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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Hinweis auf eine ungewollte Schwangerschaft? Chremes und Phrygia haben keine Kinder bei sich; das Baby ist also vermutlich gestorben?« Davos kniff stumm die Lippen zusammen, als wolle er die Sache nur ungern zugeben. »Phrygia ist also offenbar sinnlos an Chremes gekettet? Wußte Heliodorus davon?«
    »Oh ja.« Erfüllt von seiner eigenen Wut, hatte Davos die meine erkannt. Er hielt seine Antwort kurz und überließ es mir, die unerfreulichen Folgerungen zu ziehen.
    »Ich nehme an, er benutzte sein Wissen, um die Beteiligten in seiner bekannt freundlichen Art zu verhöhnen?«
    »Ja. Bei jeder Gelegenheit rammte er beiden das Messer in die Wunde.«
    Ich brauchte keine näheren Ausführungen, versuchte aber, Druck auf Davos auszuüben. »Er machte sich über Chremes lustig wegen der Heirat, die der bedauert …«
    »Chremes weiß, daß es das Beste ist, was er je gemacht hat.«
    »Und quälte Phrygia mit ihrer schlechten Ehe, der vertanen Chance in Epidauros und vermutlich dem verlorenen Kind?«
    »Mit all diesen Dingen«, erwiderte Davos, vielleicht etwas wachsamer.
    »Er klingt absolut gemein. Kein Wunder, daß Sie von Chremes verlangt haben, er solle ihn rausschmeißen.«
    Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, schon wurde mir klar, daß Chremes womöglich den Stückeschreiber ertränkt haben mochte. Davos erkannte den Doppelsinn ebenfalls, lächelte aber nur grimmig. Ich hatte das Gefühl, daß Davos – sollte Chremes je der Sache beschuldigt werden – gelassen dabeistehen und zuschauen würde, ob die Anklage nun berechtigt war oder nicht.
    Helena, immer rasch dabei, die Wogen zu glätten, mischte sich ein. »Wenn Heliodorus den Leuten stets derart schmerzhaft zusetzte, Davos, hatte der Direktor doch einen guten Grund – und ein persönliches Motiv –, ihn zu entlassen, als Sie darum baten?«
    »Chremes ist unfähig, Entscheidungen zu treffen, selbst wenn es einfache sind. Diese«, erklärte er Helena ernst, »war schwierig.«
    Bevor wir ihn nach dem Grund fragen konnten, hatte er das Zelt verlassen.

XXI
    Allmählich wurde das Bild klarer: Chremes, Phrygia und Davos, der als alter Freund um ihre Fehler und seine eigenen vertanen Gelegenheiten getrauert hatte. Als Helena meinen Blick auffing, fragte ich sie: »Was meinst du dazu?«
    »Er hat nichts damit zu tun«, erwiderte sie langsam. »Ich glaube, er hat Phrygia früher mehr bedeutet als jetzt, aber das ist lange her. Er kennt sie und Chremes seit zwanzig Jahren und ist nur noch ein kritischer, aber loyaler Freund.«
    Helena hatte auch mir ein warmes Honiggetränk gemacht. Sie stand auf und holte es vom Feuer. Ich nahm den Becher, setzte mich bequemer zurecht und lächelte Musa aufmunternd zu. Eine Zeitlang schwiegen wir alle drei. Wir saßen beieinander und überdachten die Ereignisse.
    Mir fiel die veränderte Atmosphäre auf. Sobald Davos das Zelt verließ, hatte sich Musa entspannt. Er wirkte offener. Statt sich unter seiner Decke zu verkriechen, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, das langsam trocknete und sich an den Spitzen komisch kräuselte. Es ließ ihn jünger aussehen. Seine dunklen Augen blickten nachdenklich; die bloße Tatsache, daß ich das sehen konnte, machte bereits die Veränderung in ihm deutlich.
    Mir war klar, was hier vorging. Ich hatte Helena gesehen, wie sie sich um ihn kümmerte, als gehörte er zu uns, wie er ihre besorgte Aufmerksamkeit ohne seine übliche Vorsicht hinnahm. Es ließ sich nicht mehr verleugnen. Wir waren jetzt seit einigen Wochen zusammen. Und das Schlimmste war geschehen: unser verdammtes nabatäisches Anhängsel war zum Familienmitglied geworden.
    »Falco«, sagte er. Er hatte mich zuvor nie beim Namen genannt. Ich nickte ihm zu. Es war kein unfreundliches Nicken. Noch war er nicht in den Stand totaler Abneigung aufgestiegen, den ich für meine leiblichen Verwandten reserviert hatte.
    »Erzählen Sie uns, was passiert ist«, murmelte Helena. Die Unterhaltung fand mit gedämpften Stimmen statt, als ob wir fürchteten, daß jemand draußen hinter der Zeltwand lauern könnte. Das schien unwahrscheinlich; es war immer noch eine scheußliche Nacht.
    »Es war eine lächerliche Expedition, unüberlegt und schlecht geplant.« Das klang, als hätte Musa seinen fröhlichen Kneipenbummel als militärisches Manöver betrachtet. »Wir hatten nicht genug Fackeln, und die paar, die wir hatten, wollten in der Feuchtigkeit nicht ordentlich brennen.«
    »Wer hatte Sie zu diesem Trinkgelage eingeladen?« warf ich ein.
    Musa

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