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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich hilfreich. »Die beiden haben seine Sachen durchgesehen, wissen Sie. Wir sprachen darüber, und ich meine mich zu erinnern, daß sie einen Ring erwähnten.«
    »Meinen nicht.« Ich meinte, jetzt eine Spur von Irritiertheit am jungen Grumio wahrzunehmen. »Muß einer von seinen eigenen gewesen sein.«
    »Oder Congrio hat ihn vielleicht …«
    »Hat er nicht.« Und doch hatten, laut Congrio, die Clowns ihm nie gesagt, wonach sie suchten.
    »Sagen Sie, warum hatte Tranio Schiß, mir von dem verschwundenen Pfand zu erzählen?« fragte ich freundlich.
    »Ist das nicht offensichtlich?« Laut Grumio waren eine Menge Dinge offensichtlich. Er wirkte bemerkenswert selbstzufrieden, während er Tranio in die Pfanne haute. »Er hat noch nie Schwierigkeiten gehabt, schon gar nicht in Zusammenhang mit einem Mordfall. Seine Reaktion ist übertrieben. Der arme Trottel denkt, jeder wüßte von seinem Streit mit Heliodorus, und daß es schlecht für ihn aussieht.«
    »Daß er die Sache verheimlicht hat, läßt ihn noch viel schlechter dastehen.« Ich sah Grumios Augenbrauen erstaunt hochschießen, als wäre ihm dieser Gedanke noch gar nicht gekommen. Das konnte ich mir nicht recht vorstellen. Trocken fügte ich hinzu: »Nett von Ihnen, es mir gesagt zu haben!«
    »Warum nicht?« lächelte Grumio. »Tranio hat Heliodorus nicht umgebracht.«
    »Sie sagen das so, als wüßten Sie, wer es war.«
    »Ich kann’s mir denken!« Das klang so, als wolle er mich tadeln, weil ich nicht selbst darauf gekommen war.
    »Und wer soll das sein?«
    Die Antwort ließ mich fast aus den Pantinen kippen. »Wo er sich so plötzlich dünne gemacht hat«, meinte Grumio, »würde ich denken, Ihr sogenannter Dolmetscher wäre der geeignetste Kandidat.«
     
    Ich lachte laut auf. »Habe ich richtig gehört? Musa? «
    »Der hat Sie aber ordentlich eingewickelt, was?« Die Stimme des Clowns war kalt. Wäre Musa dabei gewesen, hätte er wahrscheinlich selbst als Unschuldiger die Panik gekriegt.
    »Nicht im geringsten. Sagen Sie mir lieber, wie Sie darauf kommen!«
    Grumio trug seine Argumente wie ein Zauberer vor, der sich herabläßt, einen Zaubertrick zu erklären. Seine Stimme war gleichmäßig und bedacht. Während ich ihm zuhörte, konnte ich mich diese Beweise beinahe selbst einem Strafrichter vortragen hören. »Jeder in der Truppe hat ein Alibi für den Zeitpunkt von Heliodorus’ Ermordung. Vielleicht hatte er in Petra Kontakt zu einem Außenstehenden. Vielleicht hat er sich an jenem Tag mit ihm getroffen. Sie sagen, Sie hätten Musa ganz in der Nähe des Tatorts gefunden; Musa muß der Mann gewesen sein, dem Sie von der Opferstätte gefolgt sind. Und was den Rest betrifft – der ergibt sich ganz logisch daraus.«
    »Erläutern Sie es mir«, krächzte ich verblüfft.
    »Ganz einfach. Musa brachte dann Ione um, weil sie gewußt haben muß, daß Heliodorus in Petra jemand kannte. Sie hatte mit dem Schreiberling geschlafen; dabei kann er es ihr erzählt haben. Wieder haben wir alle ein Alibi, aber war Musa an dem Abend in Gerasa nicht stundenlang allein unterwegs?« Erschrocken fiel mir ein, daß ich ihn tatsächlich im Tempel des Dionysos zurückgelassen hatte, während ich nach Thalias Orgelspielerin herumfragte. Ich glaubte zwar nicht, daß er in der Zeit bei den Maiumabecken war – aber das Gegenteil beweisen konnte ich auch nicht.
    Und da Musa nicht mehr da war, konnte ich ihn nicht fragen.
    »Aber wie erklären Sie sich Bostra, Grumio? Wo Musa beinahe ertrunken wäre?«
    »Ganz einfach. Als Sie ihn mitbrachten, hielten ihn manche von uns für ziemlich verdächtig. Um unseren Verdacht zu zerstreuen, sprang er in Bostra freiwillig ins Reservoir und behauptete einfach hinterher, jemand hätte ihn reingeschubst.«
    »Nicht die einzige Behauptung, die hier gemacht wird!«
    Das mußte ich sagen, obwohl ich das untrügliche Gefühl hatte, das alles könne stimmen. Wenn jemand eine so unglaubliche Geschichte mit derart leidenschaftlicher Überzeugung vorbringt, kann einem schon der gesunde Menschenverstand durcheinandergewirbelt werden. Ich fühlte mich wie ein Idiot, ein stümperhafter Amateur, der es versäumt hatte, etwas zu bedenken, was direkt vor seiner Nase lag und reine Routine hätte sein sollen.
    »Das ist ein erstaunlicher Gedankengang, Grumio. Sie meinen also, ich hätte all die Zeit und Mühe darauf verschwendet, nach dem Mörder zu suchen, wo doch Tatsache ist, daß ich ihn selbst mitgebracht habe?«
    »Sie sind der Experte,

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