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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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will, bevor ich irgendwas unternehme. Die zwei sind ein gewitztes Paar.« Daß es selbst einem erfahrenen Betrüger gelungen war, sie übers Ohr zu hauen, verblüffte mich. Aber da sie sich ihrer selbst so sicher waren, mochte es eine böse Überraschung für sie gewesen sein, geschröpft zu werden. Congrio hatte recht; die beiden hatten etwas Arrogantes an sich. Sie waren so daran gewöhnt, andere zu verachten, daß ich mir ihre Reaktion darauf, betrogen worden zu sein, nur ungern vorstellen mochte.
    »Meinst du, daß sie was verbergen?« fragte Helena. »Etwas Wichtiges?«
    »Es sieht mehr und mehr danach aus. Was glaubst du, Süße?«
    »Ich glaube«, prophezeite Helena, »daß alles, worin die zwei verwickelt sind, noch komplizierter ist, als es aussieht.«
    Auf dem Weg nach Kanatha fragte ich Davos nach den Würfelspielen. Er hatte davon gewußt. Er konnte sich auch daran erinnern, daß die Zwillinge gelegentlich mit Heliodorus gestritten hatten, wenn auch nicht übermäßig. Daß der Stückeschreiber die örtliche Bevölkerung beschwindelte, hatte er sich schon gedacht. Er selbst hatte nichts damit zu tun. Davos war ein Mann, der Ärger riechen konnte; wenn er das tat, sah er zu, daß er wegkam.
    Es widerstrebte mir, Chremes direkt auf Gerüchte über Heliodorus’ Finanzgebaren anzusprechen. Es war zu dicht an seinem eigenen Problem, das ich momentan noch in Reserve hielt. Phrygia fragte ich allerdings. Sie fand, daß alle Männer spielten und Betrug einfach dazugehörte. Wie die meisten abscheulichen Männergewohnheiten, ignorierte sie auch diese.
    Helena bot an, bei Philocrates Erkundigungen einzuziehen, aber ich beschloß, daß wir auch ohne seine Hilfe auskommen konnten.
    Sollte Byrria in der richtigen Stimmung sein, würden wir sie fragen, wenn sie zu uns zum Essen kam.

L
    Auf halbem Weg nach Kanatha, auf einer hohen, flachen, vulkanischen Ebene mit Blick auf die ferne, schneebedeckte Spitze des Berges Hermon, versuchten Helena und ich uns als Kuppler. Aus Gründen, die wir damals noch nicht wußten, verschwendeten wir unsere Zeit.
    Zwei Leute zu unterhalten, die sich gegenseitig ignorieren, ist reichlich anstrengend. Als Gastgeber hatten wir für würzigen Wein, köstlichen Fisch, gefüllte Datteln (von mir in meiner Verkleidung als tüchtiger Koch gefüllt), feinst gewürzte Kleinigkeiten, Oliven, Nüsse und klebrige Süßigkeiten gesorgt. Wir hatten versucht, das romantische Paar nebeneinander zu plazieren, aber sie waren uns entwischt und hatten sich auf entgegengesetzten Seiten des Feuers niedergelassen. Wir beide saßen zwischen ihnen. Helena redete mit Byrria, während ich Musa nur finster anfunkelte, der an diesem Abend Heißhunger entwickelte, den Kopf über die Schüssel gesenkt hielt und keine Anstalten machte, sich zu produzieren. Als Verehrer war er ausgesprochen träge. Byrria beachtete ihn nicht. Als seine Auserkorene war sie eine verdammt harte Nuß. Jeder, der dieses Gänseblümchen von der Wiese pflücken wollte, mußte schon sehr kräftig ziehen.
    Die Güte des Essens machte den Mangel an Taten wett. Ich selbst sprach kräftig dem Wein zu, während ich den anderen in dem sinnlosen Bemühen, sie mit einem großzügigen Schluck aufzulockern, immer wieder nachgoß. Schließlich legte ich einfach den Kopf in Helenas Schoß, entspannte mich total (was bei dem Zustand, den ich erreicht hatte, nicht allzu schwierig war) und verkündete: »Ich geb’s auf! Ein Mann muß seine Grenzen kennen. Eros zu spielen, liegt mir einfach nicht. Ich scheine die falschen Pfeile im Köcher zu haben.«
    »Tut mir leid«, murmelte Byrria. »Ich wußte nicht, daß diese Einladung mit einer Bedingung verknüpft war.« Ihr Vorwurf klang eher scherzhaft. Der von mir verabreichte Wein hatte sie etwas weicher gestimmt. Entweder das, oder sie war zu klug, um in beschwipstem Zustand aufzuspringen und davonzurauschen.
    »Die einzige Bedingung ist«, sagte Helena lächelnd, »daß alle Anwesenden die romantische Natur ihres Gastgebers einfach hinnehmen.« Byrria prostete mir entgegenkommend zu. Sie war also nicht eingeschnappt. Wir waren alle schläfriger, gesättigter, zugänglicher Stimmung.
    »Vielleicht«, meinte ich zu Helena, »hat sich Musa nur so weit von unserem hübschen Gast weggesetzt, damit er sie durch den Feuerschein betrachten kann.« Während wir über sie sprachen, saß Byrria nur da und sah schön aus. Das machte sie gut. Ich konnte mich nicht beschweren.
    Helena kitzelte mich am Kinn und stimmte in

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