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Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Titel: Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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uffjeschlossn hab, express zum Pavilhjong rüberjemacht, wa?“
    Der Polizeileutnant gestikulierte ungeduldig, als er aufstand und seine Vernehmung mit den Worten schloss: „Tja, also mit Ihrer Beschreibung kann ich nicht viel anfangen. Danach würde nicht einmal Kommissar Maigret den Mörder identifizieren können! Aber ich rate Ihnen in Ihrem eigenen Interesse, Ihr Gedächtnis ein wenig mehr anzustrengen, wenn Ihre Aussage zu Protokoll genommen wird.“
    Der charmanten Hausherrin schwante, dass das für sie und ihre Gäste erst der Beginn einer langen Reihe von Aufregungen und Unannehmlichkeiten bedeuten mochte, deren Ende und voraussichtliches Ausmaß im Augenblick nicht zu überblicken waren.
    Das nächste, was sie erfuhren, war die Bekanntgabe des Mordes in Verbindung des erotisch-esoterisch-magischen Zirkels durch Mund-zu-Mund-Propaganda in allen Straßen, Häusern, Kammern und Spinden der Hauptstadt der Republik. Dann dauerte es nur mehr eine Nacht, bis die Boulevardpresse des bösen Klassenfeindes auf der jenseitigen Front des Eisernen Vorhangs die Affäre aufgriff.  
    Doch noch ehe die orthodox-parteitreuen Damen den schockierenden Artikel lesen konnten, erfuhr Wilhelm Widulle davon aus einem Fernsehmagazin des Westdeutschen Rundfunks, das vorab die fette Schlagzeile über den Bildschirm laufen ließ, die da lautete: LUSTMORD IN VANDALITZ; anschließend brachten sie ein Bild der Ermordeten, das aussah wie ein Phantombild, mit dem sie drüben ebenso lange wie ergebnislos nach ihren mutmaßlichen Terroristen und den sogenannten „Roten Zellen“ fahndeten. An der S-Bahn-Haltestelle warteten schon Wilhelms beide Freunde.
    „Habt ihr gestern in Memento die Bilder von dem Mord in Vandalitz gesehen?“
    „Klar“, rief Gustav überlaut, der bei seinem Faible für sensationelle Ereignisse sogar schon die erste Seite des Sensationsblattes hatte organisieren können.
    „Zeig her!“ schrie Johannes, als er das Bild sah, und stammelte, bis unter die Haarwurzeln erbleichend: „Meine Tante!“ Er hatte die junge hübsche Frau nach ihrer Hochzeit nur noch ein einziges Mal bei einem Besuch in der Wohnung der Genossin Wagner-Gewecke wiedergetroffen, wo er selten und höchst ungern verkehrte. Beide Male war er von der liebreizenden Anmut und dem natürlichen Wesen Genevièves tief beeindruckt gewesen.
    Auf der Probe wirkte Johannes so zerfahren und unkonzentriert, dass er Gustav mit seiner Unrast ansteckte. „Verdammt Sottisen und seelische Posen!“ platzte Erdmann Jansen der Kragen: „Was zum Kuckuck ist denn in euch heute morgen gefahren?!“ Und erst, als er von Johannes´ Verwandtschaft mit dem Opfer des Vandalitzer Lustmörders erfuhr, konnte er die Verstörtheit des feinfühligen jungen Mannes begreifen und entschuldigte sich kondolierend.
Auch Gustav fiel ein Stein vom Herzen, als die Probe endlich vorüber war. Zu Hause angekommen, schloss er sich in sein Zimmer ein; er konnte es immer noch nicht fassen. Immer wieder schaute er das Zeitungsblatt an, und erst jetzt übermannte ihn die ganze Tragweite der ungeheuerlichen Untat: Geneviève La Bruyère grausam geschändet und ermordet! Dieses aparte Geschöpf, in dessen Bild er sich spontan verliebt hatte. Wenn er die Augen schloss, glaubte er sie noch deutlich vor sich zu sehen, wie sie ihm so burschikos und mit einem liebreizenden Lächeln die Hand dargeboten hatte, die er gar zu gern geküsst hätte! Und wie sie sich vor dem Vorhang zu den Atelierräumen des Onkels noch einmal nach ihm umgewandt und ihm mit freundlichem Gesicht zugenickt hatte, ehe sich hinter ihr das schwere Tuch zusammenfallend schloss – für ihn: für immer und ewig!
    Und seine Phantasie begann üppig ins Kraut zu schießen: Freitag, den dreizehnten, ausgerechnet, während er selbst ruhig im Bett gelegen war, musste es passieren! Vielleicht gerade dann, als Blitz und Donner vom Himmel geschleudert wurden, hatte sie um Hilfe geschrien, und keine Menschenseele war da, sie zu hören. Ach, wenn er doch...  
    Schlimm traf die Genossinnen Denikin und Wagner-Gewecke die unvermutete Verhaftung des Warschauers, von der sie diskret telefonisch in Kenntnis gesetzt wurden. An den üblichen zweckdienlichen Hinweisen aus der Bevölkerung konnte es nicht gelegen haben, da der Fall seitens der staatlichen Organe totgeschwiegen wurde. Der unbekannte Denunziant musste recht gut über die Vorgänge im Bungalow am See informiert gewesen sein, und der Verdacht der Damen fiel der Reihe nach zuerst auf Ly

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