Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
Vom Netzwerk:
Disarmament, die Kampagne für nukleare Abrüstung – war damals eine große Sache gewesen, als die Russen der Feind Nummer eins waren und noch niemand vom muslimischen Fundamentalismus gehört hatte. Carlyle wusste nicht mal, ob es die CND noch gab.
    Hatten diese Demonstranten bei all ihrem zeitlichen und physischen Aufwand, bei all ihrem Engagement irgendetwas Nennenswertes erreicht? Nicht, soweit er sich erinnern konnte. Die Situation war jetzt keinen Deut besser als damals. Das Land war pleite, und trotzdem gaben die Politiker weiterhin Milliarden für unglaublich teure Waffensysteme aus. Waren sie immer noch auf die Russen gerichtet? Wer wusste das?
    Er überlegte, ob er sich traute, Helen danach zu fragen. Im Rückblick waren ihre Gefühle so gemischt wie die der meisten Menschen mittleren Alters, wenn es um ihren jugendlichen Idealismus ging. Sich an den Händen fassen und Lieder singen – es kam einem jetzt alles so naiv vor; es war halt eins von den Dingen, die man tat, wenn man noch nicht richtig verstand, wie die Welt funktionierte. Trotzdem erfüllte ihn die Vorstellung, dass Menschen die gleichen Schlachten fast dreißig Jahre später schlugen, mit Trauer. Er sah den jungen Mann direkt an. »Haben Sie mal von einer Frau namens Agatha Mills gehört?«
    Joyce schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, nein.«
    Carlyle musterte ihn eingehend, weil er nicht wusste, ob der Junge die Wahrheit sagte. Sandra Groves stieß einen leisen Seufzer aus, veränderte ihre Lage im Bett und begann, leise zu schnarchen.
    Joyce schaute sie an, bis er sich überzeugt hatte, dass sie immer noch fest schlief. »Ich bin normalerweise nur mit Sandra mitgekommen, wenn sie allein war«, berichtete er Carlyle, »wie an dem Tag in dem Bus. Wenn sie mit ihren ›Schwestern‹ unterwegs war, mochte sie nicht, dass ich dabei war. Die Töchter des Dismas sollte eine Organisation sein, die Frauen vorbehalten bleibt.«
    »Ach ja«, murmelte Carlyle vor sich hin. »Die Schwesternschaft in Aktion.«
    Joyce schaute ihn komisch an. »Was?«
    »Nichts«, sagte er rasch. »Wo würde ich eine Mitgliederliste finden?«
    »Nirgendwo«, sagte Joyce. »Wir sind gesetzestreue Bürger. Wir müssen uns nicht von der Polizei schikanieren lassen.«
    Schikane?, dachte Carlyle müde. Du hast ja von Tuten und Blasen keine Ahnung, du Mittelschichtstropf. »Okay«, sagte er, »falls ich rauskriegen wollte, ob meine Mrs Mills zu Sandras Gruppe gehört hat, wie würde ich das am besten machen?«
    »Falls wir das nachprüfen, und sie war Mitglied, müsste sie damit einverstanden sein, dass wir die Information weitergeben.«
    »Sie wird Ihnen ihr Einverständnis nicht geben können.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist tot.«
    Joyce sah verwirrt aus. »Tot?«
    »Sie wurde ermordet«, sagte Carlyle, ohne weitere Details beizusteuern.
    »Ähm.« Joyce sah aus, als wäre ihm ein bisschen schlecht.
    »Deshalb frage ich mich«, fuhr Carlyle fort, »ob es irgendeine Verbindung zwischen Agatha Mills und Sandra hier gibt. Vielleicht hat der Mann, der Mrs Mills umgebracht hat, auch versucht, Sandra umzubringen. Falls es tatsächlich eine Verbindung gibt, ist das sehr wichtig für unsere Ermittlungen. Es würde uns helfen, ihn aufzuspüren …«
    Er fügte nicht hinzu: … bevor er es noch einmal versucht , weil er den jungen Mann nicht noch mehr auf die Palme bringen wollte.
    Joyce saß da und dachte darüber nach. Als die Farbe in seine Wangen zurückkehrte, zog er ein Handy aus der Gesäßtasche seiner Jeans und begann, eine SMS zu schreiben. »Ich will mal sehen, was ich rausfinden kann«, sagte er, wobei er sich aufs Simsen konzentrierte.
    »Danke«, sagte Carlyle schlapp. Sein Magen knurrte, und er merkte auf einmal, dass er mächtig Hunger hatte. Ihm fiel ein, dass er im Erdgeschoss eine Cafeteria gesehen hatte, als er hereinkam. Mit etwas Glück wäre sie noch offen. Er wartete, bis Joyce seine Nachricht abgeschickt hatte. »Ich gehe mir einen Kaffee und etwas zum Essen holen. Kann ich Ihnen irgendwas mitbringen?«
    Der Junge grunzte. Carlyle interpretierte das als Ja – oder war es vielleicht ein Nein? – und machte sich auf den Weg.
    Als er im Erdgeschoss ankam, war das Café geschlossen. Zwangsläufig beklagte sich sein Magen lautstark. Carlyle fluchte halblaut, was ihm einen missbilligenden Blick einer alten Frau eintrug, die mithilfe eines Rollators vorbeischlurfte. Einen Moment lang stand er da und konnte sich nicht entscheiden, was er als Nächstes tun

Weitere Kostenlose Bücher