Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
umgebracht hat«, sagte ich. »Sie hatte versprochen, mir den Namen des Mannes zu verraten und muß offenbar ermordet worden sein, um das zu verhindern.«
    »Uns passiert also nichts, wenn wir alle verkünden: ›Ich habe absolut keine Ahnung, wer die beiden getötet hat‹?« fragte der Orchesterleiter trocken, wenn auch nicht unerträglich sarkastisch.
    Ohne darauf einzugehen, fuhr ich fort: »Wenn ich wüßte, mit wem sich Ione am Abend ihres Todes getroffen hat, wüßte ich alles. Sie war eure Freundin. Einer von Ihnen muß doch eine Ahnung haben. Sie hat bestimmt etwas über ihre Pläne für jenen Abend fallenlassen oder sie hat sonst mal einen Mann erwähnt, mit dem sie freundschaftliche Beziehungen pflegte …« Bevor das Gelächter losbrechen konnte, fügte ich hastig hinzu: »Ich weiß, daß sie sehr beliebt war. Sie hat doch bestimmt für einige von euch gelegentlich ihr Tamburin geschüttelt, oder?«
    Einer oder zwei der Anwesenden gaben es bereitwillig zu. Einige der übrigen erklärten, sie seien verheiratet, was ihre Unschuld beweisen sollte; zumindest rettete sie das davor, im Beisein ihrer Frauen befragt zu werden. Diejenigen, bei denen nichts mit Ione gelaufen war, hatten sicherlich daran gedacht; darüber waren sich alle einig.
    »Tja, das umreißt mein Problem«, seufzte ich. »Jeder von Ihnen könnte es gewesen sein – oder jeder von den Schauspielern.«
    »Oder Sie!« meinte Afrania. Sie schaute mürrisch und wurde immer aufsässig, wenn es um dieses Thema ging.
    »Falco hat Heliodorus nie kennengelernt«, stellte jemand fairerweise fest.
    »Vielleicht doch«, räumte ich ein. »Ich habe behauptet , ich hätte ihn als Fremder gefunden, aber vielleicht kannte ich ihn schon, fand ihn unausstehlich, hab ihn abgemurkst und mich dann aus irgendwelchen perversen Gründen der Truppe angeschlossen …«
    »Weil Sie seinen Posten wollten?« rief Ribes der Lyraspieler mit einem für ihn seltenen Witz. Die anderen brachen in brüllendes Gelächter aus, und ich wurde für unschuldig erklärt.
    Keiner hatte brauchbare Informationen anzubieten. Was nicht hieß, daß sie keine besaßen. Es konnte immer noch sein, daß ich ein verstohlenes Flüstern vor meinem Zelt hören würde, wenn jemand mutiger wurde und mir einen wichtigen Hinweis geben wollte.
    »Ich kann Ihnen nicht raten, ob Sie bei der Truppe bleiben sollten oder nicht«, erklärte ich. »Aber sagen wir so: Wenn Sie streiken, ist die Tournee zu Ende. Chremes und Phrygia können ohne Musik und Kulissen keine Komödien aufführen. Beides gehört traditionellerweise dazu, und das Publikum erwartet es.«
    »Ein Monolog von Plautus ohne erhebende Musik ist wie ein mit abgestorbener Hefe zubereitetes Brot«, verkündete der Orchesterleiter düster.
    »In der Tat!« Ich versuchte, respektvoll zu schauen. »Ohne Sie könnten wir keine Vorstellungen mehr machen, und die Truppe würde sich schließlich auflösen. Denken Sie daran, wenn das geschieht, geht der Mörder frei aus.« Ich stand auf. So konnte ich sie alle sehen und jedem ins Gewissen reden. Wie oft mochten sie schon zu Herzen gehende Appelle von einem graugesichtigen, noch immer halb Betrunkenen zu hören bekommen haben, der ihnen nichts Faßbares zu bieten hatte? Ziemlich oft, wenn sie für einen Schauspieldirektor arbeiteten. »Es ist Ihre Entscheidung. Wollen Sie, daß Iones Tod gerächt wird, oder ist es Ihnen egal?«
    »Es ist zu gefährlich!« jaulte eine der Frauen, die ein kleines Kind im Schoß hielt.
    »Ich bin nicht so hohlköpfig, nicht zu wissen, um was ich Sie bitte. Jeder muß selbst die Entscheidung treffen.«
    »Was kümmert es Sie, Falco?« Wieder war es Afrania, die diese Frage stellte. »Sie sagen, Sie seien freischaffend. Warum hören Sie nicht einfach auf und hauen ab?«
    »Weil ich in die Sache verwickelt bin. Daran kann ich nichts ändern. Ich habe Heliodorus entdeckt. Meine Freundin hat Ione gefunden. Wir müssen wissen, wer es war – und dafür sorgen, daß er nicht davonkommt.«
    »Er hat recht«, erklärte der Zimbelspieler. »Wenn wir den Mann erwischen wollen, müssen wir als Gruppe zusammenbleiben und so den Mörder bei uns behalten. Aber wie lange wird das dauern, Falco?«
    »Wenn ich das wüßte, dann wüßte ich auch, wer der Mörder ist.«
    »Er weiß, daß Sie ihm auf der Spur sind«, warnte Afrania.
    »Und ich weiß, daß er mich beobachtet.« Ich schaute sie fest an und dachte an ihre seltsamen Behauptungen über das Alibi, das sie Tranio gegeben hatte. Nach wie

Weitere Kostenlose Bücher