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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Späße obszöner geworden und er war etwas heiser, rief aber unverdrossen sein endloses »Jemand hier aus Damaskus oder Dion?«
    Wir gaben ihm ein Zeichen. Er ließ ein letztes Mal seine Sammelkappe herumgehen, knotete sie dann über dem Geld zusammen und kam zu uns; wir berichteten, was passiert war. Sichtbar bestürzt, machte er sich auf, es den anderen zu sagen. In einer idealen Welt hätte ich mit ihm gehen sollen, um ihre Reaktionen zu beobachten, aber in einer idealen Welt sind Helden niemals müde oder niedergeschlagen; außerdem werden Helden besser bezahlt als ich – sie bekommen Nektar und Ambrosia, willige Jungfrauen, goldene Äpfel, goldene Fließe und Ruhm.
    Ich machte mir Sorgen um Byrria. Sie hatte kaum den Mund aufgemacht, seit wir sie an den heiligen Becken gefunden hatten. Ihrer ursprünglichen Tapferkeit zum Trotz, sah sie jetzt durchgefroren, entsetzt und schrecklich mitgenommen aus. Musa versprach, sie zu ihrem Zelt zu bringen; ich riet ihm, eine der anderen Frauen aufzustöbern, damit sie über Nacht bei Byrria blieb.
    Solange mich die Hoffnungslosigkeit nicht total übermannt hatte, wollte ich noch etwas Dringendes erledigen. Nachdem ich Helena in unser Quartier gebracht hatte, trieb ich mich bei den Mädchen vom Orchester herum, um herauszukriegen, wer Iones tödlicher Liebhaber war. Es war ein unmögliches Unterfangen. Afrania und ein paar Tänzerinnen waren bei dem Krach, den sie machten, leicht zu finden. Sie machten ihrer Erleichterung darüber, daß es Ione erwischt hatte und nicht sie, ordentlich Luft. Ihr hysterisches Gekreische wechselte nur die Tonart, als sie beschlossen, vor gespieltem Entsetzen aufzuschreien, während ich, ein Mann, der ja vielleicht ein bißchen gefährlich sein könnte, mit ihnen zu reden versuchte. Ich erwähnte die wohlbekannte medizinische Behandlung für Hysterie und sagte, sie bekämen gleich alle eine geknallt, wenn sie nicht zu schreien aufhörten. Darauf sprang eine der Panflötenspielerinnen auf und bot an, mir eine Wagendeichsel in die Weichteile zu rammen.
    Es schien das beste, sich zurückzuziehen.
     
    Als ich zu unserem Zelt kam, hatte sich eine neue Krise ergeben: Musa war nicht zurückgekehrt. Ich schaute mich draußen um, aber abgesehen von dem fernen Krawall des Orchesters herrschte jetzt Ruhe im Lager. Ein schwaches Licht leuchtete aus Byrrias Zelt, aber die seitlichen Planen waren fest geschlossen. Weder Helena noch ich konnten uns vorstellen, daß es Musa gelungen sein könnte, eine nähere Beziehung mit ihr herzustellen, aber wir wollten nicht dumm dastehen, falls es doch so war und wir sie unterbrachen. Helena und ich lagen vor Sorge um ihn die halbe Nacht wach.
    »Er ist ein erwachsener Mann«, murmelte ich.
    »Deswegen mache ich mir ja solche Sorgen!« war ihre Antwort.
    Er kam erst am Morgen zurück. Selbst da sah er völlig normal aus und machte keine Anstalten, eine Erklärung abzugeben.
    »Tja«, meinte ich spöttisch, als Helena hinausging, um nach dem Feuer zu sehen, und ein vernünftiges Männergespräch möglich war. »Sie konnten wohl keine Frau finden, die über Nacht bei ihr blieb?«
    »Nein, Falco.«
    »Und da sind Sie selbst bei ihr geblieben?« Diesmal antwortete er nicht auf meinen Seitenhieb. Er hatte offenbar nicht vor, mir die Geschichte zu erzählen. Womit er sich natürlich weiteren Foppereien aussetzte. »Jupiter! Sie sehen mir aber gar nicht wie einer aus, der die ganze Nacht damit zugebracht hat, eine hübsche junge Frau zu trösten.«
    »Wie sollte so ein Mann denn aussehen?« forderte er mich ruhig heraus.
    »Erschöpft, mein kleiner Sonnenschein! Nein, ich nehme Sie nur auf den Arm. Vermutlich hätte die für ihre Keuschheit berühmte Byrria Sie per Fußtritt hinausbefördert, wenn Sie sie gefragt hätten.«
    »Sehr wahrscheinlich«, sagte Musa. »Am besten fragt man nicht.« Das ließ sich auf zwei Weisen deuten. Eine Frau, die an diese Art Fragen gewöhnt war, fand Zurückhaltung vielleicht anziehend.
    »Wollen Sie damit andeuten, Byrria war so beeindruckt, daß sie Sie gefragt hat ? Klingt wie ein guter Plan!«
    »Oh ja«, stimmte Musa zu und grinste endlich wie ein normaler Mann. »Das ist ein guter Plan , Falco!« Offenbar nur in der Theorie.
    »Entschuldigen Sie, Musa, aber Ihr Leben scheint in der falschen Reihenfolge abzulaufen. Die meisten Männer verführen eine Frau und werden erst danach von einem eifersüchtigen Rivalen ins Wasser geschubst. Sie absolvieren den schmerzlichen Part

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