Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
Kreuzung, bei der Gasperlmaier kurz anhalten musste, kam der Kombi wieder in Sicht. Gasperlmaier nahm den Fuß vom Gaspedal, als der Passat aber um die nächste Linkskurve verschwand, trat er es wieder bis zum Boden durch, dass der Motor nur so aufheulte. Die Sache begann ihm Spaß zu machen. Nach der Linkskurve allerdings war der Wagen verschwunden. „Gas! Gas!“ Die Frau Doktor, so schien es Gasperlmaier, wurde ein wenig nervös. Nach der nächsten Rechtskurve kam er Gott sei Dank wieder in Sicht. Er musste an einer Kreuzung halten. Gasperlmaier blieb nun nichts anderes übrig, als dicht aufzuschließen und sich hinter dem Passat in die Schlange einzureihen. „Ruhig bleiben, Gasperlmaier. Jetzt können wir ohnehin nichts mehr machen. Wenn’s grün wird, machen wir weiter wie zuvor.“
Gott sei Dank fuhr der Wagen vor ihnen nach wenigen Sekunden wieder an. Gasperlmaier hatte den Rückspiegel des Passat, so gut es ging, beobachtet und keine Augen darin wahrgenommen. Die Chancen standen gut, dass der Fahrer – oder die Fahrerin – nicht wusste, dass er verfolgt wurde. Die Frau Doktor zückte ihr Handy. „Schaust du mir kurz einen Fahrzeughalter nach?“ Sie gab die Nummer des Passat durch und legte wieder auf.
Plötzlich bog das Auto, ohne zu blinken, links ab. Ob er doch Lunte gerochen hatte? Gasperlmaier schaffte die Kurve gerade noch und folgte in gebührendem Abstand. Er fragte sich, wie lang das noch so weitergehen sollte. Als sie die Tänzlgasse entlangfuhren, bremste Gasperlmaier abrupt ab. „Was ist los? Haben Sie ihn verloren?“ „Ich nicht!“, antwortete Gasperlmaier, „er ist rechts auf den Parkplatz gefahren. Sollen wir ihm da auch nach?“ Die Frau Doktor riss die Tür auf. „Wissen Sie was, Gasperlmaier? Ich versuch’s zu Fuß, und Sie folgen unauffällig mit dem Auto.“ Das sagte sich leicht, dachte Gasperlmaier bei sich, mit einem Polizeifahrzeug unauffällig einem Fußgänger zu folgen. Gasperlmaier setzte ein Stück zurück, damit sein Fahrzeug wenigstens teilweise von einem Gebäude verborgen wurde. Die Frau Doktor hatte hinter einem Lieferwagen Deckung gesucht und beobachtete den Fahrer des Wagens beim Aussteigen. Gasperlmaier konnte nicht erkennen, wer es war. Er war zu weit weg und kehrte ihm den Rücken zu. Gasperlmaier umrundete den Parkplatz und fuhr die Kurhausstraße langsam wieder hinunter. Jetzt konnte er beide sehen: Die Frau Doktor war hinter einem Mann in schwarzer Lederjacke her, der zielstrebig, dessen war sich Gasperlmaier sicher, dem Café Zauner zustrebte. Er hielt an und überlegte, was zu tun sei. Gerade als er wieder anfuhr, piepte sein Handy. Gasperlmaier hielt wieder an. „Er ist ins Café Zauner gegangen. Gleich daneben ist ein Eiskiosk. Dort warte ich auf Sie.“ Da der Verdächtige jetzt ohnehin im Café war, machte Gasperlmaier nicht viele Umstände und stellte sein Fahrzeug am Straßenrand ab. Die Polizei, so dachte er bei sich, konnte im Einsatz ja wohl parken, wo sie wollte. Dennoch hoffte er, dass die oberösterreichischen Kollegen sein Auto nicht zum Gegenstand einer Amtshandlung machen würden, schließlich war ja leicht zu erkennen, dass der Wagen aus der Steiermark kam und streng genommen hier nichts zu suchen hatte.
Als Gasperlmaier ausstieg, musste er schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass die Wirkung seiner Schmerztablette schon wieder nachließ. Missmutig starrte er auf seine Halskrause, die immer noch auf dem Rücksitz lag, konnte sich aber dennoch nicht dazu entschließen, sie wieder umzulegen.
Vor dem Kiosk traf er tatsächlich auf die Frau Doktor, die ein wenig nass geworden war, denn sie hatte in der Eile ihren Schirm im Auto vergessen. Die paar feuchten Strähnen, die ihr am Gesicht festklebten, standen ihr gut, fand Gasperlmaier. „Was machen wir jetzt?“, fragte er. „Jetzt gehen wir hinein, setzen uns an seinen Tisch und nutzen den Überraschungseffekt für uns.“ Irgendwie, fand Gasperlmaier, hätten sie das einfacher als mit einer Verfolgungsjagd haben können. „Ich habe ihn übrigens erkannt. Wir haben mit dem Herrn schon einmal gesprochen. Gasperlmaier dämmerte es. „Die Lederjacke! Das ist doch der, der uns am Parkplatz gestern angesprochen hat! Wie hieß der schnell noch einmal?“ Gasperlmaier konnte sich an den Namen nicht mehr erinnern. „Loisenhammer. Friedrich Loisenhammer.“ Die Frau Doktor drückte die Tür auf und blickte sich um. Gasperlmaier sah den Friedrich Loisenhammer gleich rechter Hand an einem Tisch
Weitere Kostenlose Bücher