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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Weile herumtippte. Nach einiger Zeit hatte er wohl gefunden, was er suchte. „Der Herr Magister Fritzenwallner hat am Vormittag vier Stunden unterrichtet, bis halb zwölf. Was er danach getan hat, kann ich Ihnen natürlich nicht sagen.“ „Halb zwölf?“ Die Frau Doktor überlegte. „Dann kann er nichts mit der Sache zu tun haben, das würde sich nie ausgehen.“ Die Frau Doktor sprach mehr zu Gasperlmaier als zum Direktor hin.
    „Gnädige Frau!“ Die Frau Doktor zuckte kurz zurück, als sie sich verabschiedeten und der Direktor sich anschickte, ihre Hand zu heben. Gasperlmaier befürchtete einen erneuten Handkuss, er war sich nicht im Klaren darüber, warum die Frau Doktor ältere Herren geradezu dazu herauszufordern schien. Gerade noch, so schien es Gasperlmaier, gelang es der Frau Doktor, die Hand des Direktors wieder nach unten zu drücken und nach einem kurzen Schütteln loszuwerden. Es war ihr, das wusste Gasperlmaier aus Erfahrung, sehr wichtig, nicht wie Frauen in längst vergangenen Zeiten behandelt zu werden, was gewisse Galanterien und Hilfeleistungen betraf. Mehrmals hatte er sich den Unmut der Frau Doktor auf diese Weise zugezogen. „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, zischte sie Gasperlmaier zu. „Was glaubt denn der! Warum wollen mir hier alle die Hände abschlecken? Machen Sie ja niemals so etwas, Gasperlmaier, ich schwöre, ich schmiere Ihnen dann eine!“ Gasperlmaier hatte das unangenehme Gefühl, völlig ohne eigenes Zutun zum Opfer des Zorns der Frau Doktor geworden zu sein.
    Als sie gerade dabei waren, die Schule durch den Haupteingang zu verlassen, trat eine junge, dunkelhaarige Frau unauffällig an die Frau Doktor heran, so, als wolle sie ebenso zur Tür hinaus wie sie. Gasperlmaier war ein wenig zurückgefallen und sah, wie sie der Frau Doktor etwas zuflüsterte, konnte aber nichts verstehen. Die Frau Doktor kramte kurz in ihrer Handtasche und reichte der jungen Frau eine Karte, die sich daraufhin sofort von ihr abwandte und in eine andere Richtung davonging.
    Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, sodass die Frau Doktor seiner Dienste mit dem Regenschirm nicht mehr bedurfte. „Was wollte die denn?“, fragte Gasperlmaier. „Seltsam“, sagte die Frau Doktor, „sie hat mich um meine Telefonnummer gebeten, und ich habe ihr meine Karte gegeben. Sonst hat sie kein Wort gesagt.“ „Ob das eine Schülerin war?“, fragte Gasperlmaier mehr sich selbst als die Frau Doktor, als er ins Auto einstieg. „Schwer zu sagen“, antwortete die Frau Doktor dennoch, „wenn sie eine Schülerin war, dann aus einer der letzten Klassen. Könnte aber auch eine sehr jung aussehende Lehrerin gewesen sein. Oder eine Putzfrau, oder eine Buffetkraft. Was weiß ich. Jedenfalls hoffe ich, dass sie mich anruft und mir was zu sagen hat. Wozu hätte sie sonst meine Telefonnummer wissen wollen?“ „Jedenfalls“, antwortete Gasperlmaier, „wollte sie nicht, dass irgendwer in der Schule mitbekommt, dass sie mit Ihnen reden will.“ „Brillante Schlussfolgerung. Übrigens, Gasperlmaier, wir haben den Schirm drinnen vergessen.“ Gasperlmaier stieg seufzend wieder aus und machte sich auf den Weg zurück zum Sekretariat, vor dem er den Schirm in einen Ständer gestellt hatte. In dem Moment, als er den Gang betrat, läutete es zur Pause. Gasperlmaier wunderte sich, dass die Gänge schon voller Schülerinnen waren, die geschäftig hin und her liefen. Anscheinend, so dachte Gasperlmaier bei sich, unterrichteten manche Lehrer so schnell, dass sie nicht einmal die ganze Stunde dazu brauchten. Gerade als er nach dem Schirm griff, kam die Katharina mit zwei anderen Mädchen um die Ecke. Gasperlmaier sah sie erstaunt an. Er war sich sicher, dass die Katharina heute Morgen einen ordentlichen Pullover angehabt hatte, so warm war es ja nicht gewesen. Jetzt allerdings kam sie ihm mit einem Leibchen mit Spaghettiträgern entgegen, aus dem sogar der BH herausschaute. Ihre zwei Begleiterinnen waren ähnlich spärlich adjustiert, stellte Gasperlmaier fest. „Hallo, Katharina!“, war dennoch alles, was ihm einfiel. Die erschrak ganz gewaltig und wollte, Unverständliches murmelnd, an ihm vorbei. Offensichtlich, so stellte Gasperlmaier fest, war es eine Oberpeinlichkeit, seinem Vater, der noch dazu in einer Polizeiuniform steckte, in Begleitung seiner Freundinnen zu begegnen. „Wart halt einmal ein bisschen!“ Eigentlich hatte Gasperlmaier vorgehabt, sie nach dem Grund ihrer doch recht fortgeschrittenen Entblößung zu

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