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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sich das Bild anschaute, hatte es tatsächlich etwas Vertrautes an sich.
    Cathy hatte gesagt, das sei der Balkon.
    Grace schaute von Tina Busseto weg auf den Hintergrund. Sie sah die Blumen – Klematis vielleicht; allerdings hatte Grace nie viel von Blumen verstanden – und dachte, dass Tante und Nichte genauso gut auf jedem anderen Balkon hätten stehen können, irgendwo, wo die Sonne schien.
    Sie schaute wieder auf das kleine Mädchen …
    … und ihr Herz setzte einen Schlag aus.

119.
    »Es ist wirklich vorbei, Sohn«, sagte David zu Saul.
    Er war da gewesen, als Saul erneut aufgewacht war, hatte gesehen, wie sich die Aufregung beinahe sofort wieder Bahn brach, und hatte Gott dafür gedankt, dass er seinen Sohn hatte beruhigen können, ohne auf Lügen zurückgreifen zu müssen.
    Fast. Es gab keinen Grund, ihm das gesamte hässliche Bild auszumalen.
    »Cathy ist in Sicherheit und lässt dir ihre Liebe ausrichten. Dein Bruder ebenfalls. Und auch deiner Teté geht es gut, aber sie ist immer noch in Naples, und Grace ruht sich aus, aber sie kommt zurecht. Sie werden dich alle besuchen, sobald es geht.«
    Es gab keinen Grund, seinem leidenden Sohn zu erzählen, dass Kez tot war, weil Sam sie erschossen hatte. Und David wusste bis jetzt nicht genau, welche Rolle Terri bei der ganzen Tragödie gespielt hatte, aber es hatte zumindest so geklungen, als hätte auch sie eine Waffe abgefeuert. Beide waren sie außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs gewesen und an einem öffentlichen Ort, als die Schüsse gefallen waren, und man musste kein Jurist sein, um zu wissen, dass das Ärger bedeutete. Sam war schon einmal suspendiert worden, vor sechs Jahren, nachdem er auf die Keys gerast war, um Grace vor Peter Hayman zu retten, und auch damals war jemand ums Leben gekommen. Die Vorstellung, dass man seinen zähen, tapferen, aber zutiefst sanften und anständigen Sohn als wildgewordenen Cop betrachten könnte, tat David in der Seele weh.
    Aber Scheiße passierte nun mal, und dieser Ausgang des Ganzen war nicht ganz unerwartet gewesen.
    Und David wollte verdammt sein – Saul würde das nicht aus seinem Mund erfahren.

120.
    13. September
    Grace schlief kaum.
    Kurz nach eins rief sie im Krankenhaus aus, hörte, dass es Saul gut ging und dankte Gott dafür und für Cathys und Sams Sicherheit.
    Dann sandte sie ein Gebet gen Himmel und bat um Hilfe und Kraft für Cathy und deren gebrochenes Herz.
    Und dann, kurze Zeit später, überraschte sie Woody, indem sie ihm die Leine anlegte und ihn zu einem Spaziergang über die ruhigen Inselstraßen ausführte.
    Sie dachte nach.
    Das kann nicht sein. Du musst dich irren.
    Und doch hatte Cathy den Balkon erkannt.
    Und Grace glaubte, das Mädchen auf Lucias Foto erkannt zu haben.
    Auf dem Foto, das ungefähr zur gleichen Zeit verschwunden war, als Cathy Kez Flanagan kennen gelernt hatte.
    An jenem Tag war Lucia nicht da gewesen, erinnerte sich Grace.
    Aber das kann nicht sein. Das kann unmöglich stimmen.
    Phil Bussetos Nichte. Tina, Lucias Augapfel, die Tochter, die sie nie gehabt hatte, wie sie Grace einmal erzählt hatte.
    Cathy hatte gesagt, Kez habe ihr etwas von einer Tante erzählt.
    Einer Tante, die ihr immer geholfen habe.
    Kez Flanagan. Vollständiger Name: Kerry Flanagan.
    Tina Busseto?
    Das konnte nicht sein.
    Grace kämpfte sich durch den Rest der Nacht. Sie schlief nur wenig, und das auch nur aus Erschöpfung, und es war eine nutzlose, unruhige Art Schlaf. Sie wusste bereits, welchen Anruf sie möglichst früh am nächsten Morgen würde machen müssen.
    »Was ist los, Grace?«, fragte Martinez.
    »Eine verdammte Menge«, antwortete sie, »wie du sicher weißt.«
    »Ja, unser Sam ist sein eigener größter Feind«, sagte Martinez. »Aber es gibt niemanden auf der Welt, den ich lieber an meiner Seite hätte. Das werde ich bezeugen, bis es denen zu den Ohren rauskommt.«
    »Danke, Al«, sagte Grace. »Lass uns hoffen, dass es nicht so weit kommt.«
    »Ja, das hoffe ich auch.« Ihrem Tonfall nach ging er davon aus, dass nichts Schlimmes – zumindest nichts Schlimmeres – passiert war. Also wartete er darauf, dass Grace ihm sagte, was sie von ihm wollte.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte sie dann, »und ich entschuldige mich schon im Voraus dafür, denn ich weiß, wie viel du zu tun hast.«
    »Das stimmt«, erwiderte Martinez, »aber wenn ich helfen kann, werde ich es tun.«
    »Ich hatte gehofft, dass du jemanden für mich überprüfen könntest …«
    Sein Seufzen war

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