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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Bergrettung, die finden da sicher gar nicht mehr hin!“ Mit einer Geste winkte die Frau Doktor Gasperlmaiers Bedenken beiseite. „Der Fundort ist zu untersuchen! Punkt!“

3
    Ausgestattet mit einem Paar nagelneuer Bergschuhe von der Bergrettung, die, so musste er sich eingestehen, besser passten als seine eigenen, begann Gasperlmaier nun in seiner Uniform bereits zu schwitzen. Vor ihm stieg der Kurt Kastenhuber hinauf, der die Aufgabe übernommen hatte, ihnen die Fundstellen der beiden Leichen zu zeigen, die seiner Meinung nach nicht so weit voneinander und von der Hütte entfernt waren, dass man noch einmal den Hubschrauber hätte anfordern müssen. Wo es, so der Kurt, ohnehin ein größeres Problem gewesen wäre, vier Personen am Seil absetzen und danach wieder nach oben holen zu müssen. Fast glücklich war Gasperlmaier gewesen, dass er nur knapp dem Vergnügen entronnen war, am Drahtseil baumelnd von einem in den Turbulenzen der Winde über dem Loser taumelnden Helikopter in einen unauslotbaren Abgrund hinuntergelassen zu werden. Dennoch, sein Schwitzen kam nicht nur von der Anstrengung des Aufstiegs, sondern auch von seiner Angst.
    Vor ihm hüpfte die Frau Doktor munter von Stein zu Stein, so leicht, als wäre es geradezu ein Vergnügen. „Von mir aus könnt ihr ruhig schneller gehen!“, hatte sie schon mehrmals zu verstehen gegeben, damit man nicht glaube, weil sie von Statur klein und eine Frau war, sei sie nicht in der Lage, das Tempo der Männer mitzuhalten. Gasperlmaier allerdings war mit dem Tempo, das der Kurt anschlug, schon am Rande seiner Möglichkeiten angekommen, wild schlug sein Herz, und seine Beine schmerzten. Da traf es sich gut, dass der Spurensicherer, der mit ihnen heraufkommen hatte müssen, klagte, er könne nicht so schnell steigen, der Koffer, den er mithabe, sei schwer und unpraktisch zu tragen.
    „Ich hab ihm eh gleich gesagt, dass er sein Glumpert in einen Rucksack tun soll, aber er hat mir einfach nicht gefolgt!“, brummte der Kurt, als er stehen blieb und sich umwandte. Als sie alle beisammen standen, erklärte ihnen der Kurt, dass sie jetzt den markierten Steig, der zum Losergipfel führte, verlassen und unter die Loserwand hinüberqueren müssten. Er deutete mit der ausgestreckten Hand vage in einen von Latschen bestandenen Bereich, der aber bald in einen mit kurzem Gras bewachsenen Steilhang überging, aus dem stellenweise große Felsbrocken herausragten und der sich bis zum Fuß der Loserwand hinzog. Bis hierher war Gasperlmaier ja schon öfter gekommen, obwohl ihm dieser Abschnitt des Weges, der recht ausgesetzt in steilem Gelände verlief, schon nicht mehr recht behagte. Er hielt sich hier immer nahe am Hang, richtete seine Blicke aufwärts, niemals hinunter zur Loserstraße und zu den hässlichen, kahlen Wällen, die man aufschütten hatte müssen, um die Skiabfahrt vor Lawinen zu schützen.
    Der Kurt wusste, wo er hinwollte, und schritt zügig voran, Gasperlmaier zögerte. „Warten Sie einmal, Gasperlmaier!“, vernahm er plötzlich die Stimme der Frau Doktor hinter sich. „Sagen Sie, gibt es hier Schlangen?“ Gasperlmaier zuckte mit den Schultern. Gehört hatte er gelegentlich von Kreuzottern, die Wanderer gesehen haben wollten, aber persönlich hatte er noch keine Begegnung mit einem Reptil zu verzeichnen gehabt. Möglicherweise auch deshalb, weil er, wie seine Frau immer meinte, ein fürchterlich schlechter Beobachter war. Wenn seine Christine und er zusammen spazieren gingen, machte sie ihn immer wieder auf interessante Pflanzen und Tiere am Wegesrand aufmerksam und schalt ihn, er laufe blind durch die Welt und könne so, in seinem sturen Dahinrennen, die Natur gar nicht wirklich genießen. Ähnlich verhielt es sich beim Pilzesuchen. Hatte die Christine ihren Korb bereits halb voll, klagte Gasperlmaier, heuer wüchsen überhaupt keine Schwammerl.
    „Höchstens Kreuzottern!“, sagte er also wahrheitsgemäß, worauf die Frau Doktor einen schrillen Schrei ausstieß, die Hände in die Höhe streckte und entsetzt die Gegend um ihre Fußspitzen anstarrte. Gasperlmaier war überrascht. Solche Anzeichen von Unsicherheit hatte er an ihr noch nicht wahrgenommen. Sollte sie etwa Angst vor Schlangen haben? „Gasperlmaier, Sie gehen also vor, und wenn Sie irgend so ein Vieh sehen, dann warnen Sie mich, dann bleiben Sie stehen!“ Wie konnte das sein, dachte Gasperlmaier bei sich, dass sich die Frau Doktor vor so harmlosen Tieren, die schon Jahrzehnte keinen Menschen mehr

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