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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gemeint.
    »Was war mit Gina?«
    »Die hätte einen hysterischen Anfall bekommen und nur an sich und nicht an Kez gedacht. Während ich bereits meine eigene Tochter im Stich gelassen habe, indem ich sie sterben ließ … Ich wusste, dass ich nie wieder ein anderes Kind würde im Stich lassen können, das sich auf mich verließ.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Grace.
    »Können Sie?«
    »Natürlich.« Grace war wider Willen fasziniert. »Was haben Sie getan, Lucia?«
    »Ich habe Phil angerufen. Er hat einmal wegen Betrugs eingesessen. Seitdem war er zwar vollkommen sauber, aber er kannte immer noch gewisse Leute, und er wusste, wie wichtig Kez für mich war. Also hat er dafür bezahlt, dass alles bereinigt wurde – ich weiß nicht wie und wollte es auch nie wissen.«
    Die Faszination war wieder verschwunden. Grace schauderte bis auf die Knochen.
    »Aber Phil hat hinterher zu mir gesagt, sollte Kez je wieder etwas Böses tun, würde er sie und ihre Mutter im Regen stehen lassen. Dann würde er nichts mehr mit uns zu tun haben wollen.«
    »Und Gina hat das nie herausgefunden?«
    »Nur das über Joeys Herzanfall«, antwortete Lucia. »Lindy Jerszinsky war ›unerwartet abgereist‹, oder was immer Phils Freunde arrangiert haben mögen. Ich glaube nicht, dass Gina je auch nur eine Ahnung davon hatte, was im Kopf ihrer Tochter vorging. Und als Kezälter wurde und ihre …  Episoden bekam, da wusste sie, dass sie ihrer Mutter nichts davon erzählen durfte. Stattdessen hat sie sich immer an ihre Tante Lucia gewandt.«
    »Aber Phil hat doch gesagt: nie wieder.« Grace hielt kurz inne. »Was hat er gesagt, als Kez sich das nächste Mal mit der Bitte um Hilfe an Sie gewandt hat?«
    »Er ist gestorben«, antwortete Lucia.

131.
    Terri war wieder in Miami. Sie war vollkommen erschöpft, wollte aber mehr als alles andere Saul sehen, bevor sie auch nur daran dachte, nach Hause zu fahren und sich auszuruhen.
    Sein Gesichtsausdruck, als er sie durch die Tür kommen sah, genügte, um sie durch und durch zu wärmen und ihr alle Last von den Schultern zu nehmen. Nun war sie sich vollkommen sicher – sollte überhaupt je ein Zweifel bestanden haben –, dass sie richtig gehandelt hatte, als sie Cathy geholfen und ihn gerächt hatte.
    »Hi, Baby«, sagte sie so locker und fröhlich, als käme sie von einer Shoppingtour. Sie ging an seinem Dad vorbei direkt zum Bett, und noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr gefreut, jemanden zu sehen. Sie zweifelte nicht mehr im Geringsten daran, dass sie ihn liebte. Das wusste sie nun, obwohl sie nicht sicher war, ob Saul – wenn er denn wieder sprechen konnte – gutheißen würde, was sie getan hatte.
    Er war nicht der Typ für »Auge um Auge, Zahn um Zahn«, ihr Saul, und er würde es auch nicht zu schätzen wissen, dass sie sich in Gefahr begeben hatte, besonders nicht um seinetwillen. Aber für Cathy würde er das vielleicht akzeptieren … vielleicht verstand er auch, wie es für sie gewesen war, schlicht, weil er sie liebte. Zumindest das war deutlich in seinen Augen zu sehen.
    Seine Familie und die Abteilung für Innere Angelegenheiten und alle anderen, die ihr Tun weder billigten noch verstanden, konnten Terri am Arsch lecken.

132.
    Lucia hatte noch Tee aufgeschüttet und Grace auf die Veranda gebeten. Jetzt saßen sie auf hübschen weißen Stühlen neben dem Gewächshaus, nicht weit weg von dem schlanken Speedboat, das an der Mole lag.
    Das Boot hieß, wie Grace nun sah, Christina.
    »Zu reden ist eine große Erleichterung«, bemerkte Lucia.
    »Reden Sie so viel oder so wenig Sie wollen«, sagte Grace.
    »Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass man den meisten Menschen nicht trauen kann. Kez wusste von klein auf instinktiv, dass sie ihrer eigenen Mutter nicht vertrauen konnte.« Wieder hielt Lucia kurz inne. »Ich habe gelernt, dass ich meinem Mann nicht vertrauen konnte.«
    »Aber Phil hat doch sehr viel getan, um Kez zu helfen«, sagte Grace.
    »Nur beim ersten Mal. Später hat er sich geweigert.«
    Allein hätte sie damit leben können, erzählte Lucia. Sie war damit zurechtgekommen, nur dass sie das Gefühl gehabt hatte, Kez nun alleine helfen zu müssen. Das hatte sie körperlich, emotional und finanziell viel gekostet – nicht dass ihr diese Kosten etwas ausgemacht hätten; das Geld hatte sie zusammenbekommen.
    »Aber Phil wollte es nicht darauf beruhen lassen«, fuhr Lucia fort. »Er sagte, wir müssten zur Polizei gehen und Kez anzeigen. Er sagte, das sei

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