Letzte Runde in Mac's Place
Dollar.«
»Granville ist nicht in der Stadt«, sagte McCorkle. »Aber wahrscheinlich kommt er im Laufe des Tages noch zurück.«
»Sehen Sie ihn dann?«
»Möglich.«
»Können Sie dafür sorgen, daß er das hier bekommt?« Erneut hob sie das weiße Päckchen einige Zentimeter von ihrem Schoß hoch.
»Ja, das kann ich«, sagte McCorkle. Er malte sich Haynes' Gesichtsausdruck aus, wenn er mit der nächsten echten Ausfertigung von Steadys Memoiren konfrontiert würde.
»Ich möchte nicht gern, daß es verlorengeht oder verlegt wird«, sagte sie. »Es ist das einzige Exemplar.«
»Zufällig verfüge ich über einen Tresor.«
»Oh, toll! Ein Tresor wäre prima!« sagte sie, offensichtlich erleichtert. »Könnten Sie mir auch eine Quittung geben?«
McCorkle nickte, stand auf und ging zu dem alten Safe. »Was halten Sie davon?« fragte er, als er das Kombinationsrad drehte.
»Wovon?«
»Von dem Manuskript?«
»Ach das. Mir kam es schrecklich kompliziert vor. Die vielen verschiedenen Länder und die komischen fremden Namen. Ich lese kaum Zeitung und höre auch keine Nachrichten und ...« Sie verstummte, als McCorkle die Tür des alten Tresors aufzog.
»Bitte drehen Sie sich um, Mr. McCorkle«, sagte sie mit veränderter Stimme. In McCorkles Ohren klang diese Stimme alt, entschlossen und befehlsgewohnt.
Statt sich umzudrehen, sagte er: »Diese Stimme kenne ich. Das ist die Stimme von jemandem, der eine Pistole in der Hand hält.«
»Es handelt sich um eine Sauer-Halbautomatik mit Ein-Schuß-Schalldämpfer, Kaliber zwounddreißig«, sagte die Frau.
Langsam drehte McCorkle sich um und sah die kleine halbautomatische Waffe mit dem zehn Zentimeter langen Schalldämpfer. Die Pistole war auf seine Brust gerichtet, die ein recht breites Ziel bot. Die Frau hielt sie in einer behandschuhten rechten Hand, die nicht die kleinste Andeutung eines Zitterns zeigte. Das zugeklebte weiße Päckchen lag jetzt auf dem Doppelschreibtisch.
»Es ist kein Geld im Safe«, sagte er. »Aber Sie dürfen gern nachschauen.«
»Aber dort drinnen befindet sich eine braune Papiertüte. Ich möchte, daß Sie sie herausholen und auf den Schreibtisch legen. Und ich möchte, daß Sie es sofort tun.«
»Vielleicht bewahre ich im Safe eine Waffe auf.«
»Vielleicht.«
McCorkle drehte sich wieder zum Safe und nahm die braune Tüte heraus, in der das fast völlig leere Manuskript steckte, das Howard Mott Granville Haynes übergeben hatte. Wieder drehte McCorkle sich um, ging langsam zum Schreibtisch und legte die Tüte darauf.
»Jetzt nehmen Sie das Päckchen, das ich mitgebracht habe«, sagte sie.
»Und wenn ich es habe?«
»Schließen Sie es in dem Safe ein.«
»Eine Art Tauschhandel, was?« sagte McCorkle und nahm das weiße Päckchen.
»Genau.«
»Jetzt bringen wir es zum Safe«, sagte er und ging wieder zu dem alten Mosler-Tresor. »Jetzt legen wir es hinein.« Langsam, beinahe sanft legte er das Päckchen in den Tresor. »Jetzt schließen wir die große Tür des Safes.« Als das getan war, drehte er das Kombinationsrad und fragte: »Und was machen wir jetzt?«
»Sie haben eine Bombe in Ihren Tresor geschlossen«, sagte sie trocken. »Ihre Sprengkraft reicht aus, die Tresortür aufzusprengen und Ihrem Büro sowie allen, die sich darin aufhalten, beträchtlichen Schaden zuzufügen. Aber die Bombe ist leicht zu entschärfen. Sie brauchen bloß das Päckchen aus dem Safe zu holen, es vorsichtig auszuwickeln und den Deckel abzuheben. Dann ist sie entschärft. Dafür dürften Sie ungefähr drei Minuten benötigen. Vielleicht möchten Sie jetzt auf Ihre Armbanduhr schauen, denn der Zeitzündermechanismus der Bombe ist so eingestellt, daß sie« - sie sah auf ihre eigene Armbanduhr - »in genau drei Minuten und zwanzig Sekunden hochgeht.«
McCorkle stand mit dem Rücken zu der Frau am Safe, sah auf seine Uhr und sagte: »Auf Wiedersehen, Miss Skelton.«
»Auf Wiedersehen, Mr. McCorkle.«
Als Padillo von seinem Essen hochblickte und die Frau mit der braunen Papiertüte durch das Restaurant hasten sah, murmelte er der verarmten Witwe eine rasche Entschuldigung zu, stand auf und eilte hinter der Frau mit der Tüte her.
Padillo kam gerade noch zurecht, um zu sehen, wie sie auf dem Fahrersitz eines schwarzen Mercedes Platz nahm, der getönte Scheiben hatte und dessen Kennzeichen unter einer schmutzigen Schneeschicht versteckt war. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern rollte der Mercedes lautlos davon und verschwand in der schneereichen
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