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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Sicht-oder Instrumentenflug, Tag oder Nacht: Sie konnte alle Maschinen fehlerlos steuern und sie genau auf jenem magischen Punkt heruntersetzen, den alle Piloten bei der Landung anpeilen - den Tausendfuß-Punkt - auf der Landebahn tausend Fuß hinter der weißen Kennzeichnung. Segelflugzeuge, Doppeldecker, Hercs, 737, MiGs -sie fühlte sich in jedem Cockpit zu Hause.
    Weiter aber reichten die Affenkünste von Percey Rachael Clay nicht. Was beispielsweise den Umgang mit Familienmitgliedern anging, so hatte sie gar keine, soviel war sicher. Ihr Vater, ein hohes Tier im Tabakgeschäft, hatte sich jahrelang geweigert, mit ihr zu sprechen. Er hatte sie sogar enterbt - nachdem sie die Uni, an der auch er studiert hatte, die UVA, hingeschmissen hatte, um an der Virginia Tech Luftfahrt zu studieren. (Sie hatte versucht, ihm zu erklären, daß ihr Weggang aus Charlottesville unausweichlich geworden war, weil sie sechs Wochen nach Beginn des ersten Semesters den Vorsitzenden einer Studentenverbindung k.o. geschlagen hatte. Der schlaksige Blonde hatte lautstark gescherzt, daß sich das irre Mädchen besser bei einer Baumschule als bei einer traditionsreichen Studentenverbindung bewerben sollte.)
    Auch in der Navy hatte sie nicht gerade Affenkünste bewiesen. Ihre bewundernswerte Flugleistung in den großen Tomcats machte es nicht wett, daß sie die unglückselige Eigenschaft hatte, immer laut ihre Meinung zu äußern, wenn alle anderen geflissentlich den Mund hielten.
    Und sie besaß auch keine Affenkünste, wenn es darum ging, ihre Firma zu leiten. Es war ihr ein ewiges Rätsel, daß die Firma so viele Aufträge hatte und trotzdem ständig dicht vor dem Bankrott stand. Wie Ed, Brit Hale und die anderen Hudson-Piloten war Percey fast täglich in der Luft (ein Grund dafür, daß Percey Linienfluggesell-Schäften ablehnte, war die Regel der Luftfahrtbehörde, daß deren Piloten nicht mehr als achtzig Stunden im Monat fliegen dürfen). Warum also waren sie ständig pleite? Ohne Ed, der es mit seinem Charme immer wieder schaffte, neue Kunden anzuwerben, und ohne den mürrischen Ron Talbot, der immer neue Wege fand, Kosten zu sparen und Gläubiger auf Abstand zu halten, hätte die Firma die letzten zwei Jahre wohl nie überlebt.
    Im vergangenen Monat wäre Hudson Air beinahe wirklich untergegangen, doch dann war es Ed gelungen, den Auftrag von U. S. Medical zu ergattern. Die Krankenhauskette machte erstaunlich gute Geschäfte mit Transplantationen, was - wie sie feststellte -weit mehr bedeutete als nur die Verpflanzung von Herzen oder Nieren. Das Hauptproblem bestand darin, das geeignete Spenderorgan binnen weniger Stunden zum Empfänger zu bringen. Oft wurden die Organe in Kühlboxen im Cockpit von Linienmaschinen verschickt, aber der Haken daran war, daß der Transport dann von den Routen und Zeiten der Fluggesellschaften abhing. Hudson Air hatte diese Probleme nicht. Die Firma versprach, eine Maschine ganz für U. S. Medical zur Verfügung zu stellen. Die Maschine würde entgegen dem Uhrzeigersinn einer Route entlang der Ostküste und durch den Mittleren Westen folgen, dabei sechs oder acht Stationen von Medical anfliegen und die Organe direkt dorthin bringen, wo sie gebraucht wurden. Die Lieferung wurde garantiert. Egal ob es regnete, schneite oder stürmte - solange der Flughafen geöffnet und das Fliegen erlaubt war, würde Hudson Air die Fracht rechtzeitig liefern.
    Der erste Monat war als Probezeit vereinbart. Bei Erfolg sollte Hudson Air einen Vertrag über achtzehn Monate erhalten, der das Überleben der Firma garantieren würde.
    Offensichtlich hatte Ron den Kunden überredet, ihnen noch eine Chance zu geben, aber falls Foxtrot Bravo bis morgen nicht fertig sein sollte... Percey wollte nicht einmal darüber nachdenken.
    Während sie in dem Polizeiwagen durch den Central Park fuhr, betrachtete Percey das Frühlingsgrün. Ed hatte den Park geliebt und war hier oft joggen. Er hatte immer zwei Runden um das Reservoir gedreht und war dann verdreckt und durchgeschwitzt nach Hause gekommen. Sein graues Haar hing ihm in Strähnen ins Gesicht. Und ich? Percey lachte traurig über sich selbst. Er fand sie immer zu Hause sitzend vor, über einen Flugplan oder eine Reparaturanleitung für eine Turbodüse gebeugt, vielleicht eine Zigarette oder ein Glas Wild Turkey Whisky in der Hand. Ed hatte sie dann ab und zu spielerisch in die Rippen gekniffen und gefragt, ob sie es nicht schaffen könnte, noch mehr ungesunde Dinge gleichzeitig zu

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