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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Sie hatte natürlich recht: Wenn ein Team der Spezialeinheit zuerst die Wohnung sichern würde, wäre sie weitgehend unbrauchbar. Trotzdem war er krank vor Sorge um sie. Sie war zu leichtfertig. Er hatte sie beobachtet, wie sie ihre Haut aufkratzte, an ihren Augenbrauen zupfte, Fingernägel kaute. Obwohl er den obskuren Künsten von Psychologen zutiefst mißtraute, war Rhyme dennoch in der Lage, selbstzerstörerisches Verhalten zu erkennen. Er war auch mit ihr in ihrem aufgemotzten Sportwagen gefahren. Sie war mit mehr als 240 Stundenkilometern gebrettert und schien dabei noch frustriert darüber, daß die rauhen Straßen auf Long Island es ihr nicht erlaubten, doppelt so schnell zu rasen.
    Er schrak zusammen, als er sie flüstern hörte: »Rhyme, sind Sie
    da?«
    »Schießen Sie los, Amelia.«
    Pause. »Keine Vornamen, Rhyme. Das bringt Unglück.« Er versuchte zu lachen. Wünschte, er hätte den Namen nicht benutzt, fragte sich, warum er es getan hatte. »Legen Sie los.«
    »Ich bin an der Eingangstür. Sie werden sie mit einem Rammbock aufbrechen. Das andere Team hat sich noch mal gemeldet. Sie glauben wirklich nicht, daß er da drin ist.« »Tragen Sie Ihre kugelsichere Weste?«
    »Hab einem FBI-Mann seine kugelsichere Jacke geklaut. Sieht aus, als ob ich schwarze Cornflakes-Kartons als BH anhätte.«
    »Auf drei«, hörte Rhyme Dellrays Stimme, »alle Teams, Tür und Fenster aufstemmen, Deckung nach allen Richtungen, aber nicht
    eindringen. Eins...«
    Rhyme war hin-und hergerissen. Er wünschte sich so brennend, den Tänzer zu kriegen, daß er es auf der Zunge schmecken konnte. Aber noch mehr bangte er um sie.
    »Zwei...«
    Sachs, verdammt, dachte er. Ich will mir keine Sorgen um dich
    machen...
    »Drei...«
    Er vernahm ein leises Schnappen, wie von einem Teenager, der seine Fingerknöchel knacken läßt, und beugte sich unwillkürlich nach vorn. Sein Nacken erzitterte in einem heftigen Krampf, und er
    lehnte sich wieder zurück. Thom tauchte auf und begann, ihn zu massieren. »Alles in Ordnung«, murmelte er. »Danke. Kannst du mir den Schweiß abwischen? Bitte.« Thom sah ihn mißtrauisch an -wegen des Wörtchens »bitte« -,
    dann wischte er ihm die Stirn ab. Was machen Sie, Sachs? Er hätte sie zu gern gefragt, aber er konnte sie nicht ausgerechnet
    jetzt stören. Dann hörte er sie keuchen. Seine Nackenhaare richteten sich auf.
    »Jesus, Rhyme.« »Was ist? Sagen Sie es mir.« »Die Frau... die Horowitz. Die Kühlschranktür steht offen. Sie ist
    drinnen. Sie ist tot, aber es sieht aus, als ob... O Gott, ihre Augen.« »Sachs...« »Es sieht aus, als habe er sie bei lebendigem Leib da reingesperrt.
    Warum, zum Teufel, sollte er...« »Denken Sie darüber hinaus, Sachs. Kommen Sie. Sie können
    das.« »Jesus.« Rhyme wußte, daß Sachs klaustrophobisch war. Er stellte sich den
    Horror vor, den sie angesichts dieser furchtbaren Todesart
    empfinden mußte. »Hat er sie mit einem Seil oder Klebeband gefesselt?« »Klebeband. So ein durchsichtiges Packband ist über ihrem Mund.
    Ihre Augen, Rhyme. Ihre Augen...«
    »Verlieren Sie jetzt nicht die Fassung, Sachs. Das Band ist eine gute Oberfläche für Fingerabdrücke. Wie ist der Fußboden beschaffen?«
    »Teppich im Wohnzimmer. Und Linoleum in der Küche. Und...«
    Ein Schrei. »O Gott!« »Was?« »Es war nur eine der Katzen. Sie ist genau vor mich gesprungen.
    Kleiner Scheißer... Rhyme?« »Was?«
    »Ich rieche etwas. Etwas Merkwürdiges.«
    »Gut.« Er hatte ihr eingetrichtert, immer auf den Geruch an Tatorten zu achten. Das war der erste Hinweis, den ein Spurensicherungsspezialist registrieren sollte. »Aber was meinen Sie mit >merkwürdig    »Ein saurer Geruch. Chemisch. Kann ihn nicht einordnen.«
    Dann wurde ihm klar, daß etwas keinen Sinn machte. »Sachs«, fragte er unvermittelt. »Haben Sie die Kühlschranktür
    geöffnet?«
    »Nein. Sie war so. Wird von einem Stuhl offengehalten.« Warum? fragte sich Rhyme. Warum sollte er das tun? Er dachte angestrengt nach.
    »Dieser Geruch, er wird stärker. Rauchig.«
    Die Frau ist ein Ablenkungsmanöver! wurde Rhyme schlagartig klar. Er hat die Kühlschranktür offengelassen, um sicherzugehen, daß das eindringende Team seine volle Aufmerksamkeit darauf richten würde.
    O nein, nicht schon wieder!
    »Sachs! Das ist ein Zünder, den Sie riechen. Ein Zeitverzögerungszünder. Da ist eine Bombe! Sofort raus! Er hat die Kühlschranktür offengelassen, um uns hineinzulocken.«
    »Was?«
    »Es ist ein Zünder! Er

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