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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Frauen reiten normalerweise nicht allein durch die Wüste. Diese hier würde überall hingehen. Sie war merklich größer als die Einheimischen und aufsehenerregend gebaut. Ich wußte, daß sie das Kamel selbst ausgesucht haben mußte, mit Kennerblick und Geschmack. Dann war sie fröhlich ohne Begleitung durch Syrien galoppiert. Falls jemand gewagt hätte, sie anzugreifen, wäre sie mit ihm fertig geworden; außerdem zappelte ihr Leibwächter energisch in einem großen Beutel, den sie sich quer über ihren beachtlichen Busen gehängt hatte.
    Als sie mich sah, stieß sie ein höhnisches Gebrüll aus und schwang einen kleinen Eisentopf. »Falco, du dämlicher Schwachkopf! Ich will nach deinem kranken Mädchen sehen – aber jetzt komm erstmal her und sag hübsch Guten Tag!«
    »Hallo, Jason«, erwiderte ich gehorsam, als Thalias Python den Kopf aus dem Reisesack zwängte und nach einem Angsthasen Ausschau hielt, den er drangsalieren konnte.

LXI
    Um uns herum standen eine Menge verängstigter Männer, und nicht alle hatten nur Angst vor dem Python.
    Thalia schob Jason unsanft wieder in den Beutel zurück und hängte ihn dann dem Kamel um den Hals. Mit ihrem schwer beringten Finger deutete sie auf den Beutel. Langsam und deutlich (und völlig unnötig) erklärte sie den versammelten Nomaden: »Jeder, der Hand an das Kamel legt, kriegt es mit der Schlange zu tun.«
    Das paßte nicht recht zu dem, was sie mir stets von Jasons Liebenswürdigkeit vorgeschwärmt hatte, war jedoch sehr wirkungsvoll. Ich konnte sehen, daß die Palmyrer samt und sonders eher meine nervöse Einstellung dem Tier gegenüber teilten.
    »Das ist ein prächtiges Kamel«, sagte ich bewundernd. »Mit einer prächtigen Reiterin, die ich nie mitten in der Wüste erwartet hätte.« Trotzdem wirkte es selbstverständlich. Irgendwie fühlte ich mich schon viel wohler. »Was im Namen aller Götter führt dich hierher, Thalia?«
    »Die Suche nach dir, mein Liebling!« säuselte sie gefühlvoll. Diesmal war ich durchaus bereit, das hinzunehmen.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Damaskus ist voller Ankündigungen, die deinen Namen tragen. Nachdem ich ein paar Tage lang wie wild für meinen Lebensunterhalt getanzt hatte, entdeckte ich eine davon.« Das ist das Problem mit Wandanschlägen: leicht anzubringen, aber keiner wischt sie je wieder weg. Vermutlich würden noch in zwanzig Jahren Leute zum Herodestheater kommen und versuchen, einen Mann namens Falco um Geld zu erleichtern. »Der Türsteher vom Theater sagte mir, daß du nach Palmyra weitergezogen bist. Gute Entschuldigung, mir das Kamel zuzulegen. Ist es nicht ein Knüller? Wenn ich noch eins kriegen kann und Rennen mit ihnen veranstalte, kippen diese hochnäsigen Schlappschwänze in Rom glatt von den Sitzen!«
    »Wo hast du gelernt, mit Rennkamelen umzugehen?«
    »Wer mit einem Python fertig wird, schafft auch einen Ritt, Falco!« Zweideutigkeiten auf Schritt und Tritt. »Wie geht’s dem armen Mädelchen? Ein Skorpion, oder? Als wäre eine verderbte Kreatur mit garstigem Schwanz nicht schon genug für sie …«
    Ich wagte kaum zu fragen, tat es dann aber doch. »Wie hast du davon erfahren?«
    »Hab diesen seltsamen Typen getroffen – deinen trübsinnigen Priester.«
    »Musa?«
    »Kam auf mich zugeritten wie ein Gespenst in einer Staubwolke. Ich fragte ihn, ob er dich gesehen hätte. Er erzählte mir alles.«
    Ich sah sie scharf an. » Alles? «
    Thalia grinste. »Genug.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Was ich mit allen mache.«
    »Der arme Junge! Bißchen zart für dich, was?«
    »Das sind sie für meinen Geschmack doch alle! Ich warte immer noch auf dich, Falco.«
    Ohne auf dieses gefährliche Angebot einzugehen, gelang es mir, ihr mehr Einzelheiten zu entlocken. Thalia war zu dem Schluß gekommen, daß ich die Suche nach Sophrona vielleicht nicht allein bewältigen konnte. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, selbst in den Osten zu kommen. Schließlich war Syrien ein guter Markt für exotische Tiere; vor dem Rennkamel hatte sie bereits ein Löwenbaby und mehrere indische Papageien gekauft, von einer gefährlichen neuen Schlange ganz zu schweigen. Das Geld dafür hatte sie sich durch Vorführungen ihres berühmten Tanzes mit Zeno, dem Riesenpython, verdient, bis sie in Damaskus auf meinen Anschlag stieß. »Und da bin ich nun, Falco, in voller Lebensgröße und zu allen Schandtaten bereit!«
    »Endlich! Meine Chance, deinen Auftritt zu sehen!«
    »Das ist nichts für schwache Herzen!«
    »Na

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