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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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fragen, doch als sich die Katharina umdrehte, war sie sichtlich errötet und zischte ihn an: „Das sind meine Freundinnen! Was willst du? Ich hab keine Zeit!“ Gasperlmaier ging alles zu schnell, als dass er darüber nachgrübeln konnte, welchen Vorwurf ihm die Katharina eigentlich machte. Seiner Meinung nach war es nicht unehrenhaft, mit seinem Vater, der immerhin Polizeiinspektor war, zu sprechen. Auch, wenn es in der Schule war. Gasperlmaier kam blitzartig eine Idee. „Eine Frage. Wegen der Mordermittlung.“ Bewusst hatte er so laut gesprochen, dass die beiden Mädchen, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, das Wort „Mord“ deutlich hören konnten. „Könntest du die beiden kurz wegschicken?“, fragte er. Die Katharina drehte sich, immer noch unwirsch, zu den beiden um. „Ich komm gleich!“
    „Sag einmal, Katharina, gibt es bei euch eine Lehrerin, die sehr jung ausschaut? Dunkle, lange Haare? Sie müsste sehr dünn sein. Und sie hat auch schwarze Stiefel an. Kennst du die?“ Ein Detail fiel Gasperlmaier noch ein, das er beobachten hatte können, als sich die Frau der Frau Doktor zugewandt hatte. „Ja, und eine Brille hat sie. Eine ziemlich große, die ist mir aufgefallen.“
    Die Katharina zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Gibt’s viele. Die Frau Professor Zettel könnte das sein, ja die hat eine so große Brille. Das ist eine Unterrichtspraktikantin. Ich hab sie in Französisch. Keine Ahnung.“
    „Hast du sie denn heute schon gesehen? Hat sie Stiefel angehabt?“ Die Katharina, merkte Gasperlmaier, wollte jetzt unbedingt weg. Einige andere Schüler waren schon auf sie aufmerksam geworden und verfolgten das Gespräch aus sicherer Entfernung. „Keine Ahnung. Ja, gesehen schon. Ja, Stiefel, glaub ich, ja. Keine Ahnung.“ Schon war sie weg. Gasperlmaier fragte sich, woher die Unart kam, dass junge Leute heutzutage nahezu jeden Satz, den sie von sich gaben, mit „Keine Ahnung!“ garnierten. Eigentlich, so meinte er, müsste es doch peinlich, ja sogar erniedrigend sein, ständig zugeben zu müssen, von nichts eine Ahnung zu haben. Vielleicht aber war es auch nur eine Verteidigungsstrategie gegen die Neugier der Erwachsenen. Allerdings, so erinnerte sich Gasperlmaier, fiel dieser Einschub auch in Gesprächen der Jugendlichen untereinander sehr häufig. Gasperlmaier erinnerte sich, im Obus in Salzburg einmal Augenzeuge eines Gesprächs unter Jugendlichen geworden zu sein. Einer der Beteiligten hatte die Unterhaltung mit nur zwei Wörtern bestritten, deren eines den Geschlechtsverkehr recht derb umschrieb, während das andere eine völlig unpassende Anspielung auf das Alter seiner Gesprächspartner darstellte. Wegen der Spaghettiträger und dem hervorblitzenden BH , nahm sich Gasperlmaier vor, würde er mit seiner Christine sprechen. Und die dann, so stellte er sich das vor, mit der Katharina.
    Gasperlmaier triumphierte. Er konnte der Frau Doktor zumindest einen Hinweis auf die Identität der jungen Frau geben, die um ihre Telefonnummer gebeten hatte. Gasperlmaier setzte sich ins Auto, startete und teilte der Frau Doktor seine Ermittlungsergebnisse freudestrahlend mit.
    Dabei achtete er ein bisschen zu wenig auf den Verkehr, während er aus der Parklücke manövrierte, und schrak zusammen, als er gleichzeitig Bremsen quietschen und eine Hupe aufheulen hörte. Mehr als eine unwirsche Geste riskierte der Fahrer des braunen Kombi angesichts des Polizeiautos allerdings nicht, nachdem Gasperlmaier zurückgesetzt und ihn passieren hatte lassen.
    Im gleichen Moment durchzuckte ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Es war nicht genau dieses Auto, das er schon einmal gesehen hatte, aber ein ähnliches, älteres Modell von gleicher Farbe. Jetzt wusste er genau, was er auf dem Parkplatz der Tourismusschule in Ischl gesehen hatte, ohne dem zunächst eine Bedeutung beizumessen. Später hatte er es ganz vergessen. Die Frage war allerdings, ob er das der Frau Doktor unbedingt jetzt mitteilen sollte. Was würde sie dazu sagen, wenn er ihr erklären musste, dass er den braunen Passat, der ihnen vorgestern, vom Loser herunterkommend, begegnet war, später vor der Ischler Tourismusschule wiedergesehen hatte?
    Zuerst allerdings musste er von seinem Ermittlungserfolg berichten. „Die Frau, die von Ihnen die Telefonnummer wollte, das ist wahrscheinlich eine Unterrichtspraktikantin hier in der Schule. Die Katharina hat mich darauf gebracht, ich bin ihr drinnen begegnet.“ „Interessant!“ Die Frau Doktor

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