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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Tinker ein arbeitsloser Söldner, am nächsten hat er ein florierendes internationales Waffengeschäft.«
    »Er hat's gestohlen. Er und Steady. Sind Sie an Details interessiert?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Padillo. »Wann haben Sie Isabelle zum letzten Mal gesehen - von heute abgesehen?«
    »Vor fast zwanzig Jahren. Das war unmittelbar, bevor Steady mich hierher fliegen ließ, um mich in St. Alban's einzuschreiben. Damals lebte ich in Italien, bei Stiefmutter Nummer zwei. Steady hat, wie immer, Bargeld geschickt. Also nahm ich einen Bus nach Nizza, traf mich mit Isabelle und nahm einen Flug von Paris nach Washington. Doch bevor ich Nizza verließ, haben Isabelle und ich uns ewige Liebe geschworen, die dann sechs oder sieben Monate später erlosch. Aber an Weihnachten haben wir uns immer ausführliche Briefe geschrieben - bis sie bei Steady eingezogen ist.«
    »Wer hat zu schreiben aufgehört?«
    »Isabelle.«
    »Ich hätte auf Sie getippt.«
    »Mit dem dämlichen Lächeln meines alten
    Herrn habe ich auch einiges von seiner dämlichen Laissez-faire-Einstellung geerbt.«
    Padillo nahm die Füße vom Schreibtisch und schlüpfte in zwei schwarze Halbschuhe. Als er sich bückte, um den linken Schuh zu schnüren, fragte er: »Gibt es tatsächlich ein Buch?«
    »Steadys Anwalt - Ihr Vermieter - hat mir heute nachmittag ein Manuskript ausgehändigt.«
    »Haben Sie es sich angeschaut?« fragte Padillo und lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück.
    Haynes nickte.
    »Eine Menge Leute in dieser Stadt würden darum beten, nicht drinzustehen.«
    »Meinen Sie, Sie stehen drin?«
    »Ich hoffe es. Das könnte unser Mittagsgeschäft ankurbeln.«
    Haynes stand auf. »Möchten Sie es sehen?«
    Padillo nickte. »Vor allem, wenn es ein Namensregister hat.«
    »Hat es nicht, aber McCorkle war so freundlich, es heute nachmittag für mich in Ihren Tresor zu legen.«
    Nachdenklich betrachtete Padillo Haynes. »Das Willard hat einen viel besseren Safe.«
    »Dessen bin ich mir sicher.«
    »Aber das Willard stellt auch Quittungen aus und macht Aufzeichnungen.«
    »Wieder richtig«, sagte Haynes.
    Padillo stand auf, ging zu dem alten Tresor, drehte die Kombination und zog die schwere Tür auf. Er entnahm die zusammengefaltete braune Tüte und reichte sie Haynes, der sie auf den Doppelschreibtisch legte. »Werfen Sie einen Blick rein«, sagte Haynes.
    Erneut musterte Padillo ihn, diesmal kürzer, wandte sich dann zum Schreibtisch und entfernte die braune Tüte von dem Bündel. Er las den Adressaufkleber und fragte: »Hat Steady es an sich selbst geschickt?«
    »Er dachte, das würde das Copyright rechtsgültig machen.«
    »Hat es das?«
    »Es war ohnehin rechtsgültig.«
    Langsam schälte Padillo den Karton aus dem Packpapier und hob den Deckel hoch. Er las die Titelseite ohne sichtbare Regung, dann die vier Zeilen von Housman und die Widmung an den Sohn des toten Verfassers. Nachdem er die beiden Sätze gelesen hatte, die sowohl das erste Kapitel als auch das ganze Buch darstellten, blätterte Padillo rasch die leeren Seiten durch, wandte sich zu Haynes um und fragte: »Warum haben Sie wirklich gewollt, daß ich das sehe?«
    »Weil Sie Isabelles Freund waren.«
    »Hat das Ganze als eine von Steadys Schwindeleien angefangen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gibt es irgendwo ein Buch?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber alles, was Sie gerade gelesen haben, ist urheberrechtlich geschützt - bis auf das Housman-Gedicht.«
    Sorgfältig stülpte Padillo den Deckel auf den Karton. »Und was können Sie mit dem Copyright auf ein Buch aus zwei Sätzen anstellen?«
    »Ich kann es verkaufen.«
    »So, wie es da liegt?«
    »Möglich.«
    »An wen?«
    »An den Meistbietenden. Und dabei könnte ich vielleicht ein wenig Hilfe brauchen.«
    Padillo nickte, aber es war ein unverbindliches Nicken. »Und wer, glauben Sie, wird der Meistbietende sein?«
    »Derjenige, der Isabelle umgebracht hat«, sagte Haynes. »Oder sie hat umbringen lassen.«

 
     
    F ÜNFZEHN
    Erika McCorkle holte Haynes an diesem Samstag genau um 7 Uhr vor dem Willard Hotel ab, und beide waren gleichermaßen von der Pünktlichkeit des anderen überrascht. Nach einem gemurmelten »Guten Morgen« reichte sie ihm einen Plastikbehälter mit Roy-Rogers-Kaffee und fuhr mit beachtlichem Tempo Richtung Pennsylvania Avenue und M Street, dann über die Key Bridge und auf den George Washington Memorial Parkway. Haynes schätzte, daß sie Rekordzeit fuhr, selbst für einen Samstagmorgen.
    Nachdem sie

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