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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Namen geben und sagen, dass es eure Idee war.»
    «Wir würden für dich ins Gefängnis gehen, Onkel. Du bist wie ein Vater für …»
    «Ach, halt’s Maul», sagte Ajwani, «halt’s Maul.»
    Er ersticke beinahe an seiner Wut, lief zurück zum Markt und dann über die Straße in sein Büro.
    Als Mani in das Maklerbüro zurückkam, fand er seinen Boss auf dem Feldbett im Nebenraum vor; einen Fuß hatte er ausgestreckt und spielte mit den Kokosnüssen im Weidenkorb.
    «Warum, Mani? Warum habe ich diesen Jungen diesen Job gegeben? Ich kenne so viele Leute im Slum an der Schnellstraße. Ich hätte einen echten
goonda
nehmen sollen. Einen mit Erfahrung.»
    «Ja, Sir.» Mani setzte sich in eine Ecke und betrachtete seinen Boss.
    «Ich hab bei allem versagt, was ich in die Hand genommen habe, Mani. Ich habe 2000 Infosys-Aktien gekauft, vier Tage später ist der Nasdaq abgestürzt. Selbst bei Immobilien kaufe ich immer zur falschen Zeit. Ich bin bloß die Witzfigur in meinem eigenen Film.» Seine Augen füllten sich mit Tränen, seine Stimme brach. «Hau ab, Mani.»
    «Ja, Sir.»
    «Und kümmere dich um meine Kinder, wenn die Polizei kommt, um mich zu verhören, Mani.»
    «Ja, Sir.»
    Der Makler griff nach dem schwarzen gekrümmten Messer, öffnete eine Kokosnuss und trank die Milch, dann ließ er sich auf den Boden nieder und machte fünfundzwanzig Liegestütze, damit er bessere Laune bekam.
    Um 15 Uhr, als Mani wieder den Nebenraum betrat, lag er immer noch auf dem Feldbett und starrte an die Decke.
    «Wie er mit diesen beiden nutzlosen Kerlen fertig geworden ist, Mani, dazu braucht ein Einundsechzigjähriger Mumm. Selbst an einem Feind bewundere ich Mut.»
    Nun, da er Masterji diese schreckliche Sache angetan hatte, fühlte sich Ajwani dem strengen, scheinheiligen alten Mann, dener all die Jahre nicht gemocht und dem er auch nicht vertraut hatte, näher denn je.
    Jeden Morgen wütend, geladen und zornig aufzuwachen. Mit einundsechzig wieder zum jungen Mann zu werden. Wie sich das wohl anfühlte? Ajwani ballte die Fäuste.
    Um 16 Uhr rief er den Verwalter in seinem Büro an.
    Kotharis Stimme klang gelassen. «Sie müssen sich keine Sorgen machen. Er ist nicht zur Polizei gegangen.»
    «Er erstattet keine Anzeige gegen uns?»
    «Nein.»
    «Ich begreife das nicht …»
    «Ich habe den ganzen Morgen darüber nachgedacht», sagte der Verwalter. «Wie Sie habe ich hier zitternd in meinem Büro gesessen. Aber die Polizei kam und kam nicht. Warum hat Masterji sie nicht angerufen?»
    «Das habe ich
Sie
gefragt, Kothari.»
    «Weil», die Stimme am anderen Ende des Telefons senkte sich zu einem Flüstern, «er weiß, dass er der Schuldige ist. Was bedeutet das, wenn man nicht zur Polizei geht? Ein umfassendes Geständnis. Er übernimmt die Verantwortung für alles, was in dieser Genossenschaft schiefgelaufen ist. Und vor diesem Mann hatten wir mal Respekt. Jetzt hören Sie mal zu, Ajwani, die Frist ist gestern abgelaufen. Um Mitternacht. Richtig?»
    «Ja.»
    «Aber es ist keiner vom Büro des Bauherrn erschienen. Um uns zu sagen, dass die Frist verstrichen ist und der Confidence-Konzern den Turm A nicht mehr will.»
    «Was soll das heißen?», flüsterte Ajwani ins Telefon. «Gibt uns Shah mehr Zeit? Er hat gesagt, das würde er nie tun.»
    «Ich weiß nicht, was das heißen soll», sagte der Verwalter. «Aber schauen Sie mal, die Vertragsformulare, die wir alle unterschrieben haben, sind vor dem 3. Oktober datiert. Richtig? Wenn Shanmugham morgen kommt und sagt, die Frist ist abgelaufen,können wir sagen, wir
haben
aber die Verträge rechtzeitig unterschrieben.
Sie
sind es, der gestern nicht gekommen ist.»
    Ajwani atmete aus. Ja, es konnte immer noch klappen. Noch war nichts verloren.
    «Das heißt aber …»
    «Das heißt», fuhr der Verwalter an seiner Stelle fort, «dass wir etwas noch Simpleres mit Masterji anstellen müssen.
Heute Nacht.»
    «Nicht heute Nacht», sagte Ajwani. «Ich brauche einen Tag. Ich muss planen.»
    «Und
mich
nennen Sie eine Niete, Ajwani?»
    «Warum muss ich denn alles machen? Machen Sie es diesmal doch selbst!», brüllte der Makler. Er knallte den Hörer auf.
    Ihr stinkt. Ihr Leute.
    Er konnte sie in seiner Wohnung allzu gut riechen. Er zündete eine Kerze an, er zündete ein Räucherstäbchen an, er versprühte Parfum in den Zimmern, aber er konnte sie immer noch riechen.
    Ich gehe so weit rauf wie möglich,
dachte er.
    Also stieg er die Treppe hoch und betrat wieder die Dachterrasse. Er stand am

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