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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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fuhren durch eine weitere Reihe geparkter Autos wieder zurück, doch auch hier – kein blaues Cabrio. „Wo können die bloß sein?“, jammerte die Frau Doktor. „Ja, wenn sie hier nicht sind“, ließ sich der Friedrich von hinten vernehmen, „dann können sie eigentlich nur bei der Loserhütte geparkt haben.“ Die Frau Doktor schlug sich an die Stirn. „Natürlich! Das hat uns jetzt Zeit gekostet!“ Sie raste die Straße wieder hinunter, dass Gasperlmaier Hören und Sehen verging. Direkt am Ende der Zufahrt zur Hütte stand tatsächlich das blaue Cabrio. Allerdings, so stellte Gasperlmaier fest, war das Verdeck geschlossen, niemand befand sich im oder am Auto. „Zuerst das Kennzeichen checken!“ Die Frau Doktor stieg aus und ging mit ihrem Handy am Ohr um das Fahrzeug herum, während sie darauf wartete, dass am anderen Ende jemand abnahm. „Ja? BA 741 AF ? Schaust du mir schnell nach? Okay!“ Sie legte wieder auf. „Es ist sein Auto! Wir müssen ihnen nach!“ Gasperlmaier blickte skeptisch zuerst an sich hinunter, dann auf die Beine der Frau Doktor. „Wir haben nicht das geeignete Schuhwerk!“, gab er zu bedenken. „Sie schon gar nicht!“ „Ach was, Gasperlmaier! Mit Ihren Schuhen können Sie da wohl hinauf, ist ja schließlich ein Weg da! Müssen Sie halt aufpassen! Ich bleib hier beim Auto, könnte ja sein, dass ihr sie verfehlt – dann bin ich zur Stelle, wenn sie allein zurückkommen.“ Der Friedrich hatte sich soeben schnaufend aus dem Rücksitz befreit und winkte gleich ab. „Frau Doktor, wenn’s recht ist, bewache ich das Auto. Mich kriegen Sie da nicht hinauf, selbst wenn Sie mir eine Waffe in den Hintern schieben! Mein Blutdruck! Und mein Herz!“ Die Frau Doktor zögerte einen Moment. Selbst ihr schien klar zu werden, dass der Friedrich auf keinen Fall dazu zu bewegen sein würde, auf den Loser hinaufzusteigen. Gasperlmaier hatte sich schon damit abgefunden, mit seinen Halbschuhen auf den rutschigen Felsen herumturnen zu müssen. Und dann sollte auch noch ein Mörder gefangen werden. Großartige Aussichten. „Mist!“ Die Frau Doktor schleuderte zornig ihre Handtasche auf den Fahrersitz. „Da gibt’s doch eine Kellnerin, oder? Ich borg mir schnell der ihre Schuhe aus!“ Schon verschwand sie um die Hausecke und kam wenige Minuten später mit klobigen Bergschuhen an den Füßen zurück. Wenig passend zu ihrem pfefferminzgrünen Kostüm, wie Gasperlmaier fand. „Die Kellnerin hat zwar keine gehabt“, keuchte die Frau Doktor, „aber der Bohuslav hat relativ kleine Füße. Sie sind mir nur um eine Nummer zu groß.“ Gasperlmaier sah dicke graue Wollstutzen oben aus den Bergschuhen herausragen. Er hoffte, dass die Frau Doktor wenigstens frisch gewaschene zu leihen bekommen hatte, wenn sie schon die Schuhe, in denen die Schweißfüße vom Bohuslav gesteckt waren, anziehen musste. Der, so dachte Gasperlmaier bei sich, würde sich die Schuhe, die die „supersexy“ Frau Doktor getragen hatte, wohl auf einen Altar in seinem Zimmer stellen. „Los jetzt!“ Ohne sich nach ihm umzudrehen, stürmte die Frau Doktor zum Steig hinüber, der auf den Losergipfel führte. Der Friedrich war gerade damit beschäftigt, sich eine Bank auf der Terrasse so zurechtzurücken, dass er das Cabrio im Blickfeld hatte, als Gasperlmaier ihr folgte. Leider legte die Frau Doktor ein solches Tempo vor, dass Gasperlmaier sie gelegentlich aus den Augen verlor, zumindest, solange noch ein paar Bäume links und rechts des Steigs standen. „Vorwärts, Gasperlmaier! Sie sind doch ein Gebirgsbewohner! Also los!“ Wie Gasperlmaier befürchtet hatte, glitt er immer wieder auf glattgescheuerten Felsen aus. Die Schuhe waren wirklich nicht zum Bergsteigen geeignet. Gasperlmaier sah sich schon in einer Bergetrage liegen und unter dem Hubschrauber am Seil hängen, so wie die beiden unglücklichen Frauen, die sie am Montag gefunden hatten. Womöglich würde auch er jahrelang nicht gefunden werden, und seine Knochen würden weit übers Kar verstreut in der Sonne bleichen, ohne dass seine Familie ihn an seinem Grab beweinen konnte.
    Die Leute, die ihnen begegneten, grüßten zwar, wie es beim Bergsteigen üblich war, warfen ihnen aber seltsame Blicke zu. Die Frau Doktor, dachte Gasperlmaier bei sich, war eben kein alltäglicher Anblick, mit ihrem Stadtkostüm und den abgewetzten, dreckverkrusteten Bergschuhen. Gasperlmaier wurde heiß, und er zog seine Uniformjacke aus und warf sie sich über die Schulter. Das Hemd war

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