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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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schicken Brokat doch nichts als Schafhirten und Kameltreiber. Alexander sollte eigentlich hierherkommen, doch er muß es sich anders überlegt haben und zog ohne anzuhalten vorbei. Sie haben keine hellenistische Vergangenheit. Einem palmyrischen Stadtrat auserlesene griechische oder lateinische Komödien zu bieten, ist genauso, als würde man einen Stein mit geröstetem Pfauenfleisch füttern wollen.«
    »Und was jetzt?« fragte ich, nachdem seine Tirade endlich vorbei war. »Zockeln wir alle durch die Wüste nach Damaskus zurück, ohne hier eine einzige Textzeile von uns zu geben?«
    »Wenn’s nur so wäre!« murmelte Phrygia. Mehr denn je schien sie einen enormen Groll zu hegen, der es ihr heute abend sogar unmöglich machte, sich für ihre geliebte Truppe etwas Konstruktives einfallen zu lassen.
    Vielleicht, weil die Truppe nach all den Schicksalsschlägen nun schließlich auseinanderbrach. Chremes wandte sich mir zu, jetzt nicht mehr so polternd wie zuvor. »Es gab heute ein bißchen Ärger mit den Jungs und Mädels.« Zuerst nahm ich an, er wolle mich wegen meines Erfolgs bei den Bühnenarbeitern und Musikern um Hilfe bitten. Aber ich hatte mich geirrt. »Das Schlimmste ist, daß Philocrates gekündigt hat. Hier keine Bühne zu haben, ist mehr, als er ertragen kann.«
    Ich lachte kurz auf. »Meinen Sie nicht, er ist eher deprimiert über den Mangel an verfügbaren Frauen?«
    »Das macht die Sache nicht besser!« stimmte Phrygia säuerlich zu. »Außerdem hieß es, er sei verstimmt, weil ihm von gewisser Seite vorgeworfen wurde, die Verbrechen begangen zu haben …«
    »Diese gewisse Seite war ich«, gab ich zu. »Das war nur ein bißchen Fischen im Trüben. Sowas kann er doch nicht ernst genommen haben.«
    »Glaub das nicht!« warf Thalia ein. »Wenn Philocrates der mit dem Dauerständer und der hohen Meinung von sich ist: Der scheißt sich glatt in die Hose.« Ihr entging nichts. Sie war erst ein paar Tage bei uns, wußte aber schon genau, wer hier ein echter Angeber war.
    »Er ist nicht der einzige, der weg will, Falco.« Phrygia klang, als würde sie am liebsten aufgeben. Genau wie ich, eigentlich. »Da sind noch ganz viele, die ausbezahlt werden wollen.«
    »Ich fürchte, die Truppe löst sich auf«, sagte Chremes. »Aber ein letzter gemeinsamer Auftritt bleibt uns noch.« Das war wieder ganz seine alte Prahlerei, klang allerdings wenig beeindruckend. Sein »letzter Auftritt« ließ eher ein verunglücktes Fest erwarten, wo sämtliche Gläubiger auftauchen, der Wein nicht ausreicht und eine verdorbene Auster einen lahmlegt.
    »Sie sagten aber doch, Ihre Bemühungen, das Theater zu kriegen, seien gescheitert, Chremes.«
    »Ah! Ich versuche, niemals zu scheitern, Falco!« Ich versuchte, einen neutrale Miene beizubehalten. »Es gibt hier eine kleine römische Garnison.« Chremes schien das Thema gewechselt zu haben. »Vielleicht etwas unauffällig, aber das könnte Absicht sein. Sie sind hier, um die Straßen auszubessern – nichts, was den Palmyrern mißfallen könnte.«
    »Falls diese Straßen zum Euphrat führen, könnte das allerdings die Parther stutzig machen.« Diese politische Äußerung war mir ohne nachzudenken rausgerutscht. Dann ging mir auf, worauf der Direktor hinauswollte, und ich stöhnte. »Das darf doch wohl nicht wahr sein … los, jetzt mal raus mit der Sprache, Chremes!«
    »Ich bin zufällig einem ihrer Offiziere begegnet. Er hat uns ein kleines Amphitheater zur Verfügung gestellt, das die Truppe für sich gebaut hat.«
    Ich war entsetzt. »Gute Götter! Sind Sie je in einem Garnisonstheater gewesen?«
    »Sie vielleicht?« Wie gewöhnlich wich er aus.
    »Oft genug!«
    »Oh, wir kriegen das schon hin …«
    »Du vergißt nur die kleine Nebensächlichkeit, daß wir keine Frontalbühne haben«, unterbrach Phrygia hämisch. »Wir müssen im Rund auftreten. Kein Bühnenbild, keine Zu- und Abgänge, keine Falltüren nach unten und keine Möglichkeit, die Hebemaschine zu verstecken, wenn wir Flugszenen spielen wollen. Wir stehen vor einem Haufen Schlägertypen, die nach Obszönitäten brüllen und sie selbst beisteuern, wenn wir es nicht tun …«
    »Ganz ruhig«, besänftigte Helena sie. Dann siegte ihr gesunder Menschenverstand. »Ich kann mir vorstellen, daß es schwierig sein mag, Soldaten für ein ganzes Stück ruhig zu halten …«
    »Die reinste Tortur!« krächzte ich. »Wenn sie uns nur mit Steinen bewerfen, haben wir Glück gehabt.«
    »Und genau an dem Punkt kommen Sie ins Bild«,

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