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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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warum sie eigentlich hierhergekommen war. » Natürlich. «
    Er deutete zur Couch. Sara sank so tief in das alte Polster, dass es sie beinahe verschluckt hätte. Sie schaute sich in dem Zimmer um, sah es, wie Will es vielleicht tat. Die kleine Wohnung war alles andere als schick. Eine Küchenzeile. Ein winziges Schlafzimmer mit einem noch winzigeren Bad. Der Flauschteppich hatte schon bessere Tage gesehen. Verzogene Holztäfelung bedeckte die vertikalen Flächen, die Couch war älter als Sara und so groß, dass zwei Menschen bequem darauf liegen konnten. Das war der Grund, warum Cathy sie aus dem Arbeitszimmer hier heraufgeschafft hatte, als Sara fünfzehn Jahre alt wurde. Nicht dass Sara viele Freunde gehabt hätte, die mit ihr auf dieser Couch liegen wollten. Tessa, die drei Jahre jünger war, allerdings schon.
    Will legte die Handtücher auf die Arbeitsfläche der Küche. » Kann ich Ihnen ein Glas Wasser anbieten? «
    » Nein, danke. « Sara deutete auf die Wohnung. » Es tut mir leid, dass wir Ihnen keine bessere Unterkunft anbieten können. «
    Er lächelte. » Ich habe schon viel schlimmer übernachtet. «
    » Falls es ein Trost ist, hübscher als im Hotel ist es. «
    » Und das Essen ist besser. « Er zeigte auf das andere Ende der Couch. Eine andere Sitzgelegenheit gab es nicht, dennoch fragte er: » Darf ich? «
    Sara rutschte vor zur Couchkante und zog die Füße hoch. Sie verschränkte die Arme, plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie allein im Zimmer waren.
    Das verlegene Schweigen war wieder da. Er spielte mit seinem Ehering, drehte ihn am Finger. Sie fragte sich, ob er an seine Frau dachte. Sara hatte die Frau einmal im Krankenhaus gesehen. Angie Trent war eine dieser lebhaften, immer im Mittelpunkt stehenden Frauen, die das Haus nie ohne Make-up verließen. Ihre Nägel waren perfekt. Ihr Rock war eng. Ihre Beine hätten sogar den Papst auf gewisse Gedanken gebracht. Angie war so anders als Sara: wie ein reifer Pfirsich im Vergleich zu einem Eis am Stiel.
    Will faltete die Hände zwischen den Knien. » Vielen Dank für das Abendessen. Oder – danken Sie Ihrer Mutter. So gegessen habe ich schon seit… « Er kicherte und rieb sich den Bauch. » Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so gegessen. «
    » Es tut mir leid, dass sie Sie dermaßen ausgefragt hat. «
    » Macht doch nichts. Mir tut es leid, dass ich mich aufgedrängt habe. «
    » War meine Schuld, dass ich Sie hierhergebracht habe. «
    » Tut mir leid, dass das Hotel geschlossen ist. «
    Sara brach den Reigen ab. Sie befürchtete, dass sie die ganze Nacht hier sitzen und bedeutungslose Entschuldigungen austauschen würden. » Welche Fragen haben Sie an mich? «
    Er wartete noch einige Sekunden, schaute sie an. » Die Erste ist ein bisschen heikel. «
    Sie drückte sich die Arme noch enger an die Brust. » Okay. «
    » Als Chief Wallace Sie heute anrief, damit Sie ins Revier kommen… « Er beendete den Satz nicht. » Haben Sie immer Diazepam bei sich? Der Markenname ist Valium, richtig? «
    Sara konnte ihm nicht in die Augen schauen. Sie starrte auf den Couchtisch hinunter. Offensichtlich hatte Will hier gearbeitet. Sein Laptop war zugeklappt, aber das Licht blinkte. Kabel liefen von dem Gerät zu dem tragbaren Drucker auf dem Boden. Ein ungeöffnetes Päckchen farbiger Aktendeckel lag daneben, darauf ein Holzlineal neben einem Päckchen farbiger Marker. Sie sah einen Hefter, Büroklammern und Gummibänder.
    » Dr. Linton? «
    » Will. « Sie versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen. » Wäre es nicht an der Zeit, dass Sie mich Sara nennen? «
    Er gab nach. » Sara. « Als sie nichts sagte, wiederholte er: » Haben Sie immer Valium bei sich? «
    » Nein. « Sie schämte sich so, dass sie nur auf den Tisch starren konnte. » Sie waren für mich, für diesen Besuch hier. Nur für den Fall… « Der Rest der Antwort war ein Achselzucken. Wie konnte sie diesem Mann erklären, warum sie si ch betäuben wollte, um ein Familientreffen durchzustehen?
    » Wusste Chief Wallace, dass Sie Valium hatten? «
    Sie versuchte, sich an dieses Gespräch zu erinnern. » Nein. Ich habe von mir aus angeboten, es mitzubringen. «
    » Sie sagten, Sie hätten etwas davon in Ihrem Arztkoffer? «
    » Ich wollte ihm nicht sagen, dass es für… «
    » Ist schon okay « , unterbrach er sie. » Es tut mir wirklich leid, dass ich eine so persönliche Frage stellen musste. Ich versuche nur herauszufinden, was passiert ist. Chief Wallace rief Sie zu Hilfe, aber woher

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