kürzer und verbindlicher als die seines Vorredners. Als der Botschafter vom Mikrofon zurücktrat, um exakt den gleichen Applaus entgegenzunehmen, begab Carlyle sich auf den Weg nach unten ins Gedränge.
    Die Bar mit den Freigetränken musste vor Beginn der Ansprachen geschlossen worden sein, weil das Foyer sich in den etwa vierzig Sekunden, die der Inspector brauchte, um die Treppe hinunterzugehen, weitgehend geleert hatte. Vorbei an den Gästen, die auf dem Weg nach draußen waren, ging er direkt auf den Bürgermeister zu, der sich immer noch vor der Bühne im Gespräch mit dem Botschafter und einem weiteren Mann befand.
    Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht stellte sich Carlyle vor Holyrod und hielt ihm die Hand hin. »Herr Bürgermeister«, sagte er freundlich und sah mit Befriedigung, dass der ehemalige Soldat ganz schön zugelegt hatte. Das zusätzliche Gewicht stand ihm nicht, denn es hatte den Anschein, als wäre er innerhalb von zwölf Monaten zwanzig Jahre älter geworden. »Es ist wirklich sehr schön, Sie wiederzusehen.«
    Holyrod unterbrach das Gespräch und schaute hoch. Als er den Polizisten erkannte, bemühte er sich, sein Missfallen nicht allzu deutlich erkennen zu lassen. »Inspector …« Er schüttelte Carlyle die Hand und versuchte gleichzeitig, sich von seinen Gästen zu entfernen. Aber Carlyle hatte ihn absichtlich eingeklemmt, und deshalb hatte er keine andere Wahl, als neben Orb stehen zu bleiben.
    »… Carlyle«, half er ihm auf die Sprünge. »Inspector John Carlyle von der Polizeistation Charing Cross.«
    Holyrod musterte einen interessanten Fleck in mittlerer Entfernung. »Ja, ja, natürlich …«
    »Nette Ansprache«, sagte Carlyle, wobei er den Botschafter anschaute.
    »Vielen Dank«, antwortete Holyrod, der jetzt noch mehr befürchtete, dass Carlyle es auf ihn abgesehen hatte.
    Während er immer noch wie ein Idiot grinste, wandte sich Carlyle wieder dem Bürgermeister zu. »Ich dachte, Sie könnten uns vielleicht miteinander bekannt machen.«
    »Ach ja«, sagte Holyrod, der von Sekunde zu Sekunde unglücklicher aussah. »Herr Botschafter«,

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