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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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dritte Schublade von oben auf. Unter fünf Lagen Kaschmirpullovern fand er den kurzläufigen Smith & Wesson Chiefs Special. Es war das superleichte Aluminiummodell, geladen mit 38er Spezialpatronen. Haynes wußte, daß die Waffe auf zwei bis drei Meter Entfernung einigermaßen zuverlässig war.
    Er schloß die Schublade des Spiegelschranks und wollte die Waffe gerade in eine Tasche seines neuen Mantels gleiten lassen, als die schläfrige Stimme hinter ihm fragte: »Was machst du denn hier?«
    Haynes drehte sich um und sah die zerzauste, barfüßige Erika McCorkle in einem flammendroten Seidengewand vor sich, das wie ein japanischer Kimono aussah.
    »Ich leih' mir das Ding hier aus«, antwortete er und zeigte ihr den Revolver, bevor er ihn in die Manteltasche schob.
    »Wie ich sehe, hast du dir einen neuen Mantel gekauft«, sagte sie.
    »Bist du gerade aufgestanden?«
    »Was war denn mit Steadys altem Dufflecoat nicht in Ordnung?«
    »Ich wollte zu Fuß gehen.«
    »Vom Hotel?«
    Haynes nickte.
    »Und?«
    »Auf halbem Wege ist es kalt geworden, und da habe ich mir einen Mantel gekauft.«
    »Das ist ein Burberry«, sagte sie. »Das erkenne ich.«
    Haynes hielt den Mantel auf und sah zum ersten Mal auf das Etikett auf der Innenseite. »Tatsächlich.«
    »Möchtest du Kaffee?« fragte sie.
    »Wann hast du dich letzte Nacht schlafen gelegt?«
    »Vier. Fünf. So ungefähr.«
    »Warum so spät?«
    »Ich brauch' Kaffee«, sagte sie, drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Die Küche war größer, als Haynes erwartet hatte, und mit einschüchterndem deutschen Gerät gefüllt, das einen kostspieligen Eindruck machte. Es gab sogar eine Frühstücksecke, die das Alter der Wohnung und des Gebäudes so sicher wie Jahresringe bestimmte. Für Haynes gehörten Frühstücksecken zu einem prähistorischen Zeitalter von Kernfamilien mit vier oder fünf Mitgliedern, die sich zu einem Frühstück aus Fruchtsaft, Haferflocken, Eiern, Speck und Toast zusammensetzten. In Haynes' Welt waren solche Familien genauso ausgestorben wie Frühstücksecken. Keine der Familien, die er kannte, saß jemals zum Frühstück zusammen. Und ebensowenig zum Mittag- oder Abendessen.
    Die deutsche Kaffeemaschine benötigte neunzig Sekunden, um einen halben Liter Kaffee herzustellen. Erika goß den Kaffee in Tassen aus Meißener Porzellan und servierte Haynes zuerst. Sie tranken schweigend, bis sie sagte: »Wie bist du reingekommen? Hat Paps dir seinen Schlüssel gegeben?«
    Haynes nickte.
    »Warum?«
    »Es gab Probleme im Hotel.«
    »Ist mit Paps alles in Ordnung?«
    »Ihm geht es gut.«
    »Was für Probleme?«
    Haynes erzählte ihr, was McCorkle ihm aufgetragen hatte, ließ allerdings Horace Purchases Versuch, in das Hotelzimmer einzubrechen, aus. Erika hörte gebannt zu, ignorierte den Kaffee und nahm den Blick nicht von seinem Gesicht. Als er fertig war, lehnte sie sich zurück und sagte: »War dieser Purchase hinter dir her?«
    »Ich bin nicht sicher. Möglich.«
    »Paps sollte solche Sachen nicht ohne Mike versuchen.«
    »Sieht so aus, als hätte er Erfolg gehabt.«
    »Er hätte getötet werden können.«
    »Ist er aber nicht«, sagte Haynes, trank seinen Kaffee aus und sagte: »Erzähl mir von Padillo!«
    »Was soll ich dir von ihm erzählen?«
    »Wer er ist und wer er war.«
    »Frag ihn selbst!«
    Haynes lächelte - sein bestes Lächeln, wie er hoffte. Sie blickte zur Seite, als wolle sie dem Lächeln ausweichen. »War das, was er früher getan hat, wirklich so schlimm?« fragte Haynes.
    Als sie ihn wieder anschaute, war ihr Blick nachdenklich geworden. »Ich komme zu keiner Entscheidung.«
    »Wegen Padillo?«
    »Wegen dir. Manchmal erinnerst du mich an Mike, manchmal an Paps. Aber in Wirklichkeit gleichst du keinem von beiden. Und vielleicht habe ich deshalb letzte Nacht schlecht geschlafen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Was?«
    »Daß du letzte Nacht schlecht geschlafen hast, auch wenn ich nicht begreife, warum.«
    »Du willst mich rauslocken.«
    »Nicht mit Absicht.«
    »Okay. Zur Sache. Ich habe beschlossen, mir deinetwegen nicht zu viele Gedanken zu machen. Aber so etwas kann ich nicht einfach an- und ab- schalten. Und deshalb habe ich letzte Nacht schlecht geschlafen.«
    »Entschuldige bitte.«
    »Für was entschuldigst du dich diesmal?«
    »Für alle meine Fehler«, sagte Haynes.
    Das Wandtelefon in der Küche läutete. Erika nahm den Hörer von der Gabel, meldete sich, lauschte einen Moment und sagte: »Moment.« Dann gab sie Haynes den Hörer. »Es

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