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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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solle hier bleiben, aber nur, weil er geglaubt hat, sie würden dich schon heute Abend gehen lassen.«
    Woody tapste in die Küche und legte sich vor ihre Füße.
    »Er hat nicht gewusst, wie viel ich den Cops zu erzählen habe«, erklärte Cathy. »Und sie halten mich nicht fest, ich will hier bleiben. Ich muss ihnen alles erzählen.«
    »Über Kez?« Grace war vorsichtig.
    »Kez hat mir schreckliche Dinge gestanden. Dinge, die sie getan hat.«
    »Darfst du es mir erzählen?«, fragte Grace.
    »Ich glaub schon«, antwortete Cathy. »Nur bin ich im Augenblick todmüde.«
    »Kein Problem«, sagte Grace. »Das kann warten.«
    Cathy schwieg einen Moment und fragte dann: »Du weißt das mit Saul schon, oder?«
    »Ja«, erwiderte Grace. »Saul hat es Terri erzählt. Er hat ihr den Namen buchstabiert.«
    Cathy schwieg.
    »Cathy, Süße«, sagte Grace. »Wenn du nicht mehr reden willst …«
    »Sie hat diese Leute umgebracht, Grace.« Cathys Stimme klang dünn und verwirrt. »Den Hausmeister von der Trent University und die beiden Frauen. Kez hat gesagt, sie hätte es getan, weil die anderen sie ausgelacht hätten. Sie war verrückt … Sie glaubte, alle würden sie verspotten. Das war schon als Kind so, denn sie hat sich immer für hässlich gehalten. Sie hat geglaubt, ihr Körper sei hässlich, aber so war es nicht, Grace. Sie war nicht hässlich.«
    »Nein, das war sie nicht«, sagte Grace.
    »Ich glaube, sie hat mich nach Naples gebracht«, erklärte Cathy, »nur um mir zu beichten. Sie hat mich in ein Apartment gebracht, von dem sie sagte, es gehöre ihr … nur dass ich nicht das Gefühl hatte, dass es ihre Wohnung war. Aber sie nannte es ihre ›Zuflucht‹, und es war sehr hübsch. Überall Blumen und …«
    Sie verstummte.
    »Cathy?«, fragte Grace. »Ist was?«
    »Alles in Ordnung«, sagte Cathy. »Ich habe mich nur an etwas erinnert. An eine seltsame Kleinigkeit, als ich die Wohnung zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Was für eine Kleinigkeit?«
    »Es war eigentlich nichts, nur dass sie mir irgendwie vertraut vorkam. Aber dann ist sehr viel geschehen, und ich hab’s wieder vergessen. Doch jetzt weiß ich, woher das Gefühl kam … Grace, erinnerst du dich an das Foto, das Lucia immer auf ihrem Schreibtisch hatte? Direkt neben dem Foto ihres Mannes?«
    »Das mit ihrer Nichte.« Grace erinnerte sich verschwommen daran, hauptsächlich, weil Lucia es kürzlich weggebracht hatte, um den Rahmen reparieren zu lassen. Jetzt beunruhigte es sie, dass Cathy inmitten all des Schreckens ausgerechnet darauf zu sprechen kam.
    »Es war das, was mir so vertraut vorkam«, erklärte Cathy. »Auf dem Foto standen sie auf einem Balkon, und er sah genauso aus wie der von Kez’ Wohnung. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich das erwähne. Es ist nichts. Sicher sehen Tausende von Balkonen so aus … mit Klematis und anderen Blumen, die sich hübsch um das Geländer ranken. Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt noch darüber plappere, wo die arme Kez tot ist.«
    »Hey«, sagte Grace sanft, »beruhige dich.«
    »Ich muss gleich gehen.«
    »Ist schon okay«, sagte Grace. »Es war wunderbar, von dir zu hören.«
    Sie dachte über Familien nach, über die Gefühle, die Menschen miteinander verbanden.
    »Lebt Kez’ Mutter noch? Weißt du das?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Cathy. »Aber Kez hatte schon seit Jahren nichts mehr mit ihr zu tun, obwohl sie irgendwas von einer Tante erzählt hat, die ihr immer geholfen habe. Ich glaube, es ging um Hilfe, nachdem Kez diese schrecklichen Dinge getan hatte. Ich nehme an, die Tante wusste, dass Kez krank war.«
    Grace hörte ein Geräusch im Hintergrund, das wie eine sich schließende Tür klang, und dann die Stimme eines Mannes – Sams Stimme –, und in diesem Augenblick versetzte das Baby ihr einen harten Tritt, als hätte es seinen Vater gehört. Grace legte die linke Hand auf den Leib und lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit.
    »Sam ist hier«, sagte Cathy. »Er möchte mit dir reden.«
    »Versuch, dich ein wenig auszuruhen«, sagte Grace. »Du kannst mich jederzeit anrufen.«
    Und dann war Sam am Apparat.
    »Schön, sie zu hören, nicht wahr?«
    »Kann sie mich jetzt auch noch hören?«, fragte Grace.
    »Nein«, antwortete Sam. »Sie hat gerade das Zimmer verlassen.«
    »Ich möchte, dass du mir ehrlich antwortest«, sagte Grace.
    »Natürlich.«
    »Glaubt irgendjemand, dass sie etwas mit Kez’ Taten zu tun gehabt haben könnte?«
    »Nicht dass ich wüsste«,

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