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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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»Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß es bei den Dionysien, für die es geschrieben wurde, nur den zweiten Platz bekam.«
    »Was für ein Angeber! Aus welchem Archiv haben Sie das denn ausgegraben, Tranio?« höhnte ich.
    »Und welches Stück hat damals gewonnen?« wollte Helena wissen.
    »Irgendwas Unbedeutendes mit dem Titel Die Nachtschwärmer , das kennt kein Mensch mehr.«
    »Klingt witzig. Allerdings hat einer aus meinem Zelt in letzter Zeit ein bißchen viel in der Nacht herumgeschwärmt«, bemerkte Helena.
    »Dieses Stück ist nicht halb so obszön wie ein paar andere von Aristophanes«, grummelte Tranio. »Ich habe mal Der Friede gesehen wird nicht oft aufgeführt, schließlich haben wir ja dauernd Krieg. Darin gibt es zwei Rollen für böse Mädchen mit hübschen Ärschen. Einer davon werden auf der Bühne die Kleider ausgezogen, und sie wird zu dem Mann runtergereicht, der mitten in der ersten Reihe sitzt. Da bleibt sie erstmal sitzen, dann wandert sie für den Rest des Stückes herum, um andere aus dem Publikum zu ›erfreuen‹.«
    »Wie abscheulich!« Ich tat, als sei ich schockiert.
    Tranio verzog angewidert das Gesicht. »Nicht so schlimm, wie wenn Herkules als Vielfraß dargestellt wird und Kochrezepte verteilt.«
    »Nein, aber wegen Rezepten wird man uns nicht aus der Stadt jagen«, sagte Helena. Sie war immer so praktisch. Bei der Aussicht auf freizügige Frauen mit nackten Ärschen, die das Publikum »erfreuten«, gewann ihre praktische Natur noch stärker als sonst die Oberhand.
    Helena kannte Die Vögel . Sie war ausgesprochen gebildet, teilweise, weil die Tutoren ihrer Brüder sie unterrichtet hatten, während diese sich auf der Rennbahn herumtrieben, und teilweise, weil sie sich jede Schriftrolle grabschte, die sie in den privaten Bibliotheken ihrer reichen Familie auftreiben konnte (plus der paar zerlesenen und zerknautschten Exemplare, die ich unter meinem Bett aufbewahrte). Da ihr nie der Sinn danach stand, sich wie die Senatorenfrauen mit Orgien und Gladiatoren die Zeit zu vertreiben, war sie meist zu Hause geblieben und hatte gelesen. Wenigstens behauptete sie das.
    Sie hatte das Skript gut überarbeitet; Chremes hatte es ohne Änderungen akzeptiert und meinte, nun hätte ich wohl endlich die Sache kapiert.
    »Fixe Arbeit«, gratulierte ich ihr.
    »Ach, das war doch nichts.«
    »Laß es dir bloß nicht zu Kopf steigen, daß deine Überarbeitung gleich beim ersten Mal angenommen worden ist. Der Gedanke, du könntest eine Intellektuelle werden, schmeckt mir gar nicht.«
    »Entschuldige, wie konnte ich das vergessen! Du magst ja keine kultivierten Frauen.«
    »Ist schon recht.« Ich grinste sie an. »Ich bin kein Snob. Im Ausnahmefall bin ich durchaus bereit, es auch mal mit einem Schlaukopf zu probieren.«
    »Tausend heißen Dank!«
    »Nicht der Rede wert. Allerdings hatte ich nie erwartet, mit einem gelehrten Bücherwurm im Bett zu landen, der Griechisch studiert hat und weiß, daß Die Vögel ein berühmtes Stück ist. Wahrscheinlich bleibt es einem wegen der Federn im Gedächtnis haften. Als würde man an die griechischen Philosophen denken und sich nur daran erinnern, daß der erste Lehrsatz des Pythagoras besagt, man solle keine Bohnen essen.«
    »Philosophie ist was ganz Neues an dir.« Sie lächelte.
    »Oh, ich kann Philosophen runterleiern wie jeder andere Langweiler. Mein Liebling ist Bias, der das Motto der Ermittler formuliert hat …«
    »Alle Menschen sind schlecht!« Helena hatte die Philosophen ebenso gelesen wie die Dramatiker. »Jeder muß einen Vogel im Chor spielen, Marcus. Welchen hat Chremes dir zugeteilt?«
    »Hör zu, Süße, wenn ich mein Schauspieldebüt gebe, wird das ein Augenblick sein, von dem du noch unseren Enkelkindern erzählen wirst. Ich werde als tragischer Held mit einer Krone auf dem Haupt gemessenen Schrittes in die Mitte der Bühne treten und nicht als verdammter Vogel in den Kulissen rumhüpfen.«
    Helena gluckste. »Da irrst du dich aber! Dieses Stück wurde für ein sehr aufwendiges Fest geschrieben. Es hat einen vollen Chor mit vierundzwanzig namentlich erwähnten Piepmätzen, und wir müssen alle mitmachen.«
    Trotzig schüttelte ich den Kopf. »Ich nicht.«
    Helena Justina war ein kluges Mädchen. Außerdem war sie als Bearbeiterin die einzige in der Truppe, die das ganze Stück gelesen hatte. Die meisten überflogen es nur, um ihre eigene Rolle zu finden. Helena konnte sich sehr bald denken, was Chremes für mich vorgesehen hatte, und fand es

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