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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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und dabei von schlanken, klatschsüchtigen Blondinen mitleidig angestarrt wurde. Das alles war nicht die echte Percey Clay. Das hier war die echte Percey.
    Wieder ein Seufzer von Roland Bell. Er hatte vermutlich während ihrer dramatischen Kurvenlage einen kurzen Blick durch die Vorhänge aus dem Fenster geworfen.
    »Mamaroneck Abflug. Lear neun fünf Foxtrot Bravo aus zweitausend.«
    »Guten Abend, fünf Foxtrot Bravo. Auf sechstausend Fuß steigen und Höhe halten.«
    Und dann begannen sie mit der profanen Aufgabe, die Navigationskommunikation auf die VOR-Funkfeuer-Frequenzen einzurichten, die sie so zielsicher wie der Pfeil eines Samuraibogens nach Chicago leiten würden.
    Bei sechstausend Fuß brachen sie durch die Wolkendecke in einen Abendhimmel, der atemberaubender war als die meisten Sonnenuntergänge, die Percey je gesehen hatte. Obwohl sie nicht gerade ein Naturmensch war, wurde sie dennoch immer wieder vom Anblick eines schönen Himmels überwältigt. Percey gestattete sich einen kurzen sentimentalen Gedanken -daß es gut wäre, wenn Ed beim Anblick eines so schönen Himmels gestorben wäre.
    Bei einundzwanzigtausend Fuß sagte sie: »Ihr Flugzeug.«
    Brad bestätigte: »Hab es.«
    »Kaffee?«
    »Das wäre prima.«
    Sie stieg nach hinten und füllte drei Tassen ab, brachte eine Brad und setzte sich dann neben Roland Bell. Er nahm die Tasse mit zitternden Händen entgegen.
    »Wie geht's Ihnen?« erkundigte sie sich.
    »Ich bin nicht flugkrank. Es ist nur, daß ich« - sein Gesicht verzog sich - »ähm, nervös bin wie ein...« Es gab vermutlich tausend passende Vergleiche aus seiner Heimat, aber diesmal ließ ihn sein Südstaatenrepertoire im Stich. »Einfach nervös«, schloß er.
    »Schauen Sie.« Sie deutete auf das Cockpitfenster.
    Zögernd beugte er sich in seinem Sitz nach vorne und blickte hinaus. Sie beobachtete, wie sich sein schroffes Gesicht vor Überraschung aufhellte, als er in den Sonnenuntergang blickte.
    Bell pfiff anerkennend. »Wow, mein Gott. Das ist ja toll. Sagen Sie mal, das war ja ein ziemlich flotter Start.«
    »Ja, das ist schon ein toller Vogel. Haben Sie jemals von Brooke Knapp gehört?«
    »Glaub nicht.«
    »Sie ist eine Geschäftsfrau aus Kalifornien. Hat einen Geschwindigkeitsrekord für eine Weltumrundung in einem Lear 35 A aufgestellt - das ist so einer wie unserer hier. Sie brauchte dafür knapp über fünfzig Stunden. Diesen Rekord werde ich eines Tages brechen.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, versicherte Bell, der inzwischen ruhiger geworden war. Seine Augen waren auf die Instrumententafel gerichtet. »Sieht fürchterlich kompliziert aus.«
    Sie schlürfte den Kaffee. »Es gibt da einen Trick beim Fliegen, den wir nie weitererzählen. Ist so eine Art Branchengeheimnis. Es ist viel einfacher, als Sie denken.«
    »Was ist das für ein Trick?« fragte er wißbegierig.
    »Schauen Sie nach draußen. Sehen Sie diese bunten Lampen an den Spitzen der Flügel?«
    Er wollte nicht hinsehen, tat es dann aber doch. »Okay, ich hab sie gesehen.«
    »Am Heck ist auch eine.«
    »Hm, ich erinnere mich daran.«
    »Also, alles was wir machen, ist, darauf zu achten, daß das Flugzeug immer zwischen diesen Lichtern bleibt, und dann ist alles in Ordnung.«
    »Dazwischen...?« Er brauchte eine Zeit, bis er den Witz verstanden hatte. Er starrte sie verständnislos an, dann lächelte er. »Haben Sie schon viele Leute damit reingelegt?«
    »Ja, so einige.«
    Aber der Witz konnte ihn nicht lange ablenken. Seine Augen waren wieder nach unten auf den Teppich gerichtet. Nach einer langen Pause sagte sie: »Brit Hale hätte auch nein sagen können. Er kannte das Risiko, Roland.«
    »Nein, das kannte er nicht«, widersprach Bell. »Er hat einfach das gemacht, was wir ihm gesagt haben, ohne viel zu wissen. Ich hätte mir mehr Gedanken machen müssen. Ich hätte an die Feuerwehrautos denken müssen. Hätte vorhersehen können, daß der Killer wußte, wo Ihre Zimmer lagen. Ich hätte Sie im Keller oder sonstwo unterbringen müssen. Und ich hätte besser zielen müssen.«
    Bell wirkte so niedergeschlagen, daß Percey nicht wußte, was sie sagen sollte. Sie legte ihre zierliche Hand auf seinen Unterarm. Er wirkte dünn, war aber ziemlich muskulös.
    Er lachte leise auf. »Wissen Sie was?«
    »Was?«
    »Das ist das erste Mal, seit ich Sie kenne, daß Sie relativ entspannt
     
    und locker wirken.« »Das ist auch der einzige Ort, an dem ich mich wirklich geborgen fühle«, bestätigte sie.
    »Wir jagen in

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