Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Titel: Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
Vom Netzwerk:
Ermittlungen sowie den Abtransport der sterblichen Überreste des Opfers in die Gerichtsmedizin, wo die forensische Sektion vonstattengehen sollte.
    Wie vor dem Eintreffen der Kriminalabteilung Mord in aller Eile unter den Damen abgesprochen, gab Frau Denikin dem Leutnant einen Bericht, der so viele wichtige Tatsachen wie nötig enthielt, aber so viele wie nur möglich verschwieg. Zu Letzteren gehörten die Anwesenheiten eines `Löwen´ und des Denikinschen Geliebten Boleslaw „Bogey“ Poniatowski alias Bogdan Kloczowski während der vergangenen Nacht. Aus einer beispiellosen sexuellen Orgie wurde füglich ein harmloser Wochenendbesuch einiger Freundinnen am romantischen Vandalitzer See.
    Die Vernehmung des vietnamesischen Dienstmädchens verlief zur großen Erleichterung aller Beteiligten in erhoffter Art und Weise. Ly Tam spielte ihre Rolle ziemlich überzeugend, zum nicht geringen Verdruss des jungen Kriminalleutnants, der sehr wohl spürte, dass hier einiges nicht stimmen mochte, der jedoch mangels Dolmetscher zunächst gute Miene zum bösen Spiel zu machen sich gezwungen sah.
    Für das Tete-á-Tete Genevièves mit einem Unbekannten, der – soweit sich das aus den bisherigen Ermittlungen sagen ließ – keinerlei Spuren hinterlassen hatte, hielt Frau Denikin eine leidlich glaubhafte Version bereit: „Unsere arme Freundin rief gestern Nachmittag an, um zu fragen, ob sie mit einem guten Freund bei mir übernachten dürfe; doch würde ihr sehr daran liegen, dass es ganz unter uns...‚ ehem...‚ dass niemand davon erführe, denn...‚ weil... Sie ist halt mit einem hohen Tier verheiratet“, setzte sie in raffiniert gemimter Verlegenheit hinzu, „der gerade am Plattensee... Nun, Genosse Leutnant, Sie wissen schon. Warum also hätte ich nicht zusagen sollen?“
    „Ist das etwa die kommunistische Moral, Genossin“, versetzte der Leutnant, „die man hier ewig predigt?“ Als der Genossin Denikin eine leichte Röte auf die Wange trat und sie ihn mit ihren großen kurzsichtigen Augen frivol-flehend anblickte, fügte er – in seiner jugendlichen Eitelkeit geschmeichelt – hinzu: „Na ja, es geht mich ja nichts an; aber zukünftig wäre es besser...“ Er räusperte sich vernehmlich. „Aber, bitte, ich habe Sie unterbrochen; fahren Sie doch fort. Sie haben also zugesagt, und...?“
    „Aber mit der Einschränkung natürlich, dass ich ihr lediglich den Pavillon zur Verfügung stellen könnte, da ja der Bungalow durch den lange geplanten Besuch meiner Freundinnen belegt war...‚ ehem, ...wäre.“
    „Schön. Und wann ist das Paar eingetroffen?“
    Frau Denikin zog die Stirn kraus. „Vielleicht so um achte herum, oder war es vielleicht später...? Jedenfalls, nachdem der Regen aufgehört hatte.“
    „Nun zum Kardinalpunkt: Wie ist der Name des...‚ des Freundes der Ermordeten?“
    Frau Denikin zuckte wahrheitsgemäß die Achseln. „Aber, Jenosse Leutnant, wo ick´n nich mal jekannt hab?“ Ihre Stimme klang gelinde vorwurfsvoll.
    „Aber wie er ausgesehen hat, können Sie doch hoffentlich sagen – oder? Ich gebe zu bedenken, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den gemeinen Mörder ihrer Freundin handelt!“
    Wahrheitsgetreu wieder schüttelte sie den Kopf. „Ihn genau zu beschreiben ist mir – ehrlich gesagt – leider gänzlich unmöglich. Bedenken Sie, Genosse Leutnant, die tobenden Elemente gestern Nacht, es war durchgehend bewölkt, und außerdem haben wir Neumond... Der Mann hatte seinen Mantelkragen hochgeschlagen; sicher war es ihnen peinlich...‚ wenn Se vastehn, wat ick... Ihnen lag doch daran, nicht zusammen jesehen zu werden, weshalb ick ihnen ja auch selber det Jittertor uffjeschlossen hab...“ Letzteres anzugeben hatten sie beschlossen, um nicht den Chauffeur einer unnötigen Vernehmung auszusetzen.
    Der Leutnant trommelte ungeduldig mit den Knöcheln auf die Tischplatte. „Se wern mir doch kaum erzähln wolln“, sagte er sich anpassend und ein wenig gereizt, „det der Mann ne Tarnkappe uffjehabt hat, wa? Warer nu jroß oder kleen, dick oder dünn, hatter blonde Haare jehabt oder braune wie icke oder wat? Det müssen Se doch jesehn ham?!“
    „Schlank warer“, antwortete sie gedehnt, aber wie aus der Pistole geschossen, „soviel konnt´ ick ma bei die Finsternis feststelln. Seine Haare könnten eher mittelhell oder mitteldunkel, janz wie Se wolln, jewesen sein, denn janz helle fallen uff und janz dunkle sieht ma jarnischt. Beede sind se, nachdem ick se

Weitere Kostenlose Bücher