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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sagen; sie war sehr jung und hatte blondes Haar …
    Aber Grace hatte sich das Bild immer und immer wieder angeschaut und dann die Augen geschlossen und versucht, sich Kez in allen Einzelheiten in Erinnerung zu rufen … die scharf geschnittene Nase, die grünbraunen Augen, das spitze Kinn. Dann hatte sie die Augen wieder geöffnet und die gleichen Merkmale bei dem Mädchen auf dem Bild gesehen.
    Was zutiefst verwirrend war, aber zu sagen schien, dass Kez Lucias angeheiratete Nichte war. Die Tochter von Joey und Gina Flanagan. Gina wäre dann vielleicht Phil Bussetos Schwester gewesen.
    »Grace?« Martinez’ Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Sonst noch was?«
    »Nein«, sagte sie. »Nichts.«
    Sie versuchte, so normal wie möglich zu klingen, und dankte ihm. Der arme Mann hatte schon genug um die Ohren, und nun bat sie ihn auch noch, potentielle Kindermädchen zu überprüfen. Doch als sie den Anruf beendete, war Grace vor Verwirrung wie benommen und versuchte verzweifelt, dem Ganzen einen Sinn zu entnehmen.
    Lucia hatte immer sehr viel über Phils Nichte erzählt. Tina, die wunderbare, glückliche junge Krankenschwester in Naples. Aber wenn Grace in dieser Sache recht hatte, dann hieß das, dass es niemanden mit Namen Tina Busseto gab. Das hieß, dass Lucia sie erfunden hatte, vielleicht weil die trauernde Mutter einen Ersatz für ihre ertrunkene kleine Tochter gebraucht hatte – so sehr, dass sie sich eine perfekte Nichte ausgedacht hatte.
    Oder vielleicht war sie mit der Realität ihrer echten Nichte, Kez, einfach nicht zurechtgekommen.
    »Alles nur Vermutungen«, sagte Grace laut. »Mehr nicht.«
    Doch plötzlich wusste sie mit absoluter Sicherheit, was sie als Lucias Freundin tun musste.
    Sie musste zu ihr gehen und mit ihr reden.
    Denn sollte sie recht haben, konnte die arme Lucia eine Freundin gut brauchen. Und falls sie wirklich die Tante war, von der Kez gesagthatte, sie habe ihr geholfen, dann war Lucia durch eine nahezu unvorstellbare Hölle gegangen. Und jetzt, nach all diesen Schrecken, hatte sie auch noch solch ein Schicksalsschlag getroffen …
    Falls sie überhaupt schon wusste, dass Kez tot war.

123.
    Terri war vom Dienst suspendiert worden, solange die Untersuchungen liefen; doch nun war sie in Naples auf freiem Fuß, und obwohl sie wusste, dass sie womöglich ihre Karriere zerstört hatte, wollte sie doch nur eines: zurück zu Saul.
    »Wenn du etwas brauchst«, hatte Sam zwischen zwei Verhören zu ihr gesagt, als sie sich kurz begegnet waren, »kannst du jederzeit kommen.«
    »Ich komme schon zurecht«, hatte sie erwidert.
    »Ich bezweifle, dass die Jungs von den Inneren Angelegenheiten meinen Aussagen allzu viel Bedeutung schenken werden«, hatte Sam leise hinzugefügt, »aber ich kann dir garantieren, dass ich mein Bestes für dich tun werde.«
    »Irgendwie habe ich das Gefühl«, hatte Terri gesagt, »dein Bestes wird nicht gut genug sein.«

124.
    Grace hatte akzeptiert, dass sie Sam anrufen musste, um ihre Gedanken mit ihm zu teilen, und sie hatte es auch versucht, bevor sie in ihren Toyota gestiegen und über den Broad Causeway Richtung Westen gefahren war. Sams Handy war auf Mailbox geschaltet, was sie kurz in Versuchung geführt hatte, ihm keine Nachricht zu hinterlassen. Sie hatte Angst, dass Sam die Kavallerie schicken würde, sollte sie es falsch formulieren – oder zumindest die Dorfpolizei von Key Biscayne –, um sich um Lucia zu kümmern, ohne dass diese vorher Gelegenheit gehabt hätte, mit Grace zu sprechen.
    Die Sünden der Nichte.
    Die Ungerechtigkeit des Ganzen machte Grace zu schaffen, aber auch das Risiko, dass Sam vielleicht wieder glauben würde, sie hätte ihm erneut nicht vertraut. Und der Gedanke, ihn zu verletzen war viel schlimmer als die Vorstellung, Lucia wehzutun, so sehr sie mit ihr fühlte.
    Grace formulierte ihre Nachricht schlicht:
    »Ich fahre jetzt zu Lucia«, sagte sie, »die vielleicht durch Heirat Kez Flanagans Tante ist.« Sie hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Frag Martinez.«
    Und nun, da ihr Gewissen nicht mehr ganz so belastet war, bog sie nach Süden auf den Biscayne Boulevard ein. Während des Fahrens überlegte sie sich, wie sie für Lucia empfand. Was sie ihr sagen wollte, wusste Grace schon: dass man ihr keinen Vorwurf für die Verbrechen ihrer Nichte machen würde.
    Falls Kez tatsächlich Lucias Nichte war, ermahnte Grace sich immer wieder.
    Doch ihr Instinkt sagte ihr, dass sie richtig lag – obwohl er sich bei Terri

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