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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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schlechte Angewohnheit sein können –, nur hatte ich ihn ausgerechnet an jenem Abend gehört, als er die Menge in Gerasa damit unterhielt, ein Messer nach mir zu werfen. Daran konnte ich mich sehr deutlich erinnern.
    Ich blieb gelassen. »Der offensichtlichste Grund dürfte wohl sein, daß er etwas zu verbergen hatte.«
    »Ein bißchen zu offensichtlich, oder?« Er ließ es wie eine Frage klingen, die ich mir selbst hätte stellen sollen.
    »Es muß eine Erklärung geben.«
    »Vielleicht fürchtete er, Sie hätten etwas herausgefunden, das ihn in schlechtem Licht erscheinen ließ.«
    »Eine hervorragende Idee!« erwiderte ich erfreut, als wäre ich selbst nie auf sowas gekommen. Wir lieferten uns einen kleinen Schlagabtausch, spielten beide den Einfaltspinsel. Dann ließ ich meine Stimme wieder knurrig werden. »Erzählen Sie doch mal, wie Sie und Ihr Zeltkamerad mit dem Stückeschreiber gewürfelt haben, Grumio!«
    Er wußte, daß er es nicht abstreiten konnte. »Würfeln ist doch kein Verbrechen, oder?«
    »Spielschulden auch nicht.«
    »Was für Schulden? Wir haben nur manchmal zum Spaß geknobelt; wir wußten sehr schnell, daß wir lieber nicht ernsthaft wetten sollten.«
    »War er so gut?«
    »Allerdings.« Nichts deutete darauf hin, daß er von Heliodorus’ Betrügereien wußte. Manchmal wundere ich mich, wie es Falschspielern gelingt, damit durchzukommen – bis ich mit so einem unschuldigen Trottel rede und mir alles klar wird.
    Tranio wußte vielleicht, daß Heliodorus mit einseitig gewichteten Würfeln spielte; das war mir durch den Kopf gegangen, als ich damals mit ihm sprach. Jetzt stellte sich mir die interessante Frage, ob Tranio diese Information seinem sogenannten Freund vielleicht vorenthalten hatte. Wie war das Verhältnis der beiden tatsächlich? Waren sie Verbündete, die einander deckten? Oder waren sie eifersüchtige Rivalen?
    »Was ist denn nun das große Geheimnis? Ich weiß, daß es eins geben muß«, drängte ich ihn, ganz der freimütige, erfolgreiche Ermittler. »Was hat Tranio ausgefressen?«
    »Nichts Dolles, und es ist auch kein Geheimnis.« Auf jeden Fall jetzt nicht mehr; sein freundlicher Zeltgenosse war dabei, ihn ohne Gewissensbisse ans Messer zu liefern. »Er mochte Ihnen gegenüber wohl nicht damit rausrücken, daß er mal allein mit Heliodorus geknobelt hat, nachdem wir uns gestritten hatten und ich anderweitig beschäftigt war …«
    »Mit einem Mädchen?« Auch ich konnte hinterfotzig sein.
    »Was sonst?« Nach meinem Gespräch mit Plancina nahm ich ihm das nicht ab. »Wie auch immer, sie waren in unserem Zelt. Tranio brauchte ein Pfand und setzte etwas ein, das nicht ihm gehörte, sondern mir.«
    »Wertvoll?«
    »Überhaupt nicht. Aber weil ich immer noch sauer auf ihn war, habe ich von ihm verlangt, es von dem Schreiberling zurückzuholen. Und dann, Sie kennen ja Heliodorus …«
    »Eigentlich nicht.«
    »Na ja, seine Reaktion war typisch. Sowie er dachte, er hätte etwas Wichtiges ergattert, beschloß er, es zu behalten und Tranio damit zu quälen. Mir paßte es gut in den Kram, unseren cleveren Freund zappeln zu lassen. Also tat ich weiter so, als sei ich wütend. Tranio riß sich fast die Beine aus, um die Sache in Ordnung zu bringen, während ich mir ins Fäustchen lachte und meine Rache genoß.« Eins mußte man Grumio lassen – er besaß die natürliche Grausamkeit eines Komödianten, und zwar nicht zu knapp. Im Gegensatz dazu konnte ich mir gut vorstellen, daß Tranio sich schuldig fühlte und immer verbiesterter wurde.
    »Vielleicht sollten Sie ihn jetzt vom Haken lassen. Was war das für ein Pfand, Grumio?«
    »Nichts Wichtiges.«
    »Heliodorus muß das aber geglaubt haben.« Und Tranio ebenfalls.
    »Heliodorus war so darauf aus, andere zu quälen, daß er jedes Gefühl für Realität verloren hatte. Es war ein Ring«, erklärte Grumio mit leichtem Schulterzucken. »Nur ein Ring.«
    Seine augenscheinliche Gleichgültigkeit überzeugte mich davon, daß er log. Warum tat er das? Vielleicht, weil ich nicht wissen sollte, was das Pfand wirklich war …
    »Wertvoller Stein?«
    »Aber nein! Was denken Sie, Falco! Ich hatte ihn von meinem Großvater. Es war nur Tand. Der Stein war dunkelblau. Ich behauptete immer, es wäre Lapislazuli, aber wahrscheinlich war es noch nicht einmal ein Sodalith.«
    »Wurde er nach dem Tod des Stückeschreibers gefunden?«
    »Nein. Der Drecksack hatte ihn wahrscheinlich verscherbelt.«
    »Haben Sie Chremes und Phrygia gefragt?« beharrte

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