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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kamst, lag Ione im Wasser?«
    »Ich sah ihre Kleider neben dem Becken liegen. Als sie sich im Wasser nicht bewegte, wußte ich Bescheid.«
    »Oh, Helena! Ich hätte bei dir sein sollen. Was hast du gemacht?«
    »Außer mir war niemand da. Vom Rand führen Stufen hinein zum Wasserholen. Sie trieb da ganz in der Nähe im Flachen. So habe ich sie gesehen. Deshalb konnte ich sie auch allein rausziehen; sonst hätte ich es, glaube ich, nicht geschafft. Selbst so war es schwer, aber ich war schrecklich wütend. Mir fiel ein, wie du versucht hast, Heliodorus wiederzubeleben. Ich weiß nicht, ob ich es richtig gemacht habe, aber es funktionierte nicht …«
    Ich streichelte sie beruhigend. »Du hast sie nicht im Stich gelassen. Du hast es versucht. Wahrscheinlich war sie schon tot. Erzähl mir den Rest.«
    »Ich habe mich nach Beweisen umgesehen, bekam dann aber plötzlich Angst, daß Iones Mörder sich noch irgendwo versteckt hielt. Rund um die Becken stehen Tannen. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und rannte los, Hilfe holen. Auf dem Rückweg zur Stadt traf ich Byrria, die auf dem Weg zu uns war.«
    Ich war überrascht. »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie ist zu den Becken gegangen. Sie sagte, sie würde sich nicht vor Mördern fürchten. Und daß Ione eine Freundin bei sich haben sollte, die sie bewacht.«
    »Wir müssen uns beeilen …«
    Nicht lange danach kamen wir zu den Tannen, die Helena geängstigt hatten. Wir ritten unter dem Bogen hindurch und erreichten die Teiche, schwach erleuchtet und vom wilden Gequake der Frösche widerhallend.
    Vor uns lag ein großes, rechteckiges Reservoir von so gewaltigem Ausmaß, daß es der Versorgung der Stadt dienen mochte. Eine Wand, die einen Abflußkanal bildete, unterteilte es in zwei Becken. An der langen Seite führten Stufen zum Wasser, das sehr tief aussah.
    Am entfernten Ende konnten wir Leute herumalbern hören, nicht nur Frauen. Wie die Frösche, ignorierten auch sie das tragische Geschehen, viel zu sehr mit ihrem privaten Fest beschäftigt. Iones Leiche lag am Rande. Eine kniende Figur hielt neben ihr Wache. Byrria, deren Gesicht klarmachte, daß sie einen Mann für diese Tat verantwortlich machte. Sie erhob sich, als wir näherkamen, und tränenüberströmt umarmten sich die beiden Frauen.
    Musa und ich gingen wortlos zu dem toten Mädchen. Unter einer weißen Decke, die ich als Helenas Stola erkannte, lag Ione auf dem Rücken. Abgesehen von einer schweren Halskette war sie nackt. Musa schnappte nach Luft. Rasch trat er einen Schritt zurück, voller Scham über das so zur Schau gestellte nackte Fleisch. Ich holte eine Lampe, am Ione näher anzusehen.
    Sie war sehr schön gewesen. So schön, wie es sich eine Frau nur wünschen kann oder ein Mann es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellt.
    »Oh, decken Sie sie zu, Falco!« Musas Stimme war rauh.
    Auch ich war wütend, aber ein Wutausbruch würde niemandem helfen. »Ich tue das nicht aus Respektlosigkeit der Frau gegenüber.«
    Ich bildete mir mein Urteil, deckte sie wieder zu und stand auf.
    Der Priester wandte sich ab. Ich starrte aufs Wasser. Mir war ganz entfallen, daß er nicht mein Freund Petronius Longus war, der römische Wachhauptmann, mit dem zusammen ich schon so viele gewaltsam zu Tode Gekommene betrachtet hatte. Dabei spielte es keine Rolle, ob es Männer oder Frauen waren. Nackt, bedeckt oder nur mit zerwühlten Kleidern, was man sah, war die Sinnlosigkeit des Ganzen. Das, und wenn man Glück hatte, Hinweise auf den Täter.
    Immer noch entsetzt, aber schon etwas gefaßter, blickte Musa mich wieder an. »Was haben Sie gefunden, Falco?«
    »Manche Dinge finde ich nicht , Musa.« Ich sprach leise, während ich nachdachte. »Heliodorus war geschlagen worden, um ihn zu überwältigen; Ione zeigt keine Spuren davon.« Rasch blickte ich mich um. »Es sieht auch nicht so aus, als sei hier getrunken worden.«
    Er beruhigte sich. »Und das bedeutet?«
    »Wenn es der gleiche Mann war, gehört er zu unserer Truppe, und sie kannte ihn. So war es auch bei Heliodorus. Doch im Gegensatz zu ihm war Ione nicht auf der Hut. Ihr Mörder brauchte sie weder zu überraschen noch zu überwältigen. Er war ein Freund – oder mehr als ein Freund.«
    »Falls ihr Mörder derjenige ist, dessen Name sie Ihnen geben wollte, war es unbesonnen von ihr, sich mit ihm so kurz vor ihrem Gespräch mit Helena zu treffen.«
    »Ja, aber ein Gefühl der Gefahr ist für manche erregend …«
    »Marcus!«
    Helena sagte plötzlich mit leiser

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