Letzter Akt in Palmyra
nur die kleinste Anzahlung für Zimmer zu zahlen, die wir vielleicht nicht lange bewohnen würden, wollte ich die Rückkehr des Direktors abwarten, bevor ich etwas festmachte.
Einige bauten wie gewöhnlich ihre Zelte auf. Ich tat so, als hätte ich meinen hilfsbereiten Tag und tauchte wie zufällig neben dem Wagen auf, den Congrio fuhr. Unser rappeldürrer Wandschreiber besaß kaum eigene Habe. Unterwegs übernahm er einen der Karren mit Requisiten, und statt ein Zelt aufzustellen, befestigte er nur eine Plane am Seitenbrett und kroch darunter. Mit viel Theater half ich ihm, sein bißchen Zeug auszuladen.
Congrio war kein Dummkopf. »Was soll das, Falco?« Er wußte, daß niemand einem Wandschreiber half, ohne etwas von ihm zu wollen.
Ich gab das Theater auf. »Jemand hat mir gesagt, daß du Heliodorus’ Sachen geerbt hast. Meinst du, ich könnte sie mir mal ansehen?«
»Wenn es das ist, was Sie wollen. Das hätten Sie auch gleich sagen können«, knurrte er mürrisch. Sofort entrollte er sein Bündel, warf einiges beiseite, breitete aber anderes in einer ordentlichen Reihe vor mir aus. Das Aussortierte war eindeutig sein eigener Krempel, der zum Anschauen ausgebreitete Rest die Hinterlassenschaft des Ertrunkenen.
Was Phrygia ihm da gegeben hatte, würde bei einer vom Auktionator veranstalteten Haushaltsauflösung kaum Aufsehen erregen. Mein Vater, der auf diesem Gebiet tätig war, hätte die Kleider des Stückeschreibers seinen Packern gegeben, um mit den Lumpen Zerbrechliches einzuwickeln. Zu dem nutzlosen Zeug gehörten ein paar Tuniken, die jetzt für Congrios dürre Gestalt an den Schultern mit großen Stichen zusammengerafft waren; ein Paar scheußliche alte Sandalen; ein verdrehter Gürtel und eine Toga, die selbst ich nicht gebraucht gekauft hätte, weil die Weinflecken darauf zwanzig Jahre alt wirkten und mit Sicherheit nicht mehr rausgingen. Außerdem eine lädierte Schultertasche (leer); ein Bündel Federkiele, manche davon halbwegs zu Schreibfedern zurechtgeschnitten; eine recht hübsche Zunderbüchse; drei mit Zugschnur versehene Geldbörsen (zwei leer, eine mit fünf Würfeln und einer nur einseitig geprägten Bronzemünze, offensichtlich eine Fälschung); eine zerbrochene Laterne und eine Wachstafel, der eine Ecke fehlte.
»Sonst noch was?«
»Das ist alles.«
Irgendwas an seinem Benehmen fiel mir auf. »Du hast das alles sehr ordentlich und korrekt ausgebreitet.«
»Übung!« schniefte Congrio. »Schließlich sind Sie nicht der erste Wichtigtuer, der eine Inventur will.« Er genoß es, den Schwierigen zu spielen.
Lässig hob ich eine Augenbraue. »Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, daß ein Finanztribun dir für diesen Plunder Erbschaftsteuer abknöpfen wollte! Wer war denn der Neugierige? Ist jemand eifersüchtig, weil du alles bekommen hast?«
»Ich hab das Zeug genommen, weil es mir angeboten wurde. Wenn es jemand sehen will, laß ich ihn. Sind Sie fertig?« Er sammelte alles wieder ein. Obwohl der Kram scheußlich war, machte er seine Arbeit systematisch und ordentlich. Meine Frage blieb auf quälende Weise unbeantwortet.
Wenn Congrio mit etwas hinterm Berg halten wollte, stachelte er damit nur mein Interesse an. Die Kleider hatten einen unangenehm modrigen Geruch. Ob der noch von dem Vorbesitzer stammte oder ob sie ihn in der Zwischenzeit angenommen hatten, ließ sich unmöglich sagen, aber niemand mit Geschmack oder Verstand würde sie jetzt noch wollen. Die anderen Gegenstände waren auch nur eine traurige Sammlung. Darin ein Motiv oder sonstige Hinweise zu entdecken, fiel schwer.
Ich schüttelte zwei der Würfel und ließ sie auf eine ausgebreitete Tunika fallen. Beide zeigten die Sechs. »Hallo! Sieht ja so aus, als hätte er dir ein paar Glücksbringer hinterlassen.«
»Sie haben sich genau die richtigen rausgesucht«, sagte Congrio. Ich hob die Würfel auf und wog sie in der Hand. Wie erwartet, waren sie einseitig gewichtet. Congrio grinste. »Die anderen sind in Ordnung. Ich glaube nicht, daß ich die Traute habe, diese beiden zu benutzen, aber verraten Sie es niemandem. Vielleicht ändere ich ja meine Meinung. Wenigstens wissen wir jetzt, warum er immer gewonnen hat.«
»Hat er das?«
»Er war berühmt dafür.«
Ich pfiff leise. »Davon höre ich zum ersten Mal. War er ein eifriger Spieler?«
»Er spielte dauernd. So hat er sein Vermögen zusammengekriegt.«
»Ein Vermögen? Das war aber nicht bei den Sachen, oder?«
»Ha! Nein. Chremes sagte, er würde
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