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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einem Haken. »Schauen Sie, was hier in einem Tempel auf mich gewartet hat, Falco.« Er zeigte mir einen Hut. »Es war auch ein Brief von Shullay da; den habe ich aber noch nicht gelesen.«
    Der Hut war eine breitkrempige, griechische Angelegenheit mit rundem Kopfteil, wie man sie auf Hermesstatuen sieht. Ich holte tief Luft. »Das ist die Kopfbedeckung eines Reisenden. Haben Sie diesen Hut schon vorher gesehen – wie er sich schnell einen Berg hinunterbewegt?«
    »Oh ja. Ich glaube, an jenem Tag saß er auf dem Kopf eines Mörders.«
    Es war wohl kaum der richtige Augenblick, um Musa zu erzählen, daß laut Grumio er selbst der Mörder war. Statt dessen dachte ich amüsiert an Grumios absurde Theorie, daß Musa ein mit großer Macht ausgestatteter politischer Agent sei, vom Bruder auf eine Tötungsmission geschickt.
    Musa benutzte seine Vertragskillerfähigkeiten dazu, einen Haufen Löwendung wegzutragen.
     
    Helena und Thalia gingen zurück zu unserem Zelt. Ich trödelte. Musa, der wieder mit dem Löwenbaby spielte, schaute lange genug hoch, daß sich unsere Blicke trafen.
    »Helena hat sich erholt, aber sie war sehr krank. Thalia mit dem Mithridatium zu schicken, war eine große Hilfe. Vielen Dank, Musa.«
    Er löste sich von dem flaumigen, hyperaktiven Löwen. Er wirkte ruhiger, als ich befürchtet hatte, setzte aber trotzdem zum Sprechen an. »Ich möchte Ihnen erklären …«
    »Keine Erklärungen, Musa. Ich hoffe, Sie essen heute mit uns zu Abend. Vielleicht haben Sie gute Nachrichten von Shullay.« Ich drückte seine Schulter, bevor ich mich dranmachte, den anderen zu folgen. »Tut mir leid. Thalia ist eine alte Freundin. Wir haben ihr Ihre Hälfte des Zeltes gegeben.«
    Es war zwar nie etwas zwischen Helena und ihm passiert, aber ich war ja nicht blöd. Mir war egal, was er für sie empfand, solange er sich an die Regeln hielt. Die erste Regel lautet, daß ich keinen Mann, der scharf auf Helena war, in unserem Haus wohnen ließ. »Das ist nicht gegen Sie gerichtet«, fügte ich fröhlich hinzu. »Aber ein paar Ihrer Schoßtierchen sind mir nicht ganz geheuer.«
    Musa zuckte die Schultern und akzeptierte das Ungesagte mit einem Lächeln. »Ich bin der Schlangenwärter. Ich muß bei Zeno bleiben.«
    Nach zwei Schritten drehte ich mich nochmal nach ihm um. »Wir haben Sie vermißt. Schön, daß Sie wieder da sind, Musa.«
    Das meinte ich auch so.
     
    Auf dem Rückweg begegnete mir Byrria. Ich erzählte ihr, daß ich den großen Python gesehen hätte, empfahl ihr dieses Erlebnis und sagte, der Wärter würde ihr sicher gern seine Menagerie zeigen.
    Na ja, man muß es doch wenigstens versuchen.

LXVI
    Am Abend saß ich mit Helena und Thalia vor dem Zelt und wartete darauf, daß Musa zum Essen kam. Chremes und Davos gingen vorbei, gefolgt von der langen, schlaksigen Phrygia, offenbar auf ihrem Weg zum Abendessen in einem ihrer Zelte. Chremes blieb stehen, um mit mir ein noch nicht gelöstes Problem in meinem Stück zu besprechen. Während wir redeten – ich schenkte dem Gebrabbel des Direktors so wenig Aufmerksamkeit wie möglich –, hörte ich Phrygia leise zu Thalia sagen: »Kenne ich Sie nicht von irgendwo her?«
    Thalia lachte rauh. »Ich habe mich schon gewundert, wann Sie mich das fragen würden.«
    Ich bemerkte, daß Helena taktvoll mit Davos zu plaudern begann.
    Phrygia wirkte angespannt. »Aus Italien? Oder war es Griechenland?«
    »Versuchen Sie’s mal mit Tegea«, meinte Thalia. Sie hatte wieder diesen leicht boshaften Blick.
    Phrygia sog erschrocken die Luft ein, als hätte man sie mit einer Spindel in die Seite gepiekst. »Ich muß mit Ihnen reden.«
    »Tja, ich werde versuchen, Sie irgendwo dazwischenzuschieben«, versprach Thalia wenig überzeugend. »Ich muß meinen Schlangentanz proben.« Zufällig wußte ich, daß sie den Tanz nie probte, weil das zu gefährlich war. »Und dann muß ich mich auch um die Akrobaten kümmern …«
    »Das ist grausam!« murmelte Phrygia.
    »Nein«, sagte Thalia fest. »Sie haben Ihre Entscheidung getroffen. Wenn Sie nun plötzlich nach all diesen Jahren Ihre Meinung ändern, muß die andere Seite wenigstens Zeit haben, sich darauf einzustellen. Drängen Sie mich nicht! Vielleicht stelle ich Sie nach der Aufführung vor …«
    Chremes hatte es aufgegeben, mich für seine Probleme zu interessieren. Phrygia schwieg frustriert und ließ sich von ihrem Gatten wegführen.
    Ich war nicht der einzige, der diese interessante Unterhaltung aufgeschnappt hatte. Davos war

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