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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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die Öle freigesetzt werden.«
    »So viele Gerüche …«, bemerkte Grace. »Ich habe versucht, sie zu identifizieren, aber das ging nicht.«
    »Das könnten Sie auch nicht«, sagte Lucia, »es sei denn, Sie sind selbst Kräuterkundige.«
    »Ich habe nie wirklich verstanden, wie wichtig Ihnen das ist«, sagte Grace und betrachtete die Regale voller kleiner weißer Porzellantöpfe und Mörser.
    »Das ist nur ein Hobby.« Lucia deutete auf den weißen Tisch und die Stühle. »Bitte, Dr. Lucca, nehmen Sie das Gewicht von den Beinen. Ich werde Ihnen sofort Tee bringen.«
    »Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, erwiderte Grace in sanftem Ton. »Sagen Sie bitte Grace zu mir.«
    »Alte Gewohnheit«, erwiderte Lucia.
    Es war eine Erleichterung, sich hinzusetzen, obwohl Grace spürte, dass die Spannung in ihr noch immer zunahm. Sie würde erst wieder nachlassen, wenn sie und Lucia richtig miteinander redeten.
    Sie wusste bereits, dass sie nicht würde nachbohren müssen.
    »Sie wissen es.«
    Damit war alles gesagt, oder zumindest hatte der Prozess damit begonnen.
    Wie viel auch immer Lucia über Kez’ Taten gewusst haben mochte, wie auch immer die »Hilfe« ausgesehen hatte, die Kez erwähnt hatte – Lucia wollte reden.
    Sie musste reden.
    Grace brauchte nur zu warten.

127.
    Saul war aufgeregt. Die Medikation war heruntergesetzt worden, auch um Abhängigkeiten zu vermeiden, doch sein Stresslevel stieg daraufhin, und er hatte leichtes Fieber bekommen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, hatte Lucy Khan zu David gesagt, als dieser vor einer Weile gekommen war und ihn sich kritisch angeschaut hatte. »Sie sehen sehr müde aus, Dr. Becket. Könnte einer der anderen nicht eine Weile Ihren Platz übernehmen?«
    »Sam und Cathy sind beide nicht in der Stadt«, hatte David gesagt. »Und ich habe Grace gesagt, sie soll es erst mal ein bisschen ruhiger angehen lassen.«
    Er mochte Lucy Khan, aber er kannte sie bei weitem noch nicht gut genug, um mit ihr über die neueste Familienkrise zu reden.
    »Was ist mit Sauls Freundin?«, hatte Lucy Khan nachgehakt.
    »Terri hat mich vor gut einer Stunde angerufen.« David war froh gewesen, ihr etwas Positives berichten zu können. »Sie ist auf dem Weg zurück nach Miami.«
    Er hatte Saul diese frohe Kunde übermittelt, kaum dass er das Zimmer betreten hatte, und das hatte definitiv geholfen; doch David sah ihm an den Augen an, dass ihn nur Terris Anwesenheit und die seiner gesamten Familie davon überzeugen würde, dass es ihnen wirklich allen gut ging.
    Tatsächlich empfand David ähnlich; also konnte er das Saul wohl kaum zum Vorwurf machen.

128.
    Es hatte alles mit einer Katze begonnen, erzählte Lucia Grace.
    »Sie haben sicher schon oft gehört, dass solche Dinge mit Tieren beginnen.«
    Solche Dinge.
    Die Worte allein bereiteten Grace schon Übelkeit und machten ihr zum ersten Mal auf schreckliche Art bewusst, was sie nun zu hören bekommen würde.
    »Kez hat mit mir hier in diesem Haus gewohnt«, erzählte Lucia, »als es passiert ist. Sie war sehr aufgeregt – ich hatte meine Nichte noch nie so aufgeregt gesehen. Doch die Tatsache, dass sie dem Tier und nicht sich selbst die Schuld gab, hätte mir eine Warnung sein müssen – mein Weckruf sozusagen.«
    Sie waren mit ihren Teetassen ins Wohnzimmer gegangen, wo Grace eine Gruppe von Fotos aufgefallen war, die auf einem Lampentisch in der Ecke standen. Einige zeigten Phil Busseto, andere ein kleines Mädchen mit lockigem, dunklem Haar – nicht Kez.
    Das war Christina, Lucias Tochter, nahm Grace an.
    »Warum haben Sie mir nie erzählt, dass Sie ein Kind gehabt haben?«, fragte sie.
    »Weil ich nie den Schmerz ertragen konnte, wenn ich über Christina gesprochen habe.«
    »War Ihre Nichte nach ihr benannt?« Grace sah keinen Grund, Ausflüchte zu machen. »War Tina der Kosename für Kez?«
    Lucia schüttelte den Kopf.
    »Kez ist als Kerry geboren, wie Sie vermutlich wissen. Ihre Eltern waren Phils Schwester Gina und deren Mann Joey Flanagan. Kez nannte sie sich selbst als kleines Kind, und irgendwann hat sie jeder so gerufen.«
    »Und Tina?« Jetzt war Grace fasziniert.
    »Tina …« Lucias schwache Stimme klang traurig. »Tina war meine Fantasie.«
    Der Tonfall ihres Geständnisses überraschte und beeindruckte Grace zugleich.
    »Tina Busseto.« Die ersten Tränen erschienen in Lucias braunen Augen. »Meine ›gute‹ Nichte. Eine nette junge Person.«
    »Die Art von Person«, wagte Grace sich vor, »die vielleicht aus Christina

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