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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Leasing Inc. an Clay-Carney Holding Corporation Two Inc. verleast, eine hundertprozentige Tochter von Hudson Air Charters Ltd. Morgan wiederum hatte den Jet von La Jolla Holding Twos hundertprozentiger Tochter geleast, der in Delaware registrierten Firma Transport Solutions Incorporated. Eine solche Konstruktion von geradezu byzantinischen Ausmaßen war legal und wurde häufig angewandt, da sowohl Flugzeuge als auch Flugzeugabstürze extrem kostspielig sind.
    Bei Hudson Air Charter wußte jedoch jeder, daß November Sechs Neun Fünf Foxtrot Bravo Perceys Jet war. Sie war schon Tausende Stunden mit dem Flugzeug geflogen. Es war ihr Schoßhündchen, ihr Baby. Und in den allzu vielen Nächten, in denen Ed nicht bei ihr war, genügte allein der Gedanke an das Flugzeug, um den Schmerz der Einsamkeit zu vertreiben. Der Jet war eine elegante Maschine, die in einer Höhe von fünfundvierzigtausend Fuß mit 460 Knoten über 850 Stundenkilometer - fliegen konnte. Aus persönlicher Erfahrung wußte Percey, daß der Lear sogar noch höher und noch schneller fliegen konnte, allerdings hielt sie das vor Morgan Air Leasing, La Jolla Holding Two, Transport Solutions und der FAA geheim.
    Talbot beendete schließlich sein Schweigen: »Den Lear umzurüsten - das wird schwieriger, als ich gedacht hatte.«
    »Raus damit.«
    »Okay«, sagte er endlich. »Stu ist gegangen.« Stu Marquard war der Chefmechaniker der Firma.
    »Was?«
    »Der verdammte Hurensohn hat gekündigt. Also, eigentlich noch nicht. Er rief an und hat sich krank gemeldet. Aber er klang seltsam, also hab ich mich ein bißchen umgehört. Er geht rüber zu Sikorsky. Hat schon unterschrieben.«
    Percey war erschüttert.
    Das war ein echtes Problem. Lear 35A waren als Achtsitzer-Pas-sagiermaschinen ausgestattet. Um das Flugzeug für den U.S. Medical Auftrag umzurüsten, mußten fast alle Sitze raus. Statt dessen wurden schockresistente Kühlzellen eingebaut, und von den Generatoren der Maschine mußten zusätzliche Stromkabel verlegt werden. Das bedeutete viel Arbeit im Rumpf und an der Bordelektronik.
    Es gab keinen besseren Mechaniker als Stu Marquard, und er hatte bereits Eds Lear in Rekordzeit umgerüstet. Percey hatte keine Ahnung, wie sie es ohne ihn bis zum morgigen Flugtermin schaffen sollte.
    »Was ist los, Perce?« fragte Hale, als er ihr entsetztes Gesicht sah.
    »Stu ist gegangen«, flüsterte sie.
    Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Wohin gegangen?«
    »Er hat gekündigt«, murmelte sie. »Hat seinen Job einfach hingeschmissen. Schraubt jetzt bei Sikorsky verdammte Hubschrauber zusammen.«
    Hale starrte sie schockiert an. »Heute?«
    Sie nickte.
    Talbot fuhr fort: »Er hat Schiß, Perce. Sie wissen, daß es eine Bombe war. Die Bullen sagen nichts, aber jeder hier weiß, was los ist. Sie sind nervös. Ich hab mit John Ringle gesprochen...«
    »Johnny?« Ein junger Pilot, den sie im vergangenen Jahr angeheuert hatten. »Er geht doch nicht etwa auch?«
    »Er fragte nur, ob wir den Laden für eine Weile dichtmachen, bis sich alles wieder beruhigt hat.«
    »Nein, wir machen nicht dicht«, sagte sie entschlossen. »Wir streichen keinen einzigen verdammten Auftrag. Das Geschäft läuft ganz normal weiter. Und wenn sich jemand krank meldet, wirf ihn raus.«
    »Percey...«
    Talbot wirkte immer mürrisch, aber jeder wußte, daß er das weichste Herz in der Firma hatte.
    »Okay, okay«, raunzte sie. »Ich übernehme das Rauswerfen.«
    »Also, noch mal zur Foxtrot Bravo. Ich kann die meiste Arbeit selbst erledigen«, sagte Talbot, der gelernter Flugzeugmechaniker war.
    »Tu, was du kannst. Aber sieh zu, daß du einen neuen Mechaniker findest«, entgegnete sie. »Wir sprechen uns später.«
    Sie legte auf.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Hale. »Er hat einfach gekündigt.« Der Pilot war völlig durcheinander.
    Percey war wütend. Die Leute seilten sich ab -die schlimmste Sünde, die es gab. Die Firma lag im Sterben, und sie hatte nicht die geringste Idee, wie sie sie retten konnte.
    Percey Clay besaß einfach keine »Affenkünste«, wenn es darum ging, eine Firma zu leiten.
    Affenkünste...
    Ein Ausdruck, den sie gehört hatte, als sie bei der Luftwaffe war. Ein Navy-Flieger, ein Admiral, hatte den Ausdruck geprägt. Er meinte damit das intuitive, nicht erlernbare Talent eines geborenen Piloten.
    Klar, Percey besaß Affenkünste, wenn es ums Fliegen ging. Jedes x-beliebige Flugzeug, ob sie es vorher schon mal geflogen hatte oder nicht, bei jedem Wetter;

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