Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
schaute ihn fragend an, wohl in der Annahme, er habe noch mehr Informationen aus seiner Tochter herausgeholt. „Ja, sie heißt Zettel, und sie ist die Französischlehrerin meiner Tochter. Meint sie.“ Gasperlmaier wurde sich plötzlich der Tatsache bewusst, dass er gar nichts davon mitbekommen hatte, dass seine Tochter Französisch lernte. Er musste sich unbedingt mehr um seine Kinder kümmern.
„Was meint sie? Dass sie ihre Französischlehrerin ist? Das sollte sie aber schon wissen!“ Die Frau Doktor, so dachte Gasperlmaier bei sich, war manchmal auch ein wenig begriffsstutzig. „Nein, sie meint, dass die Frau, die ich ihr beschrieben habe, dass das die Frau Magister Zettel sein könnte.“ „Wie auch immer, Gasperlmaier, wir fahren jetzt wieder nach Ischl!“, sagte die Frau Doktor. Gasperlmaier war enttäuscht, dass sein Erfolg nicht so honoriert wurde, wie er sich das vorgestellt hatte. Was er sich eigentlich vorgestellt hatte, wusste er selber nicht so genau. Vielleicht hatte er gemeint, die Frau Doktor müsse ihm um den Hals fallen vor Dankbarkeit. Gasperlmaier wurde ein wenig warm ums Herz bei dem Gedanken. Er selbst, der strahlende Held der Ermittlungen, und die Frau Doktor, die ihm vor Dankbarkeit um den Hals fiel. Gasperlmaier wischte seine Gedanken beiseite und bemühte sich, sich auf das Lenken des Autos zu konzentrieren.
„Wir werden noch einmal mit dem Herrn Magister Eisel reden. Vielleicht bequemt er sich ja zu einem Geständnis.“ Das war Gasperlmaier nur recht. Nach Ischl, dachte er, mussten sie sowieso, um dem braunen Passat auf die Spur zu kommen. Da hatte er zumindest ein wenig Zeit, sich zu überlegen, wie er der Frau Doktor gegenüber seine Beobachtungen darstellen würde.
Das Handy der Frau Doktor läutete. Gasperlmaier fiel auf, dass sie einen neuen Klingelton eingestellt hatte. Er kannte das Lied, nur fiel ihm, wie üblich, natürlich nicht ein, wie die Sängerin hieß. Schwarz, dessen war er sich sicher, war sie jedenfalls. „Ja, guten Tag“, sagte die Frau Doktor. „Wollen Sie mir nicht sagen, wer Sie sind?“ Gasperlmaier wurde hellhörig. „Ja, jetzt geht es leider nicht. Ich bin gerade auf dem Weg … Ich bin jedenfalls nicht in Aussee.“ Die Frau Doktor hörte eine Weile zu, Gasperlmaier konnte zwar hören, dass eine Frau sprach, aber was sie sagte, blieb ihm verborgen, dazu war die Stimme zu leise. „Vielleicht gegen Abend?“ Wieder sprach die Anruferin. „Ja, fällt Ihnen was ein, wo das möglich ist? Wo vielleicht bei diesem Wetter niemand hinkommt?“ Wenig später beendete die Frau Doktor das Gespräch, und Gasperlmaier riskierte einen interessierten Seitenblick. „Das war die Frau, die mich vor der Schule um meine Telefonnummer gebeten hat.“ Gasperlmaier hatte sich schon so etwas gedacht. „Die Frau Magister Zettel.“ „Na, ihren Namen hat sie mir nicht genannt. Leider. Sie will mich treffen. Am Parkplatz Dachsteinblick, an der Pötschenstraße. Wissen Sie, wo das ist?“ Natürlich kannte Gasperlmaier den Parkplatz. Wie der Name richtig verhieß, hatte man von dort einen wunderbaren Ausblick auf den Dachstein, der natürlich, fand Gasperlmaier, nicht mit dem zu vergleichen war, den man von der Seewiese hinten am Altausseer See genoss. Außerdem beherbergte der Parkplatz einen Würstelstand, bei dem der Kahlß Friedrich und er schon öfters eine Jause eingenommen hatten.
Als sie die Pötschenhöhe passiert hatten und Gasperlmaier den Opel den Berg hinunter, auf St. Agatha zu, lenkte, fand er, es wäre Zeit, sich der Frau Doktor anzuvertrauen.
„Wir fahren nicht zum Magister Eisel.“ Obwohl Gasperlmaier stur nach vorne blickte, in die Gischt, die ein Silotransporter vor ihm in die Luft schleuderte, konnte er förmlich spüren, wie die Augenbrauen der Frau Doktor nach oben wanderten. „Es ist nämlich so“, nahm Gasperlmaier Anlauf. „Der braune Kombi, der mir da vorher fast hineingefahren wäre, der hat mich auf eine Idee gebracht.“ Gasperlmaier holte tief Luft. „Eine Idee war es eigentlich nicht, denn das wäre ja was Spontanes. Da war die letzten Tage immer was, an was ich mich zu erinnern versucht habe.“ Die Frau Doktor wandte sich ihm zu, und Gasperlmaier wagte einen kurzen Seitenblick. Die Augenbrauen waren unten. „Machen Sie’s nicht so spannend, Gasperlmaier! Heraus damit!“ „Also, wie der Kahlß Friedrich und ich vorgestern auf den Loser hinaufgefahren sind, wegen dem Anruf, da ist uns ein brauner Passat entgegengekommen. Er ist
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