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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Chremes einen großen Bogen gemacht.« Das unzufriedene Gemurmel, das sich erhob, mahnte mich zur Vorsicht, sonst würde ich am Ende ihren Abmarsch anführen, statt sie zu überreden, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das sähe mir ähnlich: innerhalb von fünf Minuten vom Friedensstifter zum Rebellenführer. Gute Arbeit, Falco.
    »Es ist kein Geheimnis«, sagte einer der Bühnenarbeiter, ein ausgesprochener Miesepeter. »Wir hatten gestern abend einen Riesenstreit mit Chremes, und wir geben nicht nach.«
    »Sie müssen es mir nicht erzählen. Ich wollte mich nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen.«
    Sogar mit einem Kater, der mir das Gefühl gab, mein Kopf sei ein Fleck an einem Festungstor, das gerade mit einem dreißig Fuß langen Rammbock bearbeitet worden war, war ich doch noch Profi genug: Sobald ich sagte, sie sollten sich nicht bemühen, wollten sie mir alle die Geschichte erzählen.
    Ich hatte richtig geraten: Iones Tod war der Grund für ihre Stimmung. Ihnen war endlich aufgegangen, daß sich ein Wahnsinniger in unserer Mitte befand. Dramatiker konnte er ja gern ungestraft abmurksen, aber jetzt, wo er seine Aufmerksamkeit den Musikern zugewandt hatte, fragten sie sich, wen er als nächstes umbringen würde.
    »Ich verstehe, daß Sie sich Sorgen machen«, meinte ich mitfühlend. »Aber worum ging es in dem Streit mit Chremes?«
    »Wir bleiben nicht länger«, sagte der Zimbelspieler. »Wir wollen unser Geld für die Saison …«
    »Moment mal, wir anderen haben gestern unseren Anteil von den Einnahmen bekommen. Sind Ihre Verträge denn anders?«
    »Das kann man wohl sagen! Chremes weiß, daß Schauspieler und Schreiber nicht so leicht eine Stelle finden. Die verlassen ihn nur, wenn er sie selbst rauswirft. Aber Musiker und Bühnenarbeiter kriegen überall Arbeit, deshalb gibt er uns nur einen geringen Teil und hält uns dann hin, bis die Tournee zu Ende ist.«
    »Und jetzt will er den Rest nicht rausrücken?«
    »Schnell geschaltet, Falco! Nicht, wenn wir vorzeitig aussteigen. Das Geld ist in der Truhe unter seinem Bett, und er sagt, da bleibt es auch. Und wir sagen, er kann seine Vögel ins Vogelhaus sperren und mit ihnen nach Antiochia abzwitschern. Wenn wir hierbleiben müssen, wird er keinen Ersatz für uns finden, weil wir die Leute warnen. Aber wir werden keinen Finger krumm machen. Dann hat er weder Musiker noch Kulissen. Diese griechischen Städte werden ihn von der Bühne runterlachen.«
    » Die Vögel! Das hat das Faß zum Überlaufen gebracht«, grummelte Ribes, der jugendliche Lyraspieler. Er war kein Apollo, konnte weder gut spielen noch durch seine überirdische Schönheit Bewunderung auslösen. Er sah etwa so appetitanregend aus wie Hirsepolenta vom Vortag. »Er will doch tatsächlich, daß wir wie dämliche Spatzen herumtschilpen.«
    »Das ist natürlich der reinste Willkürakt gegen einen Profi, der mühelos zwischen der lydischen und dorischen Tonart unterscheiden kann.«
    »Noch so ein dämlicher Witz, Falco, und ich haue Ihnen mein Plektrum an eine Stelle, die Ihnen gar nicht gefallen wird.«
    Ich grinste ihn an. »Entschuldigung. Man hat mich eingestellt, um Witze zu schreiben.«
    »Dann wird’s aber Zeit, daß Sie endlich damit anfangen«, gluckste jemand. Ich konnte nicht sehen, wer es war.
    Afrania mischte sich ein, inzwischen etwas zugänglicher. »Also, Falco, weshalb begeben Sie sich unter das aufmüpfige Fußvolk?«
    »Dachte, ich könnte vielleicht helfen.«
    »Wie denn?« höhnte die Frau eines Bühnenarbeiters.
    »Wer weiß? Ich bin ein Mann mit Ideen …«
    »Er meint schmutzige Gedanken«, unterbrach eine andere, breit grinsende Frau, deren Gedanken zweifellos viel verworfener waren als meine.
    »Ich bin gekommen, um mich mit Ihnen zu beraten«, fuhr ich tapfer fort. »Sie könnten mir doch helfen, herauszufinden, wer die beiden Morde begangen hat. Und ich kann Ihnen, glaube ich, versichern, daß keiner von Ihnen in Gefahr ist.«
    »Wie das denn, bitte schön?« wollte der Leiter des Orchesters wissen.
    »Nun mal ganz ruhig. Ich mache keine voreiligen Versprechungen, wenn es um einen Mann geht, der so grausam gleichgültig Menschen umbringt. Mir ist immer noch unklar, warum Heliodorus sterben mußte. Aber in Iones Fall ist der Grund viel klarer.«
    »So klar wie Matsch auf einem Sandalenriemen!« erklärte Plancina. Es herrschte immer noch Feindseligkeit, aber der größte Teil der Gruppe hörte mir jetzt aufmerksam zu.
    »Ione dachte, sie wüßte, wer den Stückeschreiber

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