Letzte Runde in Mac's Place
Tochter. Sie ist der Freund.«
»Paßt sie auf ihn auf?« fragte Pouncy, ohne sich die Mühe zu machen, den Sarkasmus abzumildern.
»Mein Partner ist auf dem Weg.«
»Der Mr. Padillo, den Sie vom Willard aus angerufen haben?«
McCorkle nickte.
»Weiß er, was zu tun ist?«
»Das weiß er.«
»Es ist natürlich nicht so, daß Granville völlig hilflos ist. Schließlich war er ja Cop beim Morddezernat in L. A.«
»Alles andere als hilflos.«
»Und jung. Jünger als Ihr Partner, nehme ich an.«
»Viel jünger.«
»Was hat Ihr Partner gesagt, als Sie ihn anriefen und ihm sagten, daß Tinker Burns tot ist?«
»>Jammerschade<, hat er gesagt.«
Hamilton Keyes, der künftige Botschafter, saß am Schreibtisch in seiner Bibliothek, als er das leise Summen des Elektromotors hörte, der das Garagentor hob. Mit einem Blick auf seine Armbanduhr sah er, daß es 13.16 Uhr war.
Minuten später betrat Muriel Keyes die Bibliothek und ließ sich mit einem verzweifelten Seufzer in einen Sessel sinken.
»Das war ja ein kurzer Lunch«, sagte Keyes.
»Sie hat in letzter Minute abgesagt«, sagte Muriel Keyes. »Kannst du dir das vorstellen? Den ganzen Morgen - na ja, jedenfalls ein oder zwei Stunden - habe ich bei Neiman verbracht, dann bin ich den ganzen Weg zum Hill zu dem gräßlichen Restaurant gefahren, das sie so gern mag, und war pünktlich um halb eins da. Zwölf Uhr dreiunddreißig ruft sie an. >Tut mir leid, Schätzchen, aber der Abgeordnete muß nach New York, und ich fahre ihn, damit er die Maschine noch kriegt. Das ist meine einzige Chance, mit ihm zu reden.<«
Es war eine perfekte Imitation, und Keyes lächelte.
»Zur Hölle mit allen Amateur-Lobbyisten!« sagte Muriel Keyes.
»Du mußt hungrig sein.«
»Nicht sonderlich. Warst du aus?«
»Einige Zeit. Als ich zurückkam, war eine Nachricht von Senator Sirupzunge da.«
»Und?«
»Er hat mit dem Anwalt des jungen Haynes gesprochen. Howard Mott. Kennst du ihn?«
»Ich kenne seine Frau und seine Schwägerin. Seine Frau ist eine geborene Lydia Stallings, und ihre Schwester Joanna ist mit Neal Hineline vom Außenministerium verheiratet.«
»Der bekannte Denker und Autowachs-Erbe«, sagte Keyes.
»Er ist ein bißchen begriffsstutzig, nicht? Aber Joanna ist nett. Lydia Mott habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.«
»Also, ihr Mann möchte die - die was? Auktion?
- im Büro des Senators veranstalten. Ich habe Mott gesagt, das sei okay.«
»Wo sie stattfindet, ist doch egal, solange du den Zuschlag bekommst«, sagte sie.
»Sie fängt Mittwoch morgen um zehn an, und ich sehe keinen Grund, daß sie länger als eine Stunde dauern sollte. Wenn überhaupt.«
»Wer wird dabei sein?«
»Der Senator, natürlich. Howard Mott. Der junge Haynes. Und ich.«
»Wirklich? Ich dachte, nur Haynes und die Anwälte.«
»So war es ursprünglich auch vorgesehen, aber ich vermute, Howard Mott möchte ein bißchen näher bei der Quelle des Regierungsgeldes sein.«
»Wer kann ihm das verübeln?« sagte sie. »Ist er ein guter Anwalt?«
»Er ist ein hervorragender Strafverteidiger. Einer der besten.«
»Dann wollen wir hoffen, daß wir ihn nie brauchen.«
»Wieso sollten wir?« sagte Keyes.
Mit einem Lächeln stand seine Frau auf. »Wer weiß?« Sie wollte noch etwas hinzufügen, besann sich und fragte statt dessen: »Wie klingt ein Sandwich mit Ei und Schinken?«
»Verlockend«, sagte Hamilton Keyes.
Nach einer Stunde begannen, wie üblich, die Wiederholungen, und Howard Mott entschied, daß er genug gehört hatte - oder zumindest alles, was von Relevanz war. Er wandte sich an Granville Haynes und sagte: »Graben Sie sich bis Mittwoch morgen um zehn irgendwo ein.«
Sie waren zu fünft in McCorkles Wohnzimmer versammelt. Padillo war seit fast zwei Stunden da. Mott eine Stunde und fünfzehn Minuten. McCorkle war als letzter eingetroffen, nachdem ihn Pouncy vor einer Stunde abgesetzt hatte, nicht ohne noch einmal eindringlich darauf hinzuweisen, daß der Detective sich noch mit Granville Haynes unterhalten wolle.
Mott saß in einem der vier Korbstühle, die so aussahen, als müßten sie um einen Bridgetisch gruppiert werden - was manchmal auch der Fall war. Erika McCorkle und Haynes saßen nebeneinander auf der Couch, über der ein verschlissener Chintzbezug lag. McCorkle saß auf dem Klavierschemel vor dem Steinway-Stutzflügel, den seine Frau Fredl virtuos zu spielen wußte, während er ihn nach Gehör eher schlecht als recht spielte. Sein bestes, wenn auch
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