Letzte Runde in Mac's Place
»Der Eindringling ist verschwunden, und ich dachte, er hält Ihnen womöglich eine Knarre unter die Nase und zwingt Sie, mit ihm zurückzukommen. Aber er ist tot, sagen Sie.«
»Erschossen«, sagte McCorkle und steuerte den Minikühlschrank an. Er nahm eine Miniflasche Scotch heraus, goß den Inhalt in ein Glas und trank es halb leer.
»Wer war er?« fragte Haynes.
»Harry Warnock nannte ihn Purchase.«
»Und wer ist Warnock?«
»Der Mann, den Padillo und ich beauftragt haben, sich um uns zu kümmern, während wir auf Sie aufpassen, bis die Auktion vorüber ist.«
»Wie ist es abgelaufen?«
»Purchase hat Warnock in die Seite geschossen. Dann hat Warnock ihn getötet.«
»Wo waren Sie?«
»Nach dem Schuß auf Warnock rannte Purchase auf den Ausgang zu. Ich habe ihm ein Bein gestellt, ihm auf die Hand gestampft und die Waffe weggekickt.«
»Und dann haben Sie ihm den Rücken zugekehrt, richtig?«
McCorkle nickte. »Um nach Warnock zu sehen.«
»Das war dumm«, sagte Haynes. »Sie hätten ihm zuerst ins Gesicht treten sollen.«
»Ich dachte, das hätte ich.«
»Was haben Sie in der Lobby gemacht?«
»Mich vergewissert, daß Harry seinen Job macht.«
»Ist er ein Ex-Cop?«
»Ex-IRA. Es heißt, die Kuweitis lieben ihn abgöttisch.«
»Aber er wurde niedergeschossen.«
»Richtig.«
»Und er hat zugelassen, daß dieser Purchase zu meinem Zimmer kommt.«
»Wenn es Harry besser geht, wird er Ihnen ein nettes kleines Entschuldigungsschreiben schicken.«
»Wie schwer ist er verletzt?«
»Das muß ich noch herausfinden«, sagte McCorkle. »Aber es ist nicht nötig, Sie da hineinzuziehen.« Er griff in seine Hosentasche, zog ein Schlüsseletui hervor, nahm einen Schlüssel heraus und gab ihn Haynes. »Wissen Sie, wo ich wohne?«
Haynes nickte.
»Mit dem Schlüssel kommen Sie rein. Am besten, Sie ziehen sich an und nehmen ein Stück entfernt vom Hotel ein Taxi. Sobald Sie in meiner Wohnung sind, gehen Sie durch den Flur ins letzte Zimmer auf der linken Seite. Im Spiegelschrank, dritte Schublade von oben, finden Sie unter ein paar Pullovern einen Chiefs Special.«
»Geladen?«
McCorkle blickte Haynes neugierig an. »Selbstverständlich.«
»Und griffbereit«, sagte Haynes. »Dritte Schublade von oben, unter den Pullovern.«
»Dann vergessen Sie's eben.«
»Ich werde drüber nachdenken«, sagte Haynes. »Ist Erika dort?«
»Wahrscheinlich.«
»Was soll ich ihr sagen?«
»Sagen Sie ihr, daß Sie um Entschuldigung bitten.«
»Für was?«
»Für alle Ihre Fehler«, sagte McCorkle.
S IEBENUNDDREISSIG
Darius Pouncy, der Detective-Sergeant vom Morddezernat, widmete sich McCorkle erst, nachdem die Leiche des Manns, der als Horace Purchase identifiziert wurde, aus der Lobby des Willard Hotel fortgeschafft war. Inzwischen war es 11.33 Uhr, und Pouncy lud, nachdem er verkündet hatte, er habe Hunger, McCorkle ein, ihm bei einem »kleinen, leichten Lunch« Gesellschaft zu leisten. Im glitzernden Espresso-Cafe des Hotels bestellte Pouncy eine große Terrine Linsensuppe und ein, wie sich herausstellte, riesiges Schinkensandwich. McCorkle begnügte sich mit einem Beck's Bier und einer Tasse von der Suppe, die er ziemlich gut fand.
Pouncy mochte es offenbar nicht, daß seine Mahlzeit durch Gespräche gestört wurde. Er aß stumm und schnell mit präzisen Bewegungen und benutzte seine Serviette ebenso oft wie dezent. Für McCorkle hatte der Detective die besten Tischmanieren, die ihm seit Jahren untergekommen waren. Als Pouncy mit seinem Schinkensandwich fertig war, winkte er die Kellnerin an den Tisch, bestellte einen Cappuccino zum Nachtisch und drängte
McCorkle, sich ihm anzuschließen. McCorkle sagte, er hätte lieber eine zweite Flasche Beck's.
Als der Cappuccino kam, nahm Pouncy ein Schlückchen, lehnte sich zurück und musterte McCorkle. »Mac's Place, hm?«
McCorkle nickte.
»Hab' zweimal da gegessen. Einmal hatte ich ein wirklich gutes Stück Vorderrippe vom Lamm für zwei Personen und beim zweiten Mal einen tollen Schweinerollbraten.«
»Ich hoffe, Sie besuchen uns wieder.«
Pouncy nickte, als müsse er darüber nachdenken, und schlürfte seinen Cappuccino. Als er die Tasse hinstellte, sagte er: »So wie ich es sehe, haben Sie ihm ein Bein gestellt und auf die Hand gestampft, die Waffe weggekickt und ihm ins Gesicht getreten. Richtig?«
»Ja.«
»Wissen Sie, wer er war?«
»Ich wußte bloß, daß er gerade auf Mr. Warnock geschossen hatte.«
»Aber wer Purchase war, haben Sie
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