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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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seiner Wildheit selbst Aristophanes entzückt hätte. Sie quakten wie die Verrückten, unberührt von menschlichen Krisen.
    Wir drei waren auf hastig herbeigeholten Eseln hergeritten. Unterwegs hatten wir die ganze Stadt nordwärts durchqueren müssen und zweimal dort fluchend gehalten, wo die Hauptstraße, der Decumanus, auf breite Querstraßen stieß; natürlich waren an beiden Kreuzungen Straßenbauarbeiten im Gange, dazu kam das übliche ziellose Gedränge der Bettler und Touristen. Nachdem wir das Nordtor hinter uns hatten, folgten wir einem weniger verstopften Prozessionsweg durch ein fruchtbares Tal und kamen an prächtigen Vorortvillen vorbei, die sich unter Bäumen friedlich an die sanft abfallenden Hügel schmiegten. Es war kühl und ruhig. An unserem Weg lag, verlassen für die Nacht, ein Tempel.
    Inzwischen war es so dunkel, daß wir kaum noch etwas erkennen konnten. Aber als wir durch ein Tor an die heiligen Becken kamen, hingen Lampen wie Glühwürmchen in den Bäumen und Pechfackeln steckten im Boden. Jemand mußte sich um das Gelände kümmern, obwohl kein Mensch zu sehen war.
    Helena und ich waren auf einem Esel geritten, damit ich sie eng an mich drücken konnte. Sie hatte mir mehr von den Geschehnissen erzählt, während ich versuchte, nicht wütend zu werden, weil sie solche Risiken eingegangen war.
    »Du weißt, daß wir mit Ione sprechen mußten wegen der Andeutungen, die sie zu Heliodorus gemacht hat.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht.«
    »Ich konnte sie beiseite nehmen, und wir verabredeten uns zu einem Gespräch unter vier Augen bei den Wasserbecken.«
    »Warum das denn – ein bißchen promiskuitives Nacktbaden?«
    »Sei nicht so blöd. Mehrere von uns wollten sich die heilige Stätte anschauen. Wir hatten gehört, daß hier auch außerhalb des Festes gebadet wird.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Marcus, hör mir zu! Die Verabredung war ziemlich locker, weil wir alle vorher noch anderes zu tun hatten. Ich wollte unser Zelt aufräumen …«
    »Das freut mich. Anständige Mädchen erledigen immer erst die Hausarbeit, bevor sie zu wüsten Orgien aufbrechen. Vernünftige Mütter bringen ihren Töchtern bei, sich nicht untertauchen zu lassen, bevor sie den Boden aufgewischt haben!«
    »Laß doch bitte das Gemecker.«
    »Dann versetz du mir keinen solchen Schrecken.«
    Ich muß zugeben, der Gedanke daran, daß sich Helena in die Nähe eines lüsternen Kults begeben hatte, setzte mir zu. Niemand würde Helena ohne weiteres beeinflussen können, aber jeder Privatermittler von Rang ist schon von beunruhigten Verwandten gebeten worden, angeblich vernünftige Menschen aus den Fängen obskurer Glaubensgemeinschaften zu retten. Ich hatte das leere Lächeln reicher kleiner Mädchen, die eine Gehirnwäsche hinter sich hatten, zu oft gesehen. Und ich war wild entschlossen, dafür zu sorgen, daß mein Mädchen in kein schmutziges Fest hineingezogen würde. In Syrien, wo es Kulte gab, bei denen Frauen in Ekstase Männer kastrierten und dann deren edelsten Teile durch die Gegend schleuderten, waren mir exotische Schreine am suspektesten.
    Ich merkte, wie ich Helenas Arm so fest umklammerte, daß es blaue Flecken geben würde; ärgerlich lockerte ich meinen Griff und rieb ihre Haut. »Du hättest es mir sagen sollen.«
    »Wollte ich auch!« brauste sie auf. »Aber du warst ja nicht da.«
    »Tut mir leid.« Ich biß mir auf die Lippe, wütend auf mich, daß ich mich so lange mit Musa herumgetrieben hatte.
    Ein Mädchen war tot; unsere Gefühle waren nebensächlich. Helena überging unsere Kabbelei und erzählte weiter. »Ehrlich gesagt, schien es angebracht, mich nicht allzu sehr zu beeilen. Ione ließ durchblicken, daß sie noch eine Verabredung hatte.«
    »Mit einem Mann?«
    »Das nehme ich an. Sie sagte nur: ›Ich geh schon mal vor. Ich hab mir da was Nettes an Land gezogen …‹ Geplant war, daß wir uns treffen wollten, bevor die anderen ans Wasserbecken kamen, aber weil ich sie bei ihrem Vergnügen nicht stören wollte, ging ich langsam. Jetzt könnte ich mich dafür treten, so kam ich zu spät und konnte ihr nicht mehr helfen.«
    »Wer wollte sonst noch mit?«
    »Byrria. Afrania hatte zwar Interesse gezeigt, aber ich war mir nicht sicher, ob sie auftauchen würde.«
    »Nur Frauen?«
    Helena schaute mich kühl an. »So ist es.«
    »Warum mußtet ihr bei Nacht gehen?«
    »Ach, sei nicht so verbiestert! Da war es doch noch gar nicht dunkel.«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Und als du zu den Becken

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