Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Staatsanwalt zögernd. »Klar, da können Sie drauf wetten. Mhm.«
»Sie haben sie doch über die Sicherheitslage informiert? Darüber, wie gefährlich der Tänzer ist?« Unschuldig wie ein Baby. Eine Pause. »Sie sind informiert worden.« »Und wie genau lauten Ihre Anweisungen?« »Anweisungen?« wiederholte Eliopolos lahm. Er war nicht dumm. Er wußte, daß er kalt erwischt worden war.
Rhyme lachte. Er warf einen Blick zu Sellitto und Dellray herüber. »Ihr seht, unser Freund, der US-Staatsanwalt hier, hat drei Zeugen, von denen er hofft, daß sie Hansen festnageln werden.«
»Drei?«
»Percey, Hale... und den Tänzer selbst«, spottete Rhyme. »Er will ihn fangen, damit er aussagt.« Er sah zu Eliopolos. »Also benutzen Sie Percey ebenfalls als Lockvogel.«
»Nur«, gluckste Dellray, »daß er sie in eine Lebendfalle setzt. Das ist es.«
»Sie denken, daß Ihr Fall gegen Hansen nicht ganz wasserdicht ist, was auch immer Percey und Hale gesehen haben«, sagte Rhyme.
Mr. Mhm versuchte es mit Aufrichtigkeit. »Sie haben ihn dabei beobachtet, wie er irgendwelche verdammten Beweise weggeworfen hat. Zum Teufel, sie haben noch nicht einmal tatsächlich gesehen, wie er das tat. Wenn wir diese Säcke finden und die ihn mit der Ermordung der zwei Soldaten im Frühjahr in Verbindung bringen, großartig, dann haben wir einen Fall. Vielleicht. Aber erstens haben wir die Säcke nicht gefunden, und zweitens könnte das Beweismaterial darin beschädigt sein.«
Dann, drittens, rufen Sie mich an, dachte Rhyme. Ich kann noch im klarsten Nachtwind Spuren finden. Sellitto sagte: »Aber wenn Sie Hansens Auftragskiller bei lebendigem Leib kriegen, kann er seinen Boß festnageln.«
»Genau.« Eliopolos verschränkte seine Arme auf exakt dieselbe Weise, wie er es vermutlich bei Gericht tat, wenn er sein Schlußplädoyer hielt.
Sachs hatte vom Türrahmen aus zugehört. Jetzt stellte sie die Frage, die Rhyme gerade äußern wollte. »Und welchen Deal würden Sie dem Tänzer für eine Zusammenarbeit anbieten?«
Eliopolos blickte zu ihr hinüber: »Wer sind Sie?«
»Officer Sachs. IRD.«
»Es ist wirklich nicht Sache einer Kriminaltechnikerin, in Frage zu stellen...«
»Dann stelle ich die verfluchte Frage«, bellte Sellitto, »und wenn auch ich keine Antwort bekomme, wird sie Ihnen der Bürgermeister höchstpersönlich stellen.«
Eliopolos hatte eine politische Karriere vor sich, vermutete Rhyme. Und aller Wahrscheinlichkeit nach eine erfolgreiche, fetzt versuchte er es mit Beschwichtigung: »Es ist wichtig, daß wir erfolgreich gegen Hansen ermitteln. Er ist das schlimmere von zwei Übeln. Hat das größere Potential, Schaden anzurichten.«
»Das ist eine hübsche Antwort«, sagte Dellray und verzog das Gesicht. »Aber sie hat nichts mit der Frage zu tun. Was werden Sie dem Tänzer anbieten, wenn er gegen Hansen aussagt?«
»Ich weiß es nicht«, wich der Staatsanwalt aus. »Darüber ist nicht diskutiert worden.«
»Zehn Jahre bei mittlerer Sicherheitsverwahrung?« murmelte
Sachs. »Es ist nicht darüber diskutiert worden.« Rhyme dachte an die Falle, die sie so sorgfältig bis vier Uhr mor
gens vorbereitet hatten. Sollten Percey und Hale nun verlegt werden, würde auch der Tänzer davon erfahren. Er würde umdisponieren. Er würde herausfinden, daß sie in Shoreham waren, und weil die Wachen Order hatten, ihn lebend zu fassen, würde es ihm ein Leichtes sein, hineinzugelangen, Percey und Hale umzubringen dazu ein halbes Dutzend US-Marshals - und zu entkommen.
Der Staatsanwalt setzte an: »Wir haben nicht viel Zeit...«
Rhyme unterbrach: »Haben Sie die nötigen Papiere dabei?«
»Ich hatte gehofft, Sie seien bereit zu kooperieren.«
»Das sind wir nicht.«
»Sie sind Zivilist.«
»Ich nicht«, kam es von Sellitto.
»Mhm. Verstehe.« Er sah zu Dellray, machte sich aber nicht die
Mühe, ihn zu fragen, auf wessen Seite er stand. »Ich kann binnen drei oder vier Stunden eine richterliche Anordnung zur Überstellung in Schutzhaft bekommen«, drohte der Staatsanwalt.
An einem Sonntagmorgen? dachte Rhyme. Mhm. »Wir geben sie nicht frei«, sagte er. »Tun Sie, was Sie tun müssen.«
Eliopolos verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. »Ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, daß ich mir persönlich den Bericht des Untersuchungskomitees vornehmen werde, sollte der Gesuchte bei dem Versuch der Festnahme getötet werden, und es ist gut möglich, daß ich zu dem Schluß gelangen werde, daß der Einsatz von
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